FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. Mai 2020. Frankfurt (Börse Frankfurt). Anleger erwarten eine Fortsetzung
der DAX-, Öl- und Gold-Rallyes. Bei den Einzelaktien stehen Wirecard und VW
im Fokus.
Während Corona und die potenziellen konjunkturellen Folgen weiterhin die
Schlagzeilen in den Medien füllen, sorgen die Lockerungen vielerorts für
bessere Laune an den Finanzmärkten. Seit Mitte des Monats gewann der DAX von
10.337 auf über 11.700 Punkte an Wert.
"Die Spannungen zwischen den USA und China konnten die Anleger bisher kaum
aus der Ruhe bringen" beschreibt Kemal Bagci von der BNP Paribas.
Entsprechend positionierten sich Derivate-Investoren im DAX zumeist Long.
Bagci nennt beispielhaft einen gefragten Call auf den deutschen Bluechip-
Index (WKN PN0CF7) mit einer Knockout-Schwelle von 10.849 Punkten.
Investoren handeln besonnen
Investoren scheinen sich leichte Hoffnung auf eine Erholung zu machen, wie
Simon Görich von der Baader Bank feststellt. Es gebe allerdings auch Stimmen,
die in den derzeitigen Entwicklungen lediglich Zwischenhochs vermuten und mit
weiteren deutlichen Rücksetzern rechneten. "Daher sind am Zertifikate-Markt
eher trendfolgende und vorsichtige Investoren unterwegs." Meist gehandelt
worden seien die Basiswerte DAX, Öl und Gold. Bei den Einzelaktien
dominierten Tesla und Wirecard das Geschehen.
Setzen auf konjunkturelle Besserung
"Öl ist bei unseren Kunden ein Riesenthema", meldet Anouch Wilhelms. Nach dem
starken Preisverfall im April hätten sich Anleger in den vergangenen Wochen
zumeist Bullish positioniert. Zu den beliebtesten Werten zählt der Händler
der Société Générale ein 2x Long Zertifikat auf Brent (WKN CJ8EW7) und ein 1x
Long Zertifikat auf WTI (WKN CJ8EWX). "Short-Produkte wurden kaum gespielt."
Auch bei der BNP Paribas kommen Long-Derivate auf WTI (WKN PS7WT1) und Brent
(WKN PS701L) besonders häufig zum Zug. Der Preis für das amerikanische WTI
legte auf Monatssicht von 11 auf 31,72 US-Dollar pro Barrel zu. Gleichzeitig
verteuerte sich die Nordseesorte Brent von 22 auf 35 US-Dollar pro Fass. Die
allgemein gute Stimmung an den Finanzmärkten trägt nach Ansicht Bagcis zu den
höheren Kursen bei.
Stark rückläufige Investitionen
Der Öl-Preisverfall wird nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur
(IEA) vermutlich zu einem beispiellosen Rückgang der weltweiten
Energieinvestitionen um 20 Prozent führen. Damit würden Unternehmen in 2020
voraussichtlich fast 400 Milliarden US-Dollar weniger als im Vorjahr in den
Bereich investieren.
Bullish für Gold
Gold-Zertifikate sind Wilhelms zufolge gesucht. Anleger deckten sich unter
anderem mit einem Partizipations-Zertifikat (WKN CU0QXV) ein. Die Entwicklung
des Papiers orientiert sich im Verhältnis zehn zu eins am Goldkurs. Ebenfalls
Preissteigerungen erwarteten Käufer eines Calls auf Gold (WKN CL7HQG) mit
einer Knock-Out-Schwelle von 1.637 US-Dollar pro Feinunze. Auf fallende Kurse
setzten hingegen Anleger eines gefragten Gold-Derivats (WKN CJ1JEQ), das bei
Berührung oder Überschreitung der Schwelle von 1.781 US-Dollar pro Feinunze
Gold verfällt. "Long-Positionen überwiegen aber deutlich", präzisiert
Wilhelms.
Markus Königer von der ICF Bank verbucht Interesse an Long Gold-Derivaten mit
Knock-Out-Schwellen von 1.656 US-Dollar (WKN VP2J5Q) und 1.690 US-Dollar (WKN
VP3N07).
Langfristiges Aufwärtspotenzial
Die derzeitige leichte Goldschwäche führt Eugen Weinberg von der Commerzbank
auch auf die gute Laune an den Aktienmärkten sowie den starken asiatischen
Nachfrageeinbruch zurück. Nach Ansicht Weinbergs spricht der angestrebte EU-
Wiederaufbaufonds im Volumen von 750 Milliarden Euro künftig für Gold in
seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage. Die Abtragung dieser massiv
erhöhten Schuldenlast werde Jahrzehnte dauern.
Wirecard im Fokus
Die Nachrichten rund um die möglichen Wirecard-Unregelmäßigkeiten ebben kaum
ab. Die Aktie des Bezahldienstleisters verlor auf Monatssicht von 101 auf 90
Euro. Generell gehören Wirecard-Zertifikate laut Händler einmal mehr zu den
meist gehandelten Produkten. Königer spricht von Nachfrage nach Long
Derivaten auf Wirecard mit Knock-Out-Schwellen von 67,18 Euro (WKN VF2R84)
und 46,73 Euro (WKN TD8JM8).
Wilhelms nennt ein rege gehandeltes Capped Bonus-Zertifikat auf Wirecard (WKN
SR85SA). Dieses bietet zusätzliche Absicherung, wenn die Wirecard-Aktie die
Barriere von 66,00 Euro bis zum Ende der Laufzeit nicht berührt oder
unterschreitet. Weit oben in der Umsatzstatistik stehe zudem ein Faktor 4
Long Zertifikat auf Wirecard (WKN CU0CYQ).
VW bewegt die Gemüter
Volkswagen scheint sich auf einer Einkaufstour in China zu befinden, wie
Medien berichten. Demnach haben es die Wolfsburger auf eine 50-prozentige
Beteiligung an der Muttergesellschaft seines chinesischen Elektrofahrzeug-
Partners JAC Motors abgesehen. Darüber hinaus ziele VW darauf, größter
Anteilseigner des Batterieherstellers Guoxuan High-Tech zu werden. Anleger
reagieren laut Bagci mit Positionierungen in einem Mini Long auf VW (WKN
PF2NXD), das bei Berühren oder Unterschreiten des VW Aktienkurses von 107,31
verfällt. Aktuell notiert die Aktie um 134 Euro.
Auf einem ungewöhnlichen vorderen Rang in der Umsatzstatistik führt Wilhelms
ein VW-Zertifikat (WKN CU01SP) mit einer Knock-Out-Schwelle von 75,95 Euro.
Von: Iris Merker
28. Mai 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)