FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. Mai 2017. Schon nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen machten viele französische Aktien einen Satz nach oben. Für den kommenden Montag nach der Stichwahl wird mit weiteren Gewinnen gerechnet.

Von seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei knapp 7.000 Punkten ist der französische Aktienindex CAC40 zwar noch weit entfernt, mit 5.340 Zählern am Donnerstagmittag liegt er aber auf einem Zehnjahreshoch.

Am Montag nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen hatte der Index einen Sprung von 5.059 auf 5.269 Punkte gemacht, für den kommenden Montag werden am Markt weitere Gewinne erwartet. Die Umfragen für die zweite Runde der Wahlen am kommenden Sonntag deuten derzeit auf einen klaren Sieg Emmanuel Macrons mit 60 Prozent gegenüber Marine le Pen mit 40 Prozent hin.

"An der Schwelle zu neuer Ära"

Die Vermögensverwalter NN Investment Partners beschreibt Macron als unternehmerfreundlichen Europabefürworter. "Macrons Programm deutet darauf hin, dass er das nordische Modell in Frankreich einführen möchte", erläutern die Analysten. Der Kern dieses Modells sei eine Kombination aus Strukturreformen, die die Wirtschaft flexibler machten, und staatlichen Anreizen für eine Erhöhung der Investitionen. Frankreich stehe an der Schwelle zu einer neuen Ära. "Die langfristigen Aussichten für das französische Wachstum sind ziemlich gut - vorausgesetzt, der kommende Präsident setzt die nötigen Reformen durch, da Frankreichs Arbeits- und Produktmärkte recht starr sind."

Banken und Luxusgüterhersteller als Gewinner

Vor allem für die Banken werden weitere Kurszuwächse prognostiziert. Größte Gewinner am Tag nach der Wahl waren mit Crédit Agricole und Société Générale in der Tat Banken, aber auch die Luxusgüterhersteller Kering und LVMH, wie Roland Stadler von der Baader Bank feststellt. Der Aktienkurs des französischen Luxus- und Lifestylekonzerns Kering (WKN 851223), zu dem unter anderem Gucci, Yves Saint Laurent und Puma gehören, hat sich seit vergangenem Sommer verdoppelt. Die Branche ist wieder im Aufwind: Schon im ersten Quartal wuchs Kering mehr als erwartet.

Immerhin von 132 Euro im vergangenen Sommer auf aktuell 232 Euro verteuerte sich LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton (WKN 853292), der weltweit größte Luxusgüterkonzern. Auch LVMH startet gut ins neue Jahr und steigerte seinen Umsatz um 15 Prozent.

Kursverdopplung bei Crédit Agricole und Sociéte Générale

Ebenfalls stark profitiert von der wachsenden Zuversicht in Frankreich hat Crédit Agricole (WKN 982285). An der Börse Frankfurt hat sich der Kurs seit vergangenem Sommer fast verdoppelt auf aktuell 14 Euro, für den letzten Schub sorgte der Wahlausgang vor anderthalb Wochen.

Schon 2016 war für die größte Filialbank Frankreichs ein gutes Jahr, wie Walter Vorhauser von Oddo Seydler feststellt: Der Gewinn kletterte um 23 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro - besonders die Vermögensverwaltung florierte. Insgesamt erhöhten sich die Erträge um 4,4 Prozent auf fast 17 Milliarden Euro. Potenzial erwächst nun aus der Marktpräsenz in Italien, wie Vorhauser berichtet: "Crédit Agricole will drei italienische Sparkassen übernehmen. Die Zukäufe würden gut zu den strategischen Zielen der Bank passen."

Die Sociéte Générale sorgte Stadler zufolge heute mit den genannten Kosten für einen Rechtstreit mit dem Staatsfonds Libyens zwar anfangs für lange Gesichter an der Börse, die Aktie (WKN 873403) erholte sich aber schnell. Die Bank muss für einen Vergleich mit Libyen 963 Millionen Euro zahlen, daher ging der Überschuss im ersten Quartal um fast ein Fünftel zurück. Operativ läuft es aber weiter gut. Auch der Kurs der Sociéte Générale hat sich seit vergangenem Sommer fast verdoppelt.

Alstom auf dem richtigen Gleis

Auf ein Plus von immerhin fast 50 Prozent seit vergangenem Sommer kommt der französische Zughersteller Alstom (WKN A0F7BK). Schon das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2016/2017 hatte Alstom erfolgreich abgeschlossen, auch die heute bekannt gegebenen Zahlen für das das vierte Quartal und das gesamte Geschäftsjahr wurden an der Börse begrüßt, wie Vorhauser meldet. Der Umsatz legte im Gesamtjahr um 6 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro zu, das bereinigte Vorsteuerergebnis um 15 Prozent auf 421 Millionen Euro - mehr als am Markt erwartet. "Der Auftragsbestand erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen neuen Höchstwert."

Am Donnerstagmittag notiert die Aktie bei 28,70 Euro. "Positiv aufgenommen wurde auch, dass Alstom einen neuen Großauftrag von der Deutschen Bahn erhalten hat."

"Frankreich hat Nachholbedarf", resümiert Vorhauser. "Sowohl politisch als auch wirtschaftlich wird sich jetzt einiges ändern." Auch für Europa als Ganzes werde es aufwärts gehen. "Den Höhepunkt der Krise haben wir gesehen, die Zeiten der Unsicherheit sind vorbei." Die Wahl am Sonntag sei in dem Sinne - hoffentlich - eine "Erlösung".

von: Anna-Maria Borse

4. Mai 2017, sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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