FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Januar 2018. Die Anlegerstimmung ist mit den Preisen gefallen, Angst vor der EZB könnte dahinter stehen. Das bringt den Aktienmarkt in eine komfortable Lage.

Internationale Investoren scheinen kein Ende der Aktienmarkthausse zu sehen. Nein, die Aktienmärkte werden nicht, wie vor einem Monat noch befürchtet, im zweiten Quartal 2018 ihren Höhepunkt erreichen. Vielmehr ergab die jüngste Umfrage von BofA Merrill Lynch bei internationalen Fondsmanagern, dass es mit den Aktien noch bis zum Jahr 2019 oder sogar jenseits davon weiter nach oben gehen könnte. Netto sind 55 Prozent der Befragten in Aktien übergewichtet, was einem 2-Jahres-Hoch entspricht - die Kassehaltung fiel auf 4,4 Prozent, also auf ein Fünfjahrestief.

Diese positive Ansicht scheinen die von uns befragten mittelfristig orientierten Investoren jedoch nicht zu teilen. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 7 Punkte auf einen Stand von +5 Punkte gefallen, wobei sich der Großteil dieser noch übersichtlichen Verschiebung als direkte Wanderung früherer Optimisten ins Bärenlager darstellt.

Nun mag es für diese Zurückhaltung verschiedene Gründe geben. Einer davon könnte darin bestehen, dass man sich nicht gerne in einer euphorischen Masse bewegt, die vor allen Dingen ihren Ursprung in den USA haben dürfte, begünstigt etwa durch die Ende vergangenen Jahres verabschiedete Steuerreform.

Mehr noch als das Bestreben, sich antizyklisch zu verhalten, liefert jedoch die veränderte Rhetorik der Europäischen Zentralbank ein Motiv für den geringen Optimismus hierzulande. Denn mit ihrem vor ein paar Tagen veröffentlichten Protokoll der letzten Sitzung des vergangenen Jahres schreckte die EZB den einen oder anderen Investor insofern auf, als man mit etwas Fantasie durchaus auf die Idee kommen könnte, die Zentralbank werde ihr Anleihekaufprogramm früher als ursprünglich gedacht zurückfahren. Diese Befürchtungen erhielten dann zu Wochenanfang noch mehr Bestätigung, als sich ein Mitglied des EZB-Rats sogar dahingehend äußerte, dass bei entsprechend guten ökonomischen Voraussetzungen das Kaufprogramm im September sogar auf einen Schlag beendet werden könnte. Auch wenn sich angeblich sogenannte "informierte Kreise" innerhalb der EZB bemühten, diese Aussage zu relativieren: Die Aussicht, das für den hiesigen Aktienmarkt so wichtige quantitative Lockerungsprogramm könne womöglich vorschnell und nicht schrittweise beendet werden, hinterließ deutliche Spuren.

Angst vor der EZB

Dies gilt auch für die zuletzt wesentlich optimistischer eingestellten Privatanleger deren Börse Frankfurt Sentiment-Index sich gegenüber der Vorwoche glatt halbierte und nur noch einen Stand von +14 Punkte aufweist. Die für diesen Umschwung infrage kommenden früheren Optimisten haben sich übrigens fast allesamt um 180 Grad gedreht und sind ins Bärenlager gewechselt.

Die jüngste Sentiment-Entwicklung in beiden Gruppen ist insofern bemerkenswert, als es während des Berichtzeitraums gegenüber der Vorwoche kaum Gelegenheiten gab, sich profitabel von bullishen Aktienengagements zu trennen - der Wochenverlust des DAX in der Punktbetrachtung beträgt 1 Prozent. Absolut hat sich zwar in der heutigen Befragung in beiden Gruppierungen noch etwas Optimismus gezeigt, doch muss man in der relativen Betrachtung zu den beiden Vorquartalen sogar von einem gewissen Pessimismus sprechen. Das sollte allerdings kein Grund zur Sorge sein, da das Börsenbarometer bei stärkeren Kursrückgängen auf entsprechende Nachfrage der Pessimisten treffen und daher ordentlich unterstützt würde. Noch interessanter gestaltet sich jedoch das Geschehen, wenn man sich einen möglichen Run auf das Allzeithoch des DAX vorstellt. Denn dann kämen die Skeptiker von heute in Verlegenheit und müssten womöglich dem Markt hinterherrennen. Deswegen bleiben wir für den DAX aus Sicht der heutigen Stimmungserhebung nach wie vor positiv eingestellt.

17. Januar 2018, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)