DOHA/NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise sind nach gescheiterten Gesprächen wichtiger Ölförderländer über eine Begrenzung der Fördermenge am Montag deutlich gefallen. Der befürchtete Ausverkauf am Ölmarkt blieb aber aus. Nachdem die Ölpreise am frühen Morgen noch stark eingebrochen waren, konnten sie bis zum Nachmittag einen Teil der frühen Verluste wieder wettmachen. Insgesamt wurde die Risikofreude der Anleger an den Finanzmärkten durch das Scheitern der Gespräche in Doha nur zeitweise belastet.

"Das Treffen in Doha endete im Fiasko", kommentierten die Rohstoffexperten der Commerzbank die gescheiterten Gespräche. In Doha sollte dem Verfall der Ölpreise entgegenwirkt werden. Die Rohstoffmacht Russland wollte mit führenden Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) eine Begrenzung der Fördermenge erreichen. Jetzt ist ein neues Treffen im Juni geplant.

EINIGUNG SCHEITERTE AN SAUDI-ARABIEN

Die Einigung auf eine Obergrenze bei der Produktion scheiterte nach Einschätzung von Beobachtern an Saudi-Arabien. Das wichtigste Opec-Land forderte die Einbeziehung des Iran, dessen Vertreter aber auf eine Teilnahme an dem Treffen verzichtet hatten. Nach dem Ende der Wirtschaftssanktionen ist der Iran vielmehr an einer Ausweitung seiner Fördermenge interessiert.

In einer ersten Reaktion auf das gescheiterte Treffen am Wochenende fielen die Preise für Nordsee-Öl und für US-Öl am frühen Morgen um jeweils etwa sieben Prozent. Zeitweise erreichte der Brent-Preis ein Tief bei 40,10 Dollar und der US-Ölpreis ein Tief bei 37,61 Dollar. Das war der stärkste Einbruch an einem Handelstag seit Anfang Februar.

ÖLPREISE ERHOLEN SICH NACH HERBEN VERLUSTEN

Im weiteren Tagesverlauf konnten sich die Ölpreise aber deutlich erholen und machten etwa die Hälfte der frühen Verluste wieder wett. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 41,61 Dollar. Das sind 1,49 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai fiel zuletzt um 1,61 Dollar auf 38,75 Dollar.

Kurzfristig wirke sich ein Streik der Ölarbeiter in Kuwait stützend auf die Preise aus, schrieben die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs. Zudem sind die Zahl der aktiven Ölförderanlagen und die Produktion in den USA zuletzt zurückgegangen. Nach Einschätzung der Experten von Goldman Sachs ist in den kommenden Tagen mit deutlich schwankenden Ölpreisen zu rechnen.

RISIKOFREUDE ZEITWEISE GEBREMST

Experten der US-Bank Morgan Stanley sahen nach dem gescheiterten Treffen in Doha wieder wachsende Risiken eines noch höheren Angebots von Opec-Öl auf dem Weltmarkt. Demnach könnte das Spiel von Angebot und Nachfrage erst im Jahr 2018 eine neue Balance finden. In der Vorwoche hatte die Internationale Energieagentur (IEA) noch prognostiziert, dass das Überangebot an Rohöl auf dem Weltmarkt bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres nahezu verschwinden könnte.

Insgesamt belastete das gescheiterte Treffen die Risikofreude der Anleger nur für kurze Zeit. Der Deutsche Aktienindex Dax konnte die frühen Verluste wieder wettmachen und verlor zuletzt nur 0,04 Prozent auf 10 048,00 Punkte. Die als sicher geltenden deutschen Anleihen gaben die frühen Gewinne wieder ab und drehten ins Minus. Am Devisenmarkt gerieten Währungen von Rohstoffländern wie der kanadische und der australische Dollar unter Druck.

RUSSISCHER RUBEL UNTER DRUCK

Kursverluste musste auch der russische Rubel einstecken, wobei sich auch hier die Auswirkungen des gescheiterten Treffens in Grenzen hielten. Für einen US-Dollar musste am Morgen in der Spitze 68,67 Rubel gezahlt werden. Am Freitag waren es nur 66,00 Rubel. Zum Vergleich: Nach der Talfahrt der Ölpreise im vergangenen Jahr wurde ein Dollar im Januar zeitweise für mehr als 80 Rubel gehandelt./jkr/jsl/stw