NEW YORK (Dow Jones)--Mit Abschlägen zeigt sich die Wall Street am Donnerstag. Neben der am Vorabend bekannt gegebenen Zinsentscheidung der US-Notenbank, die weiterhin ein Thema am Markt ist, rückt aber vor allem die US-Bankenkrise wieder verstärkt in den Blickpunkt. So suchen zwei weitere Regionalbanken nach Alternativen für ihr Geschäft. Dies befeuert die Bedenken, dass die Bankenkrise noch längst nicht ausgestanden ist, heißt es von einem Marktbeobachter. Der Banken-Index im S&P-500 ist mit einem Minus von 3,5 Prozent Tagesverlierer.

Der Dow-Jones-Index verliert am Mittag (Ortszeit) 1,3 Prozent auf 32.985 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,9 Prozent nach unten und der Nasdaq-Composite reduziert sich um 0,6 Prozent.

Die Fed hatte ihren Leitzins am Mittwoch wie erwartet um weitere 25 Basispunkte nach oben genommen und zudem signalisiert, dass sie eine Pause im Zinserhöhungskurs einlegen könnte, um die Wirkungen der bisherigen Straffung der Geldpolitik zu beobachten. Eine Entscheidung über eine Zinspause soll allerdings auf der Sitzung im Juni fallen. In Europa ist die Europäische Zentralbank (EZB) der US-Notenbank am Donnerstag gefolgt und hat ihren Leitzins ebenfalls um 25 Basispunkte angehoben. Zudem hat sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Auch dies war am Markt weithin erwartet worden.

"Die Fed steckt in der Klemme. Wäre dies vor Covid geschehen und die Inflation kein Problem, würde die Fed über Zinssenkungen oder eine Verlangsamung des Quantitative Tightening (QT) oder dessen Beendigung sprechen. Aber jetzt haben sie ein Inflationsproblem, mit dem sie umgehen müssen", so Michael Lebowitz, Portfolio-Manager bei RIA Advisors.

Konjunkturseitig ist die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe etwas stärker als von Ökonomen erwartet gestiegen. Das US-Handelsbilanzdefizit ist im März derweil deutlich gesunken. Und die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft ist im ersten Quartal etwas deutlicher als prognostiziert gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Wie das US-Arbeitsministerium zudem mitteilte, stiegen die Lohnstückkosten im Berichtszeitraum um 6,3 Prozent. Volkswirte hatten einen Anstieg nur um 5,5 Prozent erwartet.

Zudem sorgt die laufende Berichtssaison weiter für Impulse. Erst nach Handelsschluss wird der Technologieriese Apple Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vorlegen. Die Aktie verliert im Vorfeld 1,1 Prozent.


   PacWest Bancorp und Western Alliance Bancorp unter Druck 

Deutlich unter Abgabedruck stehen die Papiere von PacWest Bancorp (-51,4%) und Western Alliance Bancorp (-29%). Die Aktien der PacWest Bancorp werden belastet von Sorgen über eine mögliche Schieflage der Regionalbank. Berichten zufolge prüft die Geschäftsleitung Alternativen und denkt über einen möglichen Verkauf nach. PacWest, die wie andere Regionalbanken seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank unter Druck steht, teilte indessen mit, dass die Einlagen der Bank zuletzt gestiegen seien. Zudem würden Gespräche mit Partnern und Investoren geführt.

Ähnliches gilt für die Western Alliance Bancorp. Die Financial Times berichtet, dass die Bank strategische Alternativen für ihr Geschäft in Betracht zieht. Der Kursrückgang erfolgt trotz einer Mitteilung der Bank über das Wachstum der Einlagen und die Erhöhung des Anteils versicherter Einlagen. Zwischenzeitlich war die Aktie auch kurzzeitig vom Handel ausgesetzt.


   Qualcomm nach Zahlen schwach 

Qualcomm geben 5,6 Prozent nach. Der Chiphersteller hat mit den Ergebnissen für das zweite Geschäftsquartal die Markterwartungen erfüllt, beim Ausblick auf das laufende dritte Quartal allerdings enttäuscht.

Der Ölkonzern Conocophillips (+1,4%) hat im ersten Quartal 2023 aufgrund der rückläufigen Ölpreise zwar deutlich weniger verdient als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, die Analystenerwartungen aber dennoch übertroffen.

Arconic machen einen Kurssprung um 27,5 Prozent auf 28,75 Dollar. Die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management soll kurz vor der Übernahme des Luft- und Raumfahrtunternehmens stehen. Wie mit der Sache vertraute Personen sagten, werde Arconic in der Transaktion mit 30 Dollar je Aktie oder etwa 3 Milliarden Dollar bewerten. Die Titel des Versicherungskonzerns MetLife verlieren 7,6 Prozent. Das Unternehmen hatte deutlich gesunkene Ergebnisse und Einnahmen im Quartal verbucht.


   Dollar etwas fester - Renditen steigen 

Am Devisenmarkt erholt sich der Dollar etwas von den jüngsten Abgaben rund um die Zinsentscheidung der Fed. Der Dollar-Index gewinnt 0,1 Prozent. Der Euro gibt nach der EZB-Zinserhöhung um 0,5 Prozent nach auf 1,1009 Dollar.

Die US-Währungshüter hätten das gemacht, was allgemein als wahrscheinlichstes Szenario angenommen worden sei; sie hätten zwar den Leitzins noch einmal angehoben, aber jeglichen Hinweis auf eine weitere Zinserhöhung gestrichen, so Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Die wichtigere Frage sei, ob der Leitzins lange erhöht bleiben oder bald wieder fallen werde. Dazu habe Fed-Chef Jerome Powell nicht viel Neues erzählt, weshalb die unmittelbare Reaktion der Dollarkurse ziemlich verhalten gewesen sei.

Am US-Anleihemarkt können die Renditen eine zwischenzeitliche Erholung nicht behaupten und geben erneut nach - allerdings mit einer deutlich reduzierten Dynamik. Am Vortag waren sie mit der Aussicht auf eine Zinserhöhungspause der Fed deutlich zurückgekommen.

Die Ölpreise zeigen sich nach den zuletzt deutlichen Abgaben stabilisiert. Zuletzt waren die Preise aufgrund anhaltender Rezessions- und Nachfragsorgen gefallen und am Vortag auf das niedrigste Niveau seit Ende 2021 gerutscht.

Der Goldpreis legt mit der Aussicht auf eine Zinspause der US-Notenbank weiter zu. Das Edelmetall entfernt sich dabei weiter von der Marke von 2.000 Dollar je Feinunze.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          32.984,61  -1,3%  -429,63      -0,5% 
S&P-500        4.053,33  -0,9%   -37,42      +5,6% 
Nasdaq-Comp.  11.955,47  -0,6%   -69,86     +14,2% 
Nasdaq-100    12.981,58  -0,4%   -48,63     +18,7% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         3,77      -6,2        3,83      -64,8 
5 Jahre         3,25      -5,0        3,30      -74,6 
7 Jahre         3,29      -3,4        3,32      -68,3 
10 Jahre        3,32      -1,7        3,34      -55,6 
30 Jahre        3,71      +2,2        3,68      -26,4 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Do, 8:48  Mi, 17:28   % YTD 
EUR/USD                1,1009        -0,5%     1,1076     1,1058   +2,9% 
EUR/JPY                147,23        -1,1%     148,75     149,40   +4,9% 
EUR/CHF                0,9755        -0,3%     0,9781     0,9803   -1,4% 
EUR/GBP                0,8754        -0,6%     0,8809     0,8812   -1,1% 
USD/JPY                133,75        -0,6%     134,29     135,10   +2,0% 
GBP/USD                1,2577        +0,1%     1,2574     1,2548   +4,0% 
USD/CNH (Offshore)     6,9186        -0,0%     6,9097     6,9129   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             28.882,08        -0,2%  29.171,78  28.250,37  +74,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               68,55        68,60      -0,1%      -0,05  -14,5% 
Brent/ICE               72,50        72,33      +0,2%      +0,17  -14,0% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF               35,70        36,78      -2,9%      -1,08  -52,5% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          2.050,80     2.038,92      +0,6%     +11,88  +12,4% 
Silber (Spot)           25,90        25,63      +1,1%      +0,28   +8,1% 
Platin (Spot)        1.042,25     1.054,50      -1,2%     -12,25   -2,4% 
Kupfer-Future            3,84         3,84      +0,0%      +0,00   +0,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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May 04, 2023 12:12 ET (16:12 GMT)