FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Spekulationen über eine früher als bislang erwartete Erhöhung der Leitzinsen im Euroraum beschäftigen derzeit die Gemüter am Rentenmarkt. Auf kurze Sicht ist die Tendenz beim Euro-Bund-Future uneinheitlich.

20. Januar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwischenzeitliche Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung an den Rentenmärkten sorgte im Wochenverlauf beim Euro-Bund-Future für Bewegungen in beide Richtungen. Im Rahmen dieses Zickzack-Verlaufs testete das hiesige Rentenbarometer aus technischer Perspektive zumindest kurzzeitig wichtige Unterstützungen, wie Klaus Stopp anmerkt. Noch sei der Renditedurchbruch nach oben zwar nicht gelungen. Der Händler der Baader Bank rät aber dazu, die Gefahr eines weiteren Abgleitens des Euro-Bund-Future nicht zu unterschätzen.

Für den Händler der Baader Bank erinnert am Bondmarkt derzeit vieles an mutige Segler, die trotz Sturmwarnung die Segel setzen und versuchen, ihr Ziel am anderen Ufer zu erreichen. "Dies kann bekanntlich gut gehen, kann aber auch mit einem Mastbruch enden." Jede Anlageentscheidung könne kurzfristig richtig, aber bereits nach wenigen Tagen falsch sein. "Somit sollte man versuchen im Wind mit zu segeln, aber auch bei Böen das Segel zu raffen und dadurch die Kontrolle über das Boot zu behalten", rät Stopp.

Tage der ultralockeren Geldpolitik gezählt

Auch 2018 werden die Notenbanken an den Kapitalmärkten eine Hauptrolle spielen. Nach Jahren der weit geöffneten Geldschleusen scheinen die Tage der ganz großen Wertpapierkäufe durch die wichtigsten Notenbanken endgültig gezählt. Im Euroraum werden die Zentralbanker nach Ansicht von Analysten die Zinsen womöglich früher erhöhen als bislang erwartet. Darauf deuteten die jüngsten Sitzungsprotokolle der Europäischen Zentralbank. Gegenwärtig im Gespräch sei unter anderem Ende 2018. Selbst aus Japan kämen Signale eines möglichen Abrückens von der jahrzehntelang betriebenen ultralockeren Geldpolitik. Laut Nachrichtenagentur Reuters sieht Shinichi Uchida in seiner Rolle als Chef eines Ablegers der Bank of Japan positive Bewegungen Richtung Ende der Deflation. Die Firmen profitierten von einem starken Wachstum in Übersee und in der Heimat. Inzwischen ziehe die Konjunktur seit mehreren Quartalen an.

Gemeinschaftswährung reagiert mit Gewinnen

Den Euro scheint derzeit nur wenig bremsen zu können. Am Mittwoch kletterte die Gemeinschaftswährung auf zwischenzeitlich über 1,23 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Analysten zufolge wirken Spekulationen über die womöglich vorgezogene Zinswende im Euroraum sowie die Aussicht auf eine große Koalition in Deutschland stabilisierend. Aktuell kostet ist ein Euro für etwas über 1,22 US-Dollar zu haben.

Spanien gewinnt Vertrauen

Vor dem Hintergrund einer anstehenden Heraufstufung der Bonität Spaniens durch Fitch verringerten sich die Renditen zehnjähriger spanischer Staatspapiere gegenüber Bundesanleihen auf den niedrigsten Wert seit März 2015. Geringere politische Risiken und eine anziehende Konjunktur sehen Analysten als Hauptgründe für die Rückkehr in die Kategorie A. Aktuell bewertet die Ratingagentur die Südländer mit BBB+.

China bescheinigt USA schlechtere Bonität

Dem gegenüber sieht Dadong die Vereinigten Staaten in einem schlechteren Licht und stufte in dieser Woche die Kreditwürdigkeit der USA von A- auf BBB+ mit negativem Ausblick herab. Die chinesische Ratingagentur begründet den Schritt mit den Folgen der US-Steuerreform. Durch geringere Einnahmen werde es der Trump-Regierung schwerer fallen, bestehende Schulden zu bedienen. Während der Finanzierungsbedarf künftig steige, verteuere ein höherer Leitzins und die allmähliche Reduzierung der Bilanz die Schulden für den Staat. Auf lange Sicht sehe Dadong die US-Verbindlichkeiten damit als unkalkulierbaren Faktor. Jahr für Jahr steige zudem das Ausfallrisiko. "Da China der größte Gläubiger der USA ist, sollte diese Herabstufung in Washington als deutlicher Schuss vor den Bug wahrgenommen werden", urteilt Stopp.

Hapag Lloyd überzeugt

Im Handel mit Unternehmensanleihen macht Gregor Daniel zwischenzeitlichen Kaufdruck für eine Unternehmensanleihe der Hapag Lloyd (WKN A2GSC0) mit einem jährlichen Kupon von 5,125 Prozent aus. "Deutschlands größte Containerreederei äußerte sich Mitte der Woche optimistisch hinsichtlich der künftigen Nachfrage nach Transportdiensten und sieht zudem die Frachtraten auf einem aufsteigenden Ast", begründet der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank den Zuspruch. Die gesamte Schifffahrtsbranche befinde sich im Aufwind. Aktuell ist der bis 2024 laufende, mit einem Volumen von 450 Millionen Euro ausgestattete Wert für knapp 104 Prozent zu haben.

Höheres Gebot für HSH Nordbank?

Vor dem Hintergrund positiver Medienberichte rund um den geplanten Verkauf der HSH Nordbank hätten Anleger zudem zu einer Anleihe des Unternehmens (WKN 542696) mit einem Kupon von 1,99 Prozent gegriffen und den Wert zwischenzeitlich bis auf 55 Prozent getrieben. Ebenfalls gesucht sei eine mit jährlich 7,25 Prozent verzinste US-Dollar-Anleihe der HSH Nordbank (WKN A0EY63), die im Wochenverlauf von gut 54 auf 62 Prozent kletterte. "Medien berichten über deutlich höhere Angebote als bislang gedacht", meint Daniel. Demnach seien die US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers gemeinsam bereit, rund 700 Millionen Euro für die Bank zu zahlen. Nicht viel darunter läge die Offerte von Apollo.

Ansehnliche Umsätze überwiegend auf der Kaufseite macht Daniel in einer Stada-Anleihe (WKN A14KJP) aus. Der in 2022 fällige Wert mit einem Kupon von 1,75 Prozent notiert aktuell bei 101 Prozent.

Deutsche Bahn erfolgreich

Über die Ausgabe einer eine Milliarde Euro schweren Anleihe in Stücken von 1.000 Euro refinanzierte sich die Deutsche Bahn (WKN A2G9G4) erfolgreich über den Kapitalmarkt, wie Stopp berichtet. Der am 17.12.2027 fällige Bond ist mit einem Kupon von 1 Prozent ausgestattet und kann vom Emittenten ab dem 17. September gekündigt werden.

von: Iris Merker

19. Januar 2018, © Deutsche Börse AG

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