Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse hat am Montag deutlich nachgegeben, aber klar über dem Tagestief geschlossen. Ein Grund für die Schwäche war laut Händlern der Ausgang der Europa-Wahl, der die Märkte verunsichert habe. Zudem belasteten Verkäufe in den SMI-Schwergewichten den Gesamtmarkt. Diese hatten zuletzt den Markt nach oben geführt. Auch hätten sich die Anleger vor den Grossereignissen der Woche - gemeint sind vor allem die Sitzung der US-Notenbank Fed und die Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Mittwoch - vorsichtig verhalten und die Positionen etwas abgebaut, wie ein Händler meinte. Eine Zinsänderung des Fed wird allerdings nicht erwartet.

Der Rechtsruck gleich in mehreren Ländern bei der Europa-Wahl habe politische Unsicherheit zurück auf das Börsenparkett gebracht, hiess es. Dies sorgte allem in Frankreich für Verunsicherung. Denn dort hatte Staatschef Emmanuel Macron nach "seiner Niederlage" eine vorgezogene Neuwahl der Nationalversammlung angesetzt. Der französische Cac-40 reagierte darauf mit einem klaren Minus von 1,6 Prozent und damit deutlich stärker als der deutsche DAX oder der SMI. "Potentielle politische Veränderungen stellen stets ein Stressszenario für die betroffenen Finanzmärkte dar", sagte ein Händler. 

Der Leitindex SMI schloss nach einem Tagestief bei 12'096,55 Punkten noch um 0,95 Prozent tiefer auf 12'137,74 Punkten. Der SLI, der die 30 grössten Titel umfasst, büsste 0,72 Prozent ein auf 1972,77 und der breit gefasste SPI 0,92 Prozent auf 16'114,67 Zähler. 25 SLI-Werte schlossen schwächer und fünf fester.

Neben dem französischen Leitindex stand auch der Devisenmarkt im Zeichen der Europawahl. Dort notierte das Euro/Franken-Paar klar unter 97 Rappen auf einem Niveau, das das Paar zuletzt Mitte März gesehen hatte.

Trotz höherer Verunsicherung profitierten defensive Werte nicht. Im Gegenteil, die Schwergewichte Nestlé (-2,5%), Roche GS (-1,2%) und Novartis (-0,7%) gaben klar nach. Sie waren in der Vorwoche allerdings auch für den Anstieg des Marktes verantwortlich gewesen. "Da sollten Gewinnmitnahmen nicht überbewertet werden", meinte ein Händler. Bei Nestlé kam eine Abstufung durch Morgan Stanley als zusätzlich belastend hinzu.

Mit Sandoz (-1,7%), Straumann (-1,0%) und Lindt & Sprüngli PS (-1,3%) standen noch weitere defensive Werte auf den Verkaufszetteln. Deutliche Abgaben gab es ausserdem bei den Finanzwerten UBS, Swiss Re, Swiss Life und Zurich, die zwischen 1,4 und 0,9 Prozent nachgaben. Finanzwerte zählten europaweit zu den grössten Verlierern. In Paris etwa verloren die Papiere der Société Generale, BNP Paribas und Crédit Agricole bis zu 7 Prozent.

Erneut tiefer schlossen Swatch Inhaber (-0,6% auf 187,80 Fr.). Sie notierten zeitweise so tief wie letztmals vor rund vier Jahren, konnten zum Schluss das Minus aber noch klar eindämmen. Am Markt war von Verleiderverkäufen die Rede. Es fehle schlicht jegliche Kaufbereitschaft, hiess es. Die Anteile von Branchenkollege Richemont (-1,0%) gaben stärker nach. Allerdings beträgt die bisherige Jahresbilanz 2024 von Richemont +30 und diejenige von Swatch -20 Prozent.

Zyklische Werte wie ABB, SIG, Sika, Schindler oder Kühne + Nagel schlossen mit Kursabschlägen von bis zu 0,5 Prozent, aber über dem Tagestief.

Die Gewinnerseite wurde angeführt von Givaudan (+1,1%), nachdem Barclays die Papiere auf "Equal Weight" hochgestuft hat. Dahinter folgten Holcim (+0,6%), VAT und Geberit (je +0,2%). Lonza (+0,2%) bewegten sich stets nahe am Freitagskurs.

In den hinteren Reihen waren Sulzer (+1,0%) wegen neuer Mittelfristziele gesucht. Comet (+0,6%) profitierten von der Neuabdeckung mit "Buy" der Deutschen Bank.

Abwärts ging es dagegen für die stets volatilen Meyer Burger (-12,5%). Ein Händler verwies dabei auch auf die Europawahl, wo die Grünen deutliche Verluste erlitten hatten. Damit steige auch puncto Umweltpolitik die Unsicherheit, meinte er.

pre/tv