Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt knüpft am Freitagvormittag an den Negativtrend der Vortage an und gibt weiter nach. Dabei belasten laut Händlern Konjunktur- und Zinssorgen den Markt. In Europa deuteten viele Konjunkturdaten auf eine Abschwächung der Konjunktur hin. So hat sich die Unternehmensstimmung zwar leicht aufgehellt. Aber die Einkaufsmanagerindizes blieben für die Eurozone und auch einzelne Länder meist klar unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Zudem halten die Zinssorgen an. Zwar haben verschiedene Notenbanken eine Zinspause eingelegt und der Zinsgipfel könnte erreicht sein. "Aber Zinssenkungen werden nicht so bald wieder ein Thema", sagt ein Händler. Vielmehr verfestige sich in den Köpfen der Marktteilnehmer die Überzeugung, dass die Zinsen auf längere Zeit höher bleiben dürften. Am Markt werde gar befürchtet, dass die Zinsen nicht nur länger sondern gleich "für immer" höher bleiben könnten, sagt ein Händler. Dazu kämen die steigenden Energiepreise und die Angst vor den Folgen eines Shutdowns in den USA als belastende Faktoren hinzu. Das Gezerre um den US-Haushalt komm zwar regelmässig auf den Tisch, halte aber die Anleger von Käufen ab. Das Sentiment verschlechtere damit sich weiter und biete immer weniger Kaufanreize. "Die Grosswetterlage bleibt bewölkt", meint ein Händler.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr 0,60 Prozent tiefer auf 11'018,053 Punkten und damit über dem bisherigen Tagestief von 11'002 Zählern. Damit steuert der Leitindex auf eine negative Wochenbilanz von rund 1,5 Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,61 Prozent auf 1724,06 und der breite SPI um 0,68 Prozent auf 14'460,56 Zähler. 25 der 30 SLI-Werte geben nach und fünf legen zu.

Belastet von den Konjunktur- und Zinssorgen stehen vor allem zyklische und Technologiewerte auf den Verkaufszetteln, wie Kursabschläge von rund ein bis gut zwei Prozent bei VAT, Adecco, Holcim, Kühne + Nagel, ABB, Schindler, SIG und Sika zeigen. Auch SGS (-1,2%) setzen den Abwärtstrend der vergangenen Tage fort und erreichten ein neues Mehrjahrestief.

Auch die Aktien von Lonza (-0,3%) schwächeln weiter. Die Aktie des Pharmazulieferers steht seit Wochenbeginn, als der Konzern über den überraschenden Abgang von CEO Pierre-Alain Ruffieux informiert hatte, massiv unter Druck.

Aber auch die als defensiv geltenden Schwergewichte Nestlé (-0,9%) und Novartis (-1,0%) stehen unter Druck, was sich auch negativ auf den Leitindex auswirkt. Roche GS, ein weiterer grosskapitalisierter Wert, schlagen sich mit -0,1 Prozent deutlich Wenger schlecht. Die Inhaberaktie von Roche legt gar um 0,2 Prozent zu.

Auch die Finanzwerte können sich dem Druck steigender Zinsen und damit auch schwächerer Finanzmärkte nicht entziehen. So büssen die Banken UBS (-0,7%), Julius Bär (-1,0%) sowie die Versicherer Swiss Re (-0,6%), Zurich (-0,6%) und Swiss Life (-0,5%) an Wert ein.

Auf der anderen Seite legen die Aktien von Sonova, Givaudan, Partners Group und Richemont bis zu 0,7 Prozent zu. Ein klarer Trend lasse sich daraus aber nicht ableiten, meint ein Händler.

Auf den hinteren Reihen fallen Medacta (-3,1%) negativ auf. Die Medtechfirma hat im ersten Halbjahr - wenig überraschend - mehr verdient. Da der Titel im bisherigen Jahresverlauf knapp 20 Prozent an Wert gewonnen habe, nähmen die Aktionäre den Zwischenbericht nun zum Anlass, Gewinne einzustreichen, heisst es am Markt.

Auch die leichte Kursschwäche von Ypsomed (-0,4%) wird mit Gewinnmitnahmen erklärt. Der Aktienkurs hatte zuletzt im Zusammenhang mit einem Grossauftrag für Autoinjektoren von Novo Nordisk ein Rekordhoch erreicht.

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