FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Beim diesjährigen ETF-Forum der Deutschen Börse trafen sich institutionelle Investoren mit Emittenten und Analysten zu einer Bestandsaufnahme der aktuellen Fragen im Indexinvestment.

23. Oktober 2018. FRANKFURT. (Börse Frankfurt). Vergangen Donnerstag trafen sich in Frankfurt rund 270 professionelle Investoren, Berater und Emittenten zum 11. ETF-Forum, Deutschlands größte Veranstaltung für die ETF-Branche, organsiert von Deutsche Börse Cash Market.

Bei der Eröffnung zog Martin Reck, Managing Director, eine Bilanz des ETF-Jahres der Deutschen Börse: Das verwaltete Vermögen der auf Xetra gehandelten ETFs hat Ende September die Rekordmarke von 563 Milliarden Euro überschritten und lag damit um 19 Prozent % höher als im Vorjahresmonat. 133 neue ETFs sind bislang in 2018 gelistet worden, so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr. Drei neue ETF-Emittenten konnten gewonnen werden. Reck gab außerdem einen Ausblick auf anstehende Erweiterungen des Service: Im Januar 2019 sei die Einführung eines untertägigen Liquiditätsmaßes geplant, das die niedrigsten indirekten Transaktionskosten im Handel um die Mittagszeit veranschauliche. Bereits im Dezember werde ein neuer Ordertyp für Xetra die gezielte Platzierung in die Mittagsauktion ermöglichen.

Moderiert wurden die Diskussionsrunden des Forums durch die Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

Konjunktureller Ausblick: Verhalten optimistisch für Deutschland

Zum Auftakt gab die traditionelle Runde der Chefökonomen eine konjunkturelle Bestandsaufnahme. Felix Hüfner (UBS), Stefan Hofrichter (Allianz Global Investors) und Axel Angermann (Feri Research) waren sich einig, dass in der Eurozone mit einer restriktiveren Zinspolitik in 2019 zu rechnen wäre und für die USA mit einer harten Landung bis hin zur Rezession in 2020. Zentrale Probleme seien die hohen Bewertungen etwa der US-Aktien und -Immobilien sowie der Populismus. Dennoch äußerten sich die Ökonomen insgesamt verhalten positiv, zumindest für die hiesige konjunkturelle Lage.

Absicherung über Diversifikation oder Faktor-Strategien

Angesichts einer der zu erwarteten Volatilität und der steigenden Risiken war das nächste Thema naheliegend: Absicherungsstrategien. Ali Marsawah (Morningstar) sieht in der Diversifikation die einzige bezahlbare Absicherungsstrategie für langfristig orientierte Anleger. Sogar Minimum-Varianze-Ansätze wären in diesem Jahr schlecht gelaufen. Ohnehin stehe sei kurzfristiges Risikomanagement stets in Konkurrenz zur langfristigen Rendite. Heike Führpaß-Peter (Lyxor) ergänzt die Überlegungen mit einigen Techniken wie Long-Short-Kombinationen von inflationsgebunden Anleihen mit klassischen Absicherungen oder Währungsabsicherungen. Dag Rodewald von der UBS propagiert Faktoren-Investments als Satelliten-Strategie. Einigkeit bestand darin, dass angesichts stark korrelierender Märkte Diversifikation schwerer geworden sei.

Nachhaltigkeit inzwischen relevantes Kriterium

Die dritte Runde befasste sich mit ESG-ETF. Carlo Funk von BlackRock brachte es auf den Punkt, dass der Markt an einem "Warum-nicht-Moment" stünde. Bei gleicher Rendite nachhaltig orientierter Index-Investments könne man gut ESG-Kriterien in die Investment-Entscheidung miteinbeziehen. Das per Ted gefragte Publikum äußerte immerhin zu 64 Prozent, ESG-Kriterien zumindest beizumischen oder sogar zu bevorzugen. Roger Bootz von der Deutsche Asset Management sieht auch eine rein intrinsischer Motivation für Investments nach ESG-Kriterien mit einem hohen Anteil privater Anleger bei rund 25 Prozent der Assets.

Emerging Markets erfordern differenzierte Betrachtung

Um die Perspektive von Schwellenländer-Investments ging es in der vierten Runde, alle vier Teilnehmer waren sich einig, dass man die einzelnen Länder separat einzeln betrachten müsse, maximal regional, besser auf Länderebene, wie etwa Stefan Bielmeier von der DZ Bank betont. Er nennt Brasilien und Chile als Beispiele. Aktien-Baskets mit Emerging Market-Werten funktionierten nicht mehr. Im Hinblick auf die US-Dollar-Risiken für Schwellenländer wies Axel Riedel von State Street darauf hin, dass etwa zwei Drittel der Emerging Markets-Anleihen weltweit von heimischen Investoren gehalten würden.

Megatrends in allen Sektoren relevant

Die Abschlussrunde zum Thema Sektorallokation arbeitete heraus, dass Zukunftsthemen - die sogenannten Megatrends wie Digitisation, Digitial Security, Automation & Robotics meist als eigenständige Themen gesehen, diese aber auch von klassischen Branchen eingesetzt würden, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Niemand könne sich erlauben, sich nicht mit den Themen Digitalisierung, Sicherheit und Automatisierung auseinanderzusetzen.

23. Oktober 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)