Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bewegt sich zum Wochenschluss im Rückwärtsgang. Vor allem die mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen der Wall-Street-Grössen Amazon und Apple vom Vorabend werden als Hauptbelastungsfaktoren genannt. Beide Konzerne haben mit ihren Ergebnissen die Erwartungen verfehlt. Das Problem sind eindeutig die gestörten globalen Lieferketten, vor allem bei Chips. Und diese Probleme könnten womöglich anhalten und das sonst lukrative Weihnachtsgeschäft trüben, warnten die beiden Unternehmen.

"Damit gilt weiterhin Alarmbereitschaft für Anleger, die in Unternehmen investiert sind, die stark von der Verfügbarkeit von Halbleitern und Chips abhängig sind", meint ein Händler. Sollten die Lieferengpässe andauern oder sich noch ausweiten, könne es hier sehr schnell ungemütlich werden. Diese beiden Ausreisser sollten aber unter dem Strich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Quartalsberichte der Unternehmen überwiegend positiv ausfallen in dieser Berichtssaison - so auch hierzulande aktuell von Holcim und der Swiss Re. "Der heutige Dämpfer könnte also schon in der kommenden Woche wieder Geschichte sein - auch weil die Europäische Zentralbank trotz der steigenden Preise momentan noch keinen Handlungsbedarf sieht", meint ein Händler. Gespannt warte der Markt nun auf das Fed in der kommenden Woche. Im Tagesverlauf gilt es noch eine Vielzahl an Konjunkturdaten zu bewerten.

Der SMI fällt gegen 11 Uhr um 0,65 Prozent auf 12'074,13 Punkte. Damit zeichnet sich auf Wochensicht eine nahezu unveränderte Bilanz ab, nachdem der Leitindex die drei Handelswochen zuvor jeweils mit Gewinnen beendet hatte. Für den Oktober steht derzeit ein Plus von 3,7 Prozent zu Buche. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, verliert 0,65 Prozent auf 1961,51 und der breite SPI 0,66 Prozent auf 15'564,25 Punkte.

Gegen den Trend gewinnen nach Zahlen allen voran die Aktien der Swiss Re (+2,7%). Der Rückversicherer hat am Morgen beim Gewinn im dritten Quartal selbst die grössten Optimisten blass aussehen lassen. Die Chancen auf erneut üppige Dividendenzahlungen stehen gut.

Rückenwind haben auch die Anteilscheine der Swiss Life, UBS, CS und Zurich, die sich zwischen 0,8 und 0,1 Prozent verteuern.

Holcim-Aktien (+0,2%) können hingegen ihre Auftaktgewinne nach Quartalszahlen nicht halten. Dabei hat sich der Baustoffkonzern in einem schwierigen Umfeld tapfer geschlagen, heisst es am Markt. So hätten die Zahlen über den Markterwartungen gelegen und auch der Ausblick wurde erneut erhöht, heisst es etwa bei Vontobel.

Am entgegengesetzten Ende der Kurstafel fallen mit Straumann, Sonova, Lonza, Alcon und den beiden Pharmaschwergewichten Novartis und Roche vor allem Vertreter der Gesundheitsbranche zurück. Ihre Abgaben reichen von -3,1 Prozent bei Straumann bis -1,0 Prozent bei Novartis.

Gerade im Fall von Straumann, Sonova aber auch Lonza und Alcon verweisen Händler auch die Kursgewinne, die diese Aktien im bisherigen Jahresverlauf bereits verbucht hätten. Der Straumann-Kurs etwa hat sich mit einem Plus von annähernd 90 Prozent seit Jahresbeginn nahezu verdoppelt.

Die Enttäuschung über die beiden Tech-Lieblinge Amazon und Apple und deren warnende Aussagen machen auch den hiesigen Tech-Werten zu schaffen. Unter den Blue Chips fallen Logitech (-1,7%) und AMS (-1,5%) überdurchschnittlich stark zurück. Im breiten Markt folgen Werte wie Inficon, Comet, U-blox und VAT mit Abgaben zwischen 2,3 und 1,7 Prozent.

Aber auch andere Zykliker werden zu Wochenschluss eher gemieden, was bei Geberit, ABB oder auch Sika für Abgaben von jeweils mehr als einem Prozent sorgt.

Im breiten Markt fallen derweil BKW mit plus 4,4 Prozent positiv auf. Der Berner Energiekonzern hat anlässlich eines Investorentages unter anderem neue Mittelfristziele formuliert, die gut ankommen. Börsenneuling Scan setzt nach dem eindrücklichen IPO vom Vortag mit plus 2,1 Prozent den Aufwärtstrend fort.

Überdurchschnittlich schwach präsentieren sich Blackstone Resources, Gurit oder auch Energiedienst, die sich zwischen 3,6 und 2,8 Prozent verbilligen.

hr/ra