Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die in diesem Jahr auf Netflix laufenden Filme sollten genau zum richtigen Zeitpunkt herauskommen. Der Streaming-Riese meldete zuletzt nämlich ein enttäuschendes Wachstum bei den zahlenden Abonnenten für das erste Quartal. Das allein sollte keine große Überraschung sein. So hat Netflix seine eigenen Abonnentenprognosen in etwa 44 Prozent der Fälle verfehlt, seit es seine aktuelle Prognosemethodik Anfang 2019 eingeführt hatte. Das Unternehmen warnte zuletzt auch, dass die atemberaubende Expansion, die durch die Pandemie im vergangenen Jahr angeheizt wurde, das Wachstum aus diesem Jahr vorgezogen hat.

Die Netflix-Aktie stürzte als Reaktion im nachbörslichen Handel nach den Ergebnissen um fast 9 Prozent ab. Das Unternehmen hat im ersten Quartal knapp unter 4 Millionen zahlende Abonnenten hinzugewonnen und prognostiziert für das zweite Quartal jetzt einen Nettozuwachs von nur 1 Million. Das bedeutet: Netflix dürfte das erste Halbjahr mit fast 6 Millionen weniger neuen Abonnenten beenden, als die Wall Street bisher erwartet hatte. Außerdem müsste Netflix in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 fast 21 Millionen neue Zuschauer gewinnen, um das Jahresendziel der Analysten von 229,4 Millionen Zuschauern zu erreichen. In den vergangenen fünf Jahren hat Netflix in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt etwa 12,4 Millionen neue Abonnenten dazu addiert.


   Produktionsstopps hemmen Netflix 

In seinem vierteljährlichen Aktionärsbrief machte Netflix als Grund für einen Teil der diesjährigen Schwäche eine "leichtere Inhaltspalette" verantwortlich, die durch die pandemiebedingten Produktionsstillstände im vergangenen Jahr verursacht wurde. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich diese Situation verbessern wird. In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 wird es neue Staffeln von "The Witcher" sowie "Cobra Kai" geben, und einige erwarten in diesem Zeitraum auch eine neue Staffel der Blockbuster-Serie "Stranger Things". Natürlich werden die vielen Netflix-Konkurrenten, die jetzt auf dem Markt sind, ähnliche Pläne verfolgen. Darüber hinaus werden Rivalen wie Disney und HBO Max einige Filme am Tag des Kinostarts in ihre Streaming-Dienste aufnehmen.

Netflix hält immerhin an seinem Ziel fest, in diesem Jahr die Gewinnschwelle auf Free-Cash-Flow-Basis zu erreichen. Das Unternehmen plant sogar, zum ersten Mal seit 2012 mit dem Rückkauf von Aktien zu beginnen. So startet ein Rückkaufprogramm im Wert von 5 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr. All das sind wichtige Schritte für den unangefochtenen Streaming-König nach mehr als einem Jahrzehnt in diesem Geschäft. Aber da Streaming-Investoren kurzsichtig auf Abonnentenzahlen fokussiert sind, wird Netflix immer noch eine Menge Zuschauer brauchen, um später in diesem Jahr den Weg zurück ins alte Gleis zu finden.

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April 21, 2021 04:17 ET (08:17 GMT)