FRANKFURT (awp international) - Ein vorsichtiger Konjunkturoptimismus der Anleger hat den Dax am Freitag beflügelt. Bereits seit Börseneröffnung treibt die Hoffnung auf einen Durchbruch im Handelsstreit zwischen den USA und China den deutschen Leitindex an. Zusätzliche Unterstützung erhielt der Dax von Chinas Währungshütern, während der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember keine klaren Signale sendete: Die US-Wirtschaft hatte zwar deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Allerdings könnte die US-Notenbank nun bei ihrer Geldpolitik wieder eine etwas schärfere Gangart einschlagen, vermuteten die Analysten der Landesbank Helaba.

Bis zum frühen Nachmittag zog das Börsenbarometer um 1,86 Prozent auf 10 610,66 Punkte an. Damit könnte die wegen der Neujahrsfeiern verkürzte Handelswoche mit einem moderaten Plus zu Ende gehen.

Am Donnerstag hatte noch das enttäuschende Weihnachtsgeschäft des iPhone-Konzerns Apple die Angst der Anleger vor einem Abschwung der Weltwirtschaft weiter geschürt. Apple hatte dabei auch auf eine Schwäche in China verwiesen.

Im Handelskonflikt zwischen China und den USA kommt es nun aber zu den ersten direkten Verhandlungen seit der Ankündigung eines "Waffenstillstands" Anfang Dezember. Eine US-Delegation wird am Montag zu zweitägigen Gesprächen erwartet. Dabei geht es darum, wie der von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping Anfang Dezember angekündigte Kompromiss für den Handelsstreit konkret aussehen soll.

Die chinesische Notenbank senkt zudem die Reserveanforderungen für Kreditinstitute. Je niedriger die Quote ausfällt, desto mehr Spielraum steht den Banken bei der Kreditvergabe zur Verfügung. Das wird allgemein als positiv für die Wirtschaft erachtet, da etwa Unternehmen dann tendenziell mehr Kredite für Investitionen aufnehmen können.

Der MDax als Index mittelgrosser Unternehmen gewann am Freitag zuletzt 1,50 Prozent auf 21 719,13 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog ähnlich deutlich an.

Im Dax gewannen die Papiere des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer 3,75 Prozent. Die Entscheidung eines US-Richters mit Blick auf anstehende Glyphosat-Verfahren milderte bei den Aktionären die Angst vor Milliardenrisiken durch Klagen wegen des umstrittenen Unkrautvernichters.

Im MDax setzte eine skeptische Branchenstudie der US-Bank Morgan Stanley die Aktien von Fernsehkonzernen teils deutlich unter Druck. So sackten die Papiere von ProSiebenSat.1 mit einem Minus von fast 6 Prozent auf das tiefste Niveau seit Anfang 2012 ab. Für die Papiere von RTL ging es um rund 2 Prozent nach unten. Das stetig wachsende Geschäft mit Film-Streaming-Abonnements in Europa verstärke den Investitionsdruck auf die hiesigen TV-Unternehmen, schrieb Analyst Omar Sheikh.

Die Aktien von Medigene hingegen schnellten als Favorit im Nebenwerteindex SDax um fast 14 Prozent in die Höhe. Der Biotech-Konzern hatte einen Lizenzvertrag mit dem Helmholtz Zentrum München zur Erforschung von Krebstherapien abgeschlossen.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,07 Prozent am Vortag auf 0,08 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 142,05 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,47 Prozent auf 164,28 Punkte.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,1384 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1348 (Mittwoch: 1,1397) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8812 (0,8774) Euro gekostet./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---