FRANKFURT (awp international) - Die Zinsangst ist mit Wucht an den deutschen Aktienmarkt zurückgekehrt. Der Leitindex Dax weitete am Montag seine jüngsten Kursverluste deutlich aus und büsste bis zum frühen Nachmittag 2,10 Prozent auf 13 260,55 Punkte ein. Das Börsenbarometer fiel damit klar unter den 21-Tage-Durchschnitt, der den kurzfristigen Trend beschreibt.

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen knickte um 3,15 Prozent auf 26 135,02 Zähler ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,7 Prozent.

Am Aktienmarkt wirft das an diesem Donnerstag beginnende Notenbanktreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming seine Schatten voraus. Anleger spekulieren, dass die US-Notenbank Fed weiter einen strikten Straffungskurs verfolgen dürfte, um die hohen Preissteigerungen in den Griff zu bekommen. Entsprechend trennten sich die Investoren von als riskant angesehenen Anlagen. Im Falle eines erneuten deutlichen Zinsschritts der Fed um 0,75 Prozentpunkte würden Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren weiter an Attraktivität verlieren.

"Fed-Chef Jerome Powell sollte zunächst einmal alles daran setzen, seine Prognosen dieses Mal etwas treffsicherer zu gestalten", schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus RoboMarkets. Genau vor einem Jahr sei Powell an gleicher Stelle noch davon ausgegangen, dass sich der beginnende Inflationsschub "wahrscheinlich als vorübergehend erweisen" werde.

Hierzulande standen aus Unternehmenssicht gleich zwei Chefwechsel im Fokus, die allerdings von Börsianern unterschiedlich gewertet wurden. Bei Fresenius soll der amtierende Lenker der Tochter Kabi, Michael Sen, den Medizin- und Krankenhauskonzern ab dem 1. Oktober aus der Dauerkrise führen. Die Aktien zogen an der Dax-Spitze um rund vier Prozent an.

Der Sportartikelhersteller Adidas hingegen muss sich noch einen neuen Chef suchen. Der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted und der Aufsichtsrat einigten sich im gegenseitigen Einvernehmen darauf, dass Rorsted 2023 aus seinem Amt ausscheiden wird. Die Adidas-Papiere fielen um gut drei Prozent.

Am Index-Ende sackten die Aktien des Kunststoffkonzerns Covestro um mehr als fünf Prozent ab. Das Konjunkturumfeld mahne zur Vorsicht, schrieb Analystin Isha Sharma von der Investmentbank Stifel.

Im MDax hielten die Papiere von Uniper mit einem Minus von fast acht Prozent die rote Laterne. Die weiter anziehenden Gaspreise erhöhten den Druck auf den angeschlagenen Energiekonzern. Am Markt wurde der neue Höhenflug bei den Gaspreisen mit einer erneuten, diesmal für Ende des Monats angekündigten Lieferunterbrechung von russischem Erdgas via der Pipeline Nord Stream 1 erklärt.

Abseits der grossen Indizes litten die Anteilsscheine von Borussia Dortmund unter Gewinnmitnahmen und brachen um fast zwölf Prozent ein. Seit Mitte Juli hatten sich die Aktien bis zur Vorwoche im Zuge des guten Bundesliga-Starts mit zwei Siegen in der Spitze um mehr als ein Viertel erholt. Am Samstag kam aber der sportliche Rückschlag mit einer Heimniederlage gegen den Wiederaufsteiger Werder Bremen, der das Spiel in den Schlussminuten drehte.

Der Euro blieb unter Druck und war im Handelsverlauf erstmals seit Mitte Juli wieder unter die Parität zum US-Dollar gefallen. Unter Parität versteht man ein Tauschverhältnis von eins zu eins. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0002 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitag auf 1,0054 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,08 Prozent am Freitag auf 1,12 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,22 Prozent auf 134,08 Punkte. Der Bund-Future sank am Nachmittag um 0,39 Prozent auf 151,68 Punkte./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---