(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz)

ESSEN (dpa-AFX) - Der angeschlagene Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp steht bei der Trennung von seinem lukrativen Aufzuggeschäft kurz vor der Entscheidung. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden", sagte Finanzvorstand Johannes Dietsch am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen des ersten Quartals. Dabei zeichnet sich immer mehr ein Verkauf der Sparte ab. Die Aktie drehte nach anfänglichen Verlusten im Verlauf ins Plus und stieg am späten Vormittag um rund 1,7 Prozent.

Zwar hält Dietsch immer noch einen Börsengang für möglich. Mit Blick auf das unsichere Marktumfeld und den seinen Aussagen zufolge "sehr kompetitiven Bieterprozess" sagte er, Thyssenkrupp konzentriere sich derzeit "sehr stark" auf die Verkaufsoption. Ende Februar soll dann die Entscheidung fallen.

Mehrere Finanzinvestoren sowie Wettbewerber hatten zuletzt Angebote eingereicht, darunter der finnische Aufzughersteller Kone, der annähernd 17 Milliarden Euro in die Hand nehmen will. Gerade bei diesem Gebot gibt es jedoch Bedenken wegen der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden; befürchtet wird ein längerer Prozess. Dietsch räumte ein, dass es bei strategischen Bietern länger dauern werde, bis Thyssenkrupp den Kaufpreis erhalten werde. Das müsse man im "Kriterienkatalog" für die Entscheidung berücksichtigen, "ohne das jetzt bewerten zu wollen."

Thyssenkrupp will sich vom Aufzuggeschäft trennen. Mit den Erlösen will der Konzern die Sanierung des Unternehmens finanzieren. Das Aufzuggeschäft ist dabei die Ergebnisperle von Thyssenkrupp. Auch im ersten Quartal war sie wieder der einzige nennenswerte Gewinnbringer. Thyssenkrupp schrieb dabei in den drei Monaten per Ende Dezember insgesamt rote Zahlen. Vor allem das Stahlgeschäft, auf das sich der Konzern künftig verstärkt konzentrieren will, verlief schwach und verbuchte hohe Verluste. Dazu belasteten Restrukturierungskosten für den Konzernumbau, höhere Zinsaufwendungen für Finanzschulden sowie Aufwendungen im Zusammenhang mit der geplanten Trennung vom Aufzuggeschäft.

Der Nettoverlust belief sich in den drei Monaten per Ende Dezember auf 372 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte Thyssenkrupp noch einen Gewinn von 60 Millionen Euro erzielt. Dabei machte dem Konzern das schwierige konjunkturelle Umfeld zu schaffen, insbesondere im Stahl und in der Automobilindustrie. Der Umsatz sank leicht um 1 Prozent auf knapp 9,7 Milliarden Euro. Operativ verdiente das Unternehmen bereinigt um Sondereffekte deutlich weniger. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach um 77 Prozent auf 50 Millionen Euro ein.

Den Ausblick bekräftigte das Unternehmen. Für den Umbau hat Thyssenkrupp einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag reserviert. Da auch der konjunkturelle Rückenwind fehlt, dürfte das Unternehmen im neuen Geschäftsjahr 2019/20 noch tiefer in die Verlustzone rutschen als im Vorjahr. Das bereinigte Ebit sieht das Management in etwa stabil bei 802 Millionen Euro. Dabei dürfte sich das Stahlgeschäft schwächer entwickeln./nas/eas/fba