FRANKFURT (awp international) - Den deutschen Aktienmarkt hat am Donnerstag die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die anschliessende Pressekonferenz weitgehend kalt gelassen. Die Währungshüter lassen sich trotz der anziehenden Inflation nicht von ihrem Billiggeld-Kurs abbringen.

Der Dax schloss mit minus 0,02 Prozent auf 11 596,89 Punkten kaum verändert. Im MDax gab es im Verlauf zwar ein Rekordhoch bei 22 684,62 Punkten, doch mit nur noch 22 634,84 Zählern und einem Plus von 0,02 Prozent ging der Index der mittelgrossen Unternehmen dann über die Ziellinie. Der Technologiewerte-Index TecDax verlor 0,11 Prozent auf 1836,48 Punkte.

Das derzeitige Preisniveau am deutschen Aktienmarkt sei nahezu ausschliesslich dem vom designierten US-Präsidenten Donald Trump in Aussicht gestellten Konjunkturprogramm zu verdanken, hiess es vom Broker IG. Entsprechend hoch sei das Enttäuschungspotenzial, falls Trump hinter den Erwartungen zurückbleibe. Dieser wird an diesem Freitag als US-Präsident vereidigt.

BANKEN GEWINNEN, IMMOBILIENWERTE VERLIEREN

Europas Währungshüter halten die Geldschleusen im Euroraum trotz steigender Inflation weit geöffnet. Der EZB-Rat beliess bei seiner Sitzung den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, wie erwartet auf dem Rekordtief von null Prozent. Erst im Dezember hatte die EZB ihr gewaltiges Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere um neun Monate bis mindestens Ende 2017 ausgedehnt. Von April an will sie monatlich aber nur noch 60 Milliarden statt 80 Milliarden Euro in den Markt pumpen.

Die Aktien der Commerzbank gewannen an der Dax-Spitze 4,29 Prozent. Die Titel der Deutschen Bank legten um 0,83 Prozent zu. Im Gegenzug wurden Immobilienwerte ungeachtet der weiter extrem lockeren EZB-Geldpolitik abgestossen. Vonovia etwa verloren am Dax-Ende 1,76 Prozent. Die anziehende Inflation lasse viele an eine Zinswende glauben, so ein Marktbeobachter. "Das hilft den Banken und leider gar nicht den Immobilienkonzernen."

ÜBERNAHME IN DER LUFTFAHRTBRANCHE HILFT MTU

Die im MDax notierten Titel von MTU gewannen 1,41 Prozent. Beflügelt wurden sie von Übernahmeplänen des französischen Triebwerkshersteller und Rüstungskonzern Safran , der den Zulieferer Zodiac Aerospace schlucken will. Die Airbus-Papiere legten um 0,99 Prozent zu.

Der EuroStoxx 50 sank um 0,11 Prozent auf 3290,33 Punkte. Der Cac 40 in Paris und der Londoner FTSE 100 gaben ebenfalls nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Handelsschluss etwas tiefer.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,09 Prozent am Vortag auf 0,13 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 142,00 Punkte. Der richtungweisende Euro-Bund-Future verlor 0,06 Prozent auf 162,94 Punkte. Der Euro wurde zuletzt mit 1,0630 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0668 (Mittwoch: 1,0664) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9374 (0,9377) Euro./ajx/he