PARIS/LONDON (awp international) - Vor der Sitzung der US-Notenbank am Abend ist Europas Börsen am Mittwoch die Luft ausgegangen. Nach anfänglichen überschaubaren Kursgewinnen drehten die grossen Börsenindizes überwiegend wieder leicht ins Minus. Der EuroStoxx 50 als Leitindikator für die Aktien der Eurozone gab am Vormittag um 0,19 Prozent auf 3405,72 Punkte nach.

An den Märkten sei eine Erhöhung der Leitzinsen in den USA am Abend bereits nahezu komplett eingepreist, merkte Christa Jenni von der Credit Suisse an. Die Inflation und die Löhne und Gehälter seien seit den Wachstumsprognosen der Fed im Dezember gestiegen. Hinzu komme ein grosses Investitionsprogramm in den USA. "Das dürfte den Aufwärtsdruck auf Wachstum und Inflation noch verstärken", sagte die Analystin.

"Wir rechnen damit, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr vier mal erhöht", sagte Jenni. Nach langen Jahren historisch niedriger Zinsen müssen sich Investoren also immer mehr auf neue Verhältnisse einstellen. Steigen die Zinsen, gewinnen Anleihen an Attraktivität im Vergleich zu Aktien.

In Paris gab der CAC 40 um 0,29 Prozent auf 5237,15 Punkte nach. In London verlor der FTSE 100 0,43 Prozent auf 7031,33 Zähler. Auf dem Branchentableau verzeichneten die Rohstoffproduzenten mit 0,66 Prozent den grössten Verlust. Grösster Gewinner war die Versorgerbranche mit einem Plus von 0,57 Prozent.

In London sackten die Aktien des Handelskonzerns Kingfisher um 7,5 Prozent ab. Der Umsatz der zu Kingfisher zählenden Garten- und Heimwerkerkette B&Q verfehlte die Erwartungen. Die Prognosen für das laufende Jahr seien unsicherer geworden, hiess es. "Die Gruppe hat mit schwierigen Marktbedingungen zu kämpfen", sagte Michael Mitchell von Davy Research.

In Paris verteuerten sich Papiere des Luxusgüterhändlers Hermes um 3,4 Prozent und stiegen auf ein mehrjähriges Hoch. Die Franzosen schütten zusätzlich zur regulären Dividende von 4,10 Euro je Aktie weitere 5 Euro Sonderdividende aus. Damit reicht der Hersteller edler Handtaschen und Schals einen Teil der fast 3 Milliarden Euro Barmittel an die Aktionäre weiter.

Ein hoher Gewinn aus einem Beteiligungsverkauf bescherte den Papieren von Vivendi ein Kursplus von 1,2 Prozent. Die Franzosen schlugen eine Beteiligung am Spieleentwickler Ubisoft für rund 2 Milliarden Euro los. Vivendi hatte den Anteil in den vergangenen drei Jahren für insgesamt knapp 800 Millionen Euro gekauft.

Für die Ubisoft-Aktien wirkte der Verkauf wie ein Befreiungsschlag, der Kurs zog um 3,7 Prozent an auf ein neues Rekordhoch. Nach dem Ausstieg von Vivendi beteiligt sich nun der Internetkonzern Tencent an Ubisoft. Mit einer Kombination aus den Social-Media-Aktivitäten von Tencent und den Spielen von Ubisoft erschliesse sich hohes Wachstumspotenzial, sagte der Analyst Neil Campling von Mirabaud./bek/jha/