BERLIN (Dow Jones)--Frauen sind in den Vorständen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Ihre Gesamtzahl stieg binnen eines Jahres bis Herbst 2020 nur um 7 auf 101, wie aus dem neuesten Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Bei insgesamt 878 Vorstandsposten entsprach dies einem Anteil von 11,5 Prozent und damit einem Plus von 1,1 Prozentpunkt. 2019 ging es mit einem Plus von 1,4 Prozentpunkten (14 zusätzliche Frauen) noch etwas dynamischer aufwärts.

Auch in den Vorständen der größten Banken und Versicherungen ist der Frauenanteil zuletzt etwas langsamer gestiegen als im Jahr zuvor. In der Gruppe der DAX-30-Unternehmen stagnierte er sogar. "Im Gegensatz zu einigen Aufsichtsräten sitzen bei den meisten Vorstandsrunden nach wie vor ganz überwiegend Männer am Tisch", sagt DIW-Studienautorin Katharina Wrohlich. Dort haben die betroffenen Unternehmen die gesetzlich vorgeschriebene 30-Prozent-Quote bereits 2017 geknackt und den Anteil ihrer Aufsichtsrätinnen seitdem weiter erhöht: Im Herbst 2020 lag er bereits bei rund 36 Prozent.

Um die Gender-Lücke zwischen Kontrollgremium und Management zu schließen, hatte das Bundeskabinett Anfang auch eine verbindliche Frauenquote in Vorständen von börsennotierten Unternehmen beschlossen. In Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern, aber auch bei Körperschaften des öffentlichen Rechts muss künftig ein Mitglied eine Frau sein.

Laut DIW würde der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Ausgestaltung für 74 Unternehmen gelten, sofern er vom Bundestag verabschiedet wird. Etwa 30 davon erfüllen die Vorgabe von mindestens einer Frau in einem Vorstand ab vier Mitgliedern demnach noch nicht. Tun sie dies künftig, stiege der Anteil der Vorständinnen in den unter die Regelung fallenden Unternehmen von etwa 13 auf 21 Prozent. Wrohlich nannte die verbindliche Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen daher "ein wichtiges gleichstellungspolitisches Signal".

Aus einer ebenfalls vom DIW durchgeführten Umfrage unter 30 Aufsichtsräten in 75 börsennotierten Unternehmen geht hervor, dass die Präsenz von Frauen auch die Kultur in den Kontrollgremien verändere. Interaktion, Diskussion und Entscheidungsfindung profitierten demnach in den Kontrollgremien deutlich. Die Forscherinnen zeigten sich überzeugt, dass Geschlechterdiversität in Aufsichtsräten dazu beitragen könne, Vorstände effektiver zu kontrollieren.

Mitarbeit: Andrea Thomas

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January 20, 2021 04:30 ET (09:30 GMT)