FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. Dezember 2016. Nach vielen schlechten Jahren für Rohstoffanleger ging es 2016 wieder nach oben - zum Teil sogar kräftig. So hat sich der Ölpreis verdoppelt.

Zur Jahresmitte stand Gold noch als strahlender Gewinner da, jetzt hat Öl das gelbe Edelmetall in Sachen Preisanstieg längst hinter sich gelassen. Nach der Einigung der Opec auf Förderkürzungen Ende November hat der Ölpreis nochmals einen kräftigen Satz nach oben gemacht. Am Mittwochmittag kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 55,54 US-Dollar, vor dem Opec-Treffen waren es noch 46 US-Dollar. Damit hat sich der Preis seit dem Tief im Januar bei 27,10 US-Dollar mehr als verdoppelt.

Nach Ansicht von Barbara Lambrecht von der Commerzbank dürften die Ölpreise kurzfristig ihr höheres Niveau verteidigen können. "Erst im Januar wird sich zeigen, ob die Opec den Worten Taten folgen lässt und tatsächlich zusammen mit anderen wichtigen Ölproduzenten das Überangebot vom Markt nimmt", erklärt die Analystin. Sollte sich allerdings eine mangelnde Disziplin abzeichnen, drohe ein deutlicher Preisrücksetzer.

Zweifel an Förderkürzungen

Anleger zeigen sich schon skeptisch: Andreas Bartels von der Commerzbank meldet Verkäufe in Öl-ETCs. Auch ETF Securities berichtet von Gewinnmitnahmen. Der Optimismus des Marktes nach dem Opec-Treffen sei übertrieben, heißt es. "Obwohl auch die Nicht-Opec-Länder ihre Förderung gesenkt haben, dürften die Rohölpreise wieder zurückgehen, wenn die Anleger die Lücke zwischen den Versprechungen der Opec und der Realität des nächsten Ölberichts erkennen", meint Jan-Hendrik Hein. Die Produzenten von Fracking-Öl würden nämlich wieder "den Hahn aufdrehen".

Auch die DekaBank hält die Preissetzungsmacht der Opec für gering. "Einen viel größeren Einfluss auf die mittelfristige Ölpreisentwicklung haben die Produktionskosten der US-Fracking-Unternehmen", erläutert Dora Borbély. Und in diesem Bereich sei der technische Fortschritt enorm. "Daher dürfte sich Rohöl auch im Prognosezeitraum bis Ende 2018 nicht nennenswert verteuern."

Laut ICF Bank steht derzeit Öl ganz klar im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. "Wir sehen aber vor allem kurzfristige Positionierungen, mal in die eine, mal in die andere Richtung - je nach Nachrichtenlage", berichtet Frank Wöllnitz. An der Börse Frankfurt kann zum Beispiel mit dem ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) und dem ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) auf die Ölpreisentwicklung gesetzt werden.

Gold immer billiger

Für den Goldpreis ging es in den vergangenen Wochen weiter nach unten: Am Mittwochmittag wird die Feinunze nur noch zu 1.134 US-Dollar gehandelt - das ist der niedrigste Stand seit Februar. Damit ist der Preisanstieg aus der ersten Jahreshälfte zum größten Teil wieder dahingeschmolzen, im Sommer wurden Kurse über 1.375 US-Dollar erreicht. Auch die anderen Edelmetalle wie Silber und Platin verbilligten sich.

Für den Goldpreisrückgang gibt es mehrere Gründe: Zum einen verteuert der starke US-Dollar Goldkäufe für Anleger außerhalb des US-Dollar-Raums, zum anderen steigen mit höheren Zinsen die Opportunitätskosten der Goldhaltung. Des Weiteren scheint die Eurokrise abgehakt, nachteilig für Gold als "Krisenwährung".

Auf der anderen Seite stehen steigende Inflationsgefahren und politische Risiken - vor allem in Europa wegen der im kommenden Jahr anstehenden Wahlen in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Italien sowie der Brexit-Verhandlungen. "Am Ende wird man am Goldmarkt diese Effekte gegeneinander abwägen", erklärt Borbély. Am wahrscheinlichsten sei ein moderater Preisrückgang. "Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu."

Abflüsse aus Gold-ETCs

Anleger werfen Gold-ETCs (WKN A0S9GB, A0N62G, A1EK0G) weiter aus ihren Portfolios, wie ETF Securities feststellt. "Wahrscheinlich wird der Abwärtsdruck im nächsten Jahr anhalten, wenn die Fed eine Zinspolitik verfolgt, die zur Aufwertung des US-Dollar führt", meint Hein. "Die politische Unsicherheit wird in Europa zwar hoch bleiben, doch der US-Dollar wird die Entwicklung des Goldpreises bestimmen."

Die Commerzbank berichtet unterdessen noch von Zuflüssen in Gold-ETCs, ebenso wie in Silber- (WKN A1EK0J, A1E0HS) und Palladium-Produkte.

Industriemetalle: Preisrallye vorbei

Der Preisanstieg der Industriemetalle wie Kupfer, Nickel, Zink und Aluminium hat sich nicht fortgesetzt. Die Tonne Kupfer kostet aktuell 5.488 US-Dollar nach 5.598 vor vier Wochen, zuvor war der Preis innerhalb eines Monats um fast 22 Prozent gestiegen. Nickel wird aktuell zu 10.975 US-Dollar gehandelt nach 11.325 vor vier Wochen, Zink zu 2.616 nach 2.599 US-Dollar.

Dennoch: "Erstmals seit vier Jahren dürfte der Index der Londoner Metallbörse im Jahresverlauf zulegen", stellt Lambrecht fest. Die Commerzbank ist zwar der Überzeugung, dass die Preise zu schnell nach oben geschossen sind und rechnet mittelfristig mit einer Korrektur. "Vor allem der Bedarf in China dürfte kurzfristig zu optimistisch gesehen werden." Zunächst würden die auch stark engagierten kurzfristigen Investoren ihre Gewinne aber ins neue Jahr retten.

Seit Februar 2016 sammelten Anleger ETF Securities zufolge Industriemetall-ETCs (WKN A0SVX7) im Wert von 246 Millionen US-Dollar ein, zuletzt flauten die Zuflüsse allerdings etwas ab. Rege gehandelt werden der ETFS Copper (WKN A0KRJU), der ETFS Zinc (WKN A0KRKA) und der ETFs Aluminium (WKN A0KRJS).

von: Anna-Maria Borse

21. Dezember 2016

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