--Streichung von Managerposten ohne zusätzlichen Stellenabbau geplant

--Aufteilung von Gas and Power soll Geschäfte für Finanzmarkt transparenter machen

--Mittelfristige Margenziele der neuen Business Areas bestätigen bisherige Ziele von Gas and Power

(NEU: durchgehend neu mit Aussagen der Manager vom Kapitalmarkttag)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy will 30 Prozent aller Managerposten streichen. Mit Hilfe schlankerer Strukturen sollen interne Entscheidungsprozesse künftig deutlich beschleunigt und die Verantwortlichkeiten der einzelnen Geschäfte gestärkt werden, kündigte der Energiekonzern auf seinem Kapitalmarkttag in Berlin an. Von bis zu elf Hierarchieebenen in einzelnen Geschäftsbereichen sollen maximal sechs übrig bleiben. Ein Stellenabbau ist mit dem Vorhaben aber nicht verbunden.

Technologie reiche für sich genommen als Qualitätskriterium nicht mehr aus, sagte Vorstandschef Christian Bruch. "Ausschlaggebend wird sein, wie wir unsere Lieferketten und Fertigungen steuern, wie wir Projekte abarbeiten und wie wir unsere wachsende Datenbasis erfolgreich nutzen."

Mit einer Aufteilung des Segments Gas and Power in drei Geschäftsfelder will der Konzern ab dem neuen Geschäftsjahr für den Kapitalmarkt überdies transparenter werden: Die größte Business Area mit dem Namen Gas Services umfasst künftig sämtliche Geschäfte rund um Gas- und große Dampfturbinen, zu Grid Technologies gehören neben der Stromübertragung das Geschäft mit der Energiespeicherung, und in der kleinsten und breitesten Business Area Transformation of Industry geht es um alle Themen rund um die Senkung von Stromverbrauch und CO2-Emissionen in Industrieprozessen. Hier ist sowohl das Geschäft mit Kompressionsanlagen als auch die im Aufbau befindliche Produktion von Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff angesiedelt, ein neues Geschäft, von dem sich das Unternehmen großes Wachstum verspricht.

Alle Business Areas werden ab dem neuen Geschäftsjahr eigene Zahlen ausweisen, Transformation of Industry sogar mit vier Unterkategorien. Siemens Energy hat seine mittelfristigen Finanzziele auf Konzernebene angesichts der aktuellen Probleme bei Siemens Gamesa ausgesetzt. Im Geschäft Gas and Power seien die Mittelfristziele aber intakt, sagte Finanzchefin Maria Ferraro vor Investoren und Analysten. Bis zum Geschäftsjahr 2024/25 werde wie versprochen eine angepasste EBITA-Marge von mindestens 8 Prozent erreicht - nach 4,5 Prozent vor Sondereffekten im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Dieses Margenziel wurde jetzt durch Ziele in den neuen Business Areas unterlegt: Gas Services soll binnen drei Jahren 10 bis 12 Prozent angepasste EBIT-Marge schaffen nach 7 Prozent im vergangenen Jahr, Grid Technologies 8 bis 10 Prozent nach 6,5 Prozent und der investitionsintensive Bereich Transformation of Industry 6 bis 8 Prozent nach minus 2,5 Prozent. Ferraro hob hervor, dass im angestammten Kraftwerksgeschäft der Umsatz im besten Fall stabil gehalten wird, für die beiden anderen Business Areas dagegen ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich erwartet wird. "Wir glauben daran, weil wir exzellent positioniert sind", sagte sie.

Keine Margenziele gibt es derzeit im kriselnden Windkrafttochter Siemens Gamesa, die Christian Bruch vollständig übernehmen und von der Börse nehmen will, um sie leichter sanieren zu können. Die Offerte für die ausstehenden 33 Prozent Gamesa-Aktien soll möglichst noch vor September auf den Weg gebracht werden, wenn die spanische Börsenaufsicht mitspielt: Man sei daran interessiert, das gesamte Verfahren so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen", sagte Christian Bruch.

Am Wochenende hatte Siemens Energy das Angebot mit einem Preis von Preis von 18,05 Euro je Aktie angekündigt. Bruch sprach von einem "sehr großzügigen Preis", mit dessen Hilfe man sehr schnell alle Aktien einsammeln wolle. Er verfolge ganz bewusst keinen opportunistischen Ansatz, weil er sicher sei, hier ein sehr gutes Geschäft zu bieten, das nach dem Turnaround sehr profitabel sein werde. An Wind führe in der Energietechnik von morgen kein Weg vorbei, so der Manager.

Bis zu 4 Milliarden Euro lässt sich der Mutterkonzern die Übernahme kosten, mittelfristig sollen im Gegenzug Kostensynergien von 300 Millionen Euro gehoben werden und langfristig durch einen gemeinsamen Auftritt am Markt zusätzliche Umsätze in Höhe von einer halben Milliarde. Die Sanierung von Siemens Gamesa, die Jochen Eickholt umsetzen muss, wird nach Einschätzung von Bruch Jahre dauern: Die Wende im Geschäft mit Windturbinen für den Betrieb an Land ist laut Präsentation zum Kapitalmarkt erst im Geschäftsjahr 2024/25 zu erwarten: Zwei weitere Jahre mit schwachen Zahlen im Onshore-Geschäft stehen also noch bevor.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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May 24, 2022 06:12 ET (10:12 GMT)