Von Sam Goldfarb und Eric Reinhard

NEW YORK (Dow Jones)--Die Renditen von US-Staatsanleihen sind am Freitag gestiegen, nachdem neue Arbeitsmarktdaten einen kräftigen Anstieg bei den Neueinstellungen im März zeigten, was den Anlegern weiteren Anlass zum Optimismus über die wirtschaftlichen Aussichten gab. Im jüngsten Handel lag die Rendite der Benchmark-Treasury-Note laut Tradeweb bei 1,704 Prozent, nach 1,680 Prozent am Donnerstag. Die US-Aktienmärkte sind wegen des Feiertags an Karfreitag geschlossen, der Handel wird erst am Montag wieder aufgenommen. Lediglich der Anleihemarkt ist wegen der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten geöffnet, der Handel ist allerdings verkürzt und endet um 12 Uhr US-Ostküstenzeit.

Wie das Arbeitsministerium in Washington am Karfreitag berichtete, entstanden im März in der Privatwirtschaft und beim Staat 916.000 zusätzliche Stellen. Das war der stärkste Anstieg seit August und übertraf die Prognose der von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte, die einen Zuwachs um 675.000 Jobs erwartet hatten.

Auf den ersten Blick sei der Arbeitsmarktbericht "ziemlich ermutigend" und "selbst wenn man sich die Details ansieht, gibt es noch mehr Gründe, ermutigt zu sein", sagte Thomas Simons von Jefferies LLC.


Wirtschaftserholung zeichnet sich ab 

Die Daten vom Freitag fügen sich in das Bild einer sich erholenden US-Wirtschaft ein, getrieben durch die Verteilung von Impfstoffen gegen das Coronavirus und Verbraucher, die sich wieder in die Öffentlichkeit wagen, da die Bundesstaaten die Beschränkungen für soziale und geschäftliche Aktivitäten lockern. Die Erwartung einer starken wirtschaftlichen Erholung war der Haupttreiber für den starken Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen in diesem Jahr. Anleger wetten darauf, dass ein schnelleres Wachstum zu einer höheren Inflation und schließlich zu Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve führen könnte.

Einen Anschub für die Wirtschaft erwarten die Investoren auch von dem von US-Präsident Joe Biden geplanten billionenschweren Infrastrukturpaket, was auch die US-Börsen am letzten Handelstag vor dem Osterwochenende stützte. Hinzu kamen überwiegend gute Konjunkturdaten. So stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im März auf ein 37-Jahreshoch.

Während der Nasdaq am Donnerstag deutlicher nach oben zog, blieb der Dow aber etwas zurück. Der Dow-Jones-Index schloss 0,5 Prozent fester bei 33.153 Punkte, der S&P-500 legte um 1,2 Prozent zu und kletterte über die 4.000-Punkte-Marke auf ein Rekordhoch. Für den technologielastigen Nasdaq-Composite ging es um 1,8 Prozent nach oben. Dabei gab es insgesamt 2.585 (Mittwoch: 1.814) Kursgewinner und 751 (1.505) -verlierer. Unverändert schlossen 72 (98) Titel.

Bidens Maßnahmenpaket umfasst neben der Sanierung von Straßen und Brücken auch verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau der Breitbandinfrastruktur. Besonders der letztgenannte Punkt dürfte dem Technologiesektor zugutekommen. Einen Wermutstropfen sehen Beobachter darin, dass die Maßnahmen mit Steuereinnahmen finanziert werden müssen, was die Anleger zunächst allerdings nicht sonderlich zu stören scheint angesichts der Aussicht auf eine Belebung der Wirtschaft.

Wie weit die Erholung vorangekommen ist, zeigten neue Konjunkturdaten: Die vorbörslich veröffentlichten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche enttäuschten diesbezüglich zwar, denn es wurden mehr Anträge gestellt als in der Vorwoche und auch mehr als erwartet. Die von Markit und ISM veröffentlichten März-Einkaufsmanagerindizes zeigten jedoch eine deutliche Belebung in der US-Industrie. Beim ISM-Index wurden die Erwartungen der Ökonomen erheblich übertroffen.


   Zukaufpläne von Micron und Western Digital positiv gesehen 

Im Technologiesektor standen Micron (+4,8%) und Western Digital (+6,9%) mit angeblichen Übernahmeplänen im Blick. Jeder der beiden Chiphersteller erwäge ein Übernahmegebot für die japanische Kioxia Holdings (ehemals Toshiba Memory), berichteten informierte Personen. Als möglicher Kaufpreis wurden 30 Milliarden Dollar genannt, die aber nach Meinung von Beobachtern gut investiert wären, weil Größe in der kapitalintensiven Branche von Bedeutung sei. Micron hatte zudem überraschend gute Zahlen und einen optimistischen Ausblick veröffentlicht.

Emergent Biosolutions brachen um 13,4 Prozent ein, nachdem die Qualität einer im Auftrag von Johnson & Johnson (-0,9%) hergestellten Charge des Covid-19-Impfstoffs "nicht den Anforderungen" entsprochen hat, wie der Pharmariese am Mittwoch mitgeteilt hatte. Zuvor hatte die New York Times berichtet, dass wegen Qualitätsmängeln 15 Millionen Dosen des in einem Emergent-Werk hergestellten Impfstoffs entsorgt werden mussten.

Microsoft (+2,8%) wird für die US-Armee maßgeschneiderte Augmented-Reality-Headsets entwickeln und bauen. Der Auftrag hat einen Gesamtwert von bis zu 21,9 Milliarden Dollar, wie der IT-Konzern in einem Blog-Post mitgeteilt hat. Die Ratingagentur Fitch hat indessen die Bonität des Softwarekonzern wieder auf die bestmögliche Note hochgestuft.


   Dollar schwächer - Ölpreise ziehen an 

Am Devisenmarkt gab der Dollarindex um 0,3 Prozent nach. Während sich die Stimmen mehren, die den jüngsten Höhenflug des US-Dollar als passend betrachten, machen Analysten beim Euro Potenzial aus. Die Gemeinschaftswährung könnte insbesondere zum Pfund Sterling zulegen. Die Experten von Activtrades begründen diese Sicht mit der Annahme eines substanziellen Zuwachses bei der Impfstofflieferung im zweiten Quartal in die Eurozone. Die Euro-Schwäche in der ersten Periode sei im Wesentlichen Ergebnis der Sorgen über die schleppende Impfkampagne gewesen. In den USA und auch in Großbritannien sei diese viel erfolgreicher verlaufen. Doch dies könnte sich nun ändern, urteilte Activtrades-Analyst Ricardo Evangelista.

Die Ölpreise zogen an, ungeachtet der Meldung, dass die Ölförderländer der Opec und Verbündete sich offenbar darauf verständigt haben, ihre gemeinsame Produktion in den nächsten drei Monaten wieder anzuheben. Die Ölförderer würden darauf setzen, dass mit den Fortschritten der Impfkampagnen weltweit auch die Nachfrage nach Öl wieder anzieht, berichteten mehrere Informanten.

Am Anleihemarkt entfernten sich die Renditen weiter nach unten von ihrem 14-Monatshoch, das sie am Dienstag bei über 1,77 Prozent gesehen hatten, und notierten bei 1,68 Prozent. Es gibt allerdings Befürchtungen, dass das Infrastrukturprogramm eine Überhitzung der Wirtschaft zur Folge haben könnte, wie Charalambos Pissouros von JFD Group anmerkte. Sollte es dazu kommen, dürften die Anleiherenditen steigen, was wiederum die Aktienmärkte belasten würde.

Die sinkenden Anleiherenditen in Verbindung mit dem schwächeren Dollar gaben dem Goldpreis Auftrieb.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                33.153,41       0,52      171,86       8,32 
S&P-500              4.019,84       1,18       46,95       7,02 
Nasdaq-Comp.        13.480,11       1,76      233,24       4,59 
Nasdaq-100          13.329,52       1,82      238,07       3,42 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,16       -0,4        0,16        3,9 
5 Jahre                  0,91       -3,1        0,94       54,6 
7 Jahre                  1,36       -5,2        1,42       71,5 
10 Jahre                 1,68       -6,0        1,74       76,6 
30 Jahre                 2,34       -7,3        2,41       69,2 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Do, 8:17  Mi, 17:30    % YTD 
EUR/USD                1,1776     +0,40%      1,1718     1,1737    -3,6% 
EUR/JPY                130,23     +0,28%      129,77     129,78    +3,3% 
EUR/CHF                1,1090     +0,20%      1,1081     1,1061    +2,6% 
EUR/GBP                0,8512     +0,03%      0,8518     0,8517    -4,7% 
USD/JPY                110,60     -0,11%      110,75     110,58    +7,1% 
GBP/USD                1,3834     +0,37%      1,3757     1,3778    +1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,5762     +0,18%      6,5840     6,5649    +1,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             58.862,25     -0,14%   58.951,25  59.124,50  +102,6% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               61,25      59,16       +3,5%       2,09   +25,8% 
Brent/ICE               64,59      62,74       +2,9%       1,85   +25,2% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.728,65   1.707,20       +1,3%     +21,45    -8,9% 
Silber (Spot)           24,92      24,41       +2,1%      +0,51    -5,6% 
Platin (Spot)        1.212,60   1.188,50       +2,0%     +24,10   +13,3% 
Kupfer-Future            4,00       4,00       +0,2%      +0,01   +13,6% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

April 02, 2021 11:25 ET (15:25 GMT)