Zürich (awp) - Wohnraum ist in der Schweiz auch im vergangenen Jahr teuer geworden. Aber nun sinken die Preise erstmals seit drei Jahren. Schuld daran sind unter anderem die gestiegenen Zinsen.

Zwar sind die Preise im Vorjahresvergleich nochmals gestiegen. Aber im vierten Quartal 2022 wurde der starke Anstieg der Kaufpreise für Einfamilienhäuser (EFH) und Eigentumswohnungen (ETW) jäh gebremst. Wie der Hypothekenvermittler Moneypark am Donnerstag mitteilte, sind erstere im dritten Quartal schweizweit um 0,1 Prozent und im vierten Quartal gar um weitere 2,3 Prozent gefallen. Letztere hätten dagegen erst im letzten Jahresviertel um 0,4 Prozent nachgegeben.

Auch nach Regionen sind die Entwicklungen unterschiedlich. In der Deutschschweiz etwa sind die Preise für Einfamilienhäuser im vergangenen Jahr insgesamt noch um 4,6 Prozent gestiegen, erst im vierten Quartal sanken sie erstmals um 2,3 Prozent. Anders in der Westschweiz: Dort sind mit +0,5 Prozent schon im Jahresvergleich kaum mehr gestiegen und schon das ganze zweite Halbjahr war rückläufig (-2,8%).

Gleichläufiger war die Entwicklung bei Wohnungspreisen. Im Vorjahresvergleich wurden Wohnungen in beiden Landesteilen (Westschweiz +3,6%, Deutschschweiz +3,4%) nochmals deutlich teurer. Aber im abgelaufenen Halbjahr nahmen die Kaufpreise nur noch leicht zu, in der Deutschschweiz um 0,1 Prozent und in der Westschweiz um 0,6 Prozent.

Günstigere Preise auch im Januar

Und der sinkende Preistrend hat sich im neuen Jahr fortgesetzt, wie es in einer am Donnerstag veröffentlichen Studie des Immobilienberatungsunternehmens Iazi und der SMG Swiss Marketplace Group (u.a. Immoscout24) heisst. Im Januar seien die Preise für Einfamilienhäuser um 0,7 Prozent gesunken, Bei den Eigentumswohnungen gab es einen Rückgang von 0,6 Prozent.

Zudem sanken gemäss dem Swiss Real Estate Offer Index auch die Preisforderungen von Vermietern im Januar um durchschnittlich 1,1 Prozent. Diese Entwicklung werde im laufenden Jahr aber wohl die Ausnahme bleiben, so die Studie. Der zunehmende Mietwohnungsmangel sowie der voraussichtliche Anstieg des Referenzzinssatzes könnten schon bald wieder für höhere Angebotspreise sorgen, lautet die Prognose.

Höhere Zinsen steigern Nachfrage für Saron Hypotheken

Die Zinsentwicklung im letzten Jahr hatte auch einen Einfluss auf die Art der Hypothekenvergabe. So gab es wegen der gestiegenen Zinsen für Festhypotheken laut Moneypark schon im ersten Halbjahr 2022 ein Trend zu Geldmarkthypotheken (Saron). Während im ersten Halbjahr noch zehnjährige Festhypotheken mit einem Anteil von 52 Prozent den Markt dominierten, halbierte sich ihr Anteil im zweiten Semester auf 26 Prozent. Anders die Saron-Hypotheken: Ihr Anteil stieg im zweiten Halbjahr auf 34 von 11 Prozent im ersten Semester.

Aber auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Regionen. Während in der Deutschschweiz das vermittelte Volumen von Saron-Hypotheken im zweiten Halbjahr einen Anteil von über 40 Prozent erreichte, fiel die Wahl in der Westschweiz nach wie vor am häufigsten auf Festhypotheken von fünf bis neun Jahren.

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