Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an den europäischen Börsen haben sich am Mittwoch nicht aus der Deckung gewagt.

"Der Deutsche Leitindex verharrt im Vorfeld der US-Inflationsdaten am Donnerstag und dem Start der Berichtssaison in den USA am Freitag weiter in seiner Ping-Pong-Zone zwischen 16.500 und 16.750 Punkten", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. "Zurückhaltung ist angesagt, weil keiner weiß, zu welcher Seite der Index ausbrechen wird." Die Börsianer erhofften sich aus den am Donnerstag anstehenden Preisdaten Hinweise auf die nächsten Schritte der US-Notenbank Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die Inflation zu dämpfen. Daher dürfte die Veröffentlichung darüber entscheiden, ob sich die Dezember-Rally fortsetzen oder der Markt an den schwachen Jahresstart anknüpfen werde.

MÖGLICHE SPOT-BITCOIN-ETF-ZULASSUNG IM FOKUS

Im Rampenlicht stand auch der Bitcoin. Die wichtigste Kryptowährung verteuerte sich um ein halbes Prozent auf rund 45.630 Dollar. Eine Falschmeldung hatte sie in der Nacht zeitweise auf 48.000 Dollar getrieben. In einer Mitteilung auf X hieß es zunächst, dass sich die US-Börsenaufsicht SEC für eine Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) entschieden habe. Wenig später stellte jedoch ein Sprecher der Behörde klar, dass die Meldung nicht richtig sei. Hacker hätten sich Zugriff auf das SEC-Nutzerkonto beschafft und die Nachricht dort platziert.

Es wird erwartet, dass die US-Börsenaufsicht SEC im weiteren Tagesverlauf ihre tatsächliche Entscheidung über die Zulassung ankündigt. Dies dürfte Analysten zufolge für eine verstärkte Nachfrage nach der Cyber-Devise sorgen. "Anleger hätten dann über regulierte Anbieter Zugang zum Bitcoin, ohne den Umweg über eine Krypto-Börse gehen zu müssen, der sie nicht vertrauen", kommentierte Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets. Auf diesem Wege wären auch große Investitionssummen denkbar, die bisher vielen einfach zu riskant gewesen seien. "Allerdings muss beachtet werden, dass ETFs in den USA bei den meisten Brokern auch leerverkauft werden können. Es ist also durchaus möglich, dass dann auch sporadisch Verkaufsvolumen in den Bitcoin strömt."

REDCARE NACH ZAHLEN UNTER DRUCK - IMMOBILIENWERTE ZIEHEN AN

Bei den Einzelwerten gerieten Redcare unter Druck. Die Aktien der Versandapotheke rutschten nach Zahlen um knapp fünf Prozent ab. Der Umsatz des ehemals unter Shop Apotheke firmierenden Unternehmens ist im vergangenen Jahr zwar um knapp die Hälfte auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen. Experten hatten allerdings damit gerechnet.

Gefragt waren dagegen Immobilienwerte. Ein Händler verwies auf den erneuten leichten Rückgang der Anleiherenditen und einen positiven Kommentar von Kepler Cheuvreux über Vonovia. Die Papiere des Bochumer Konzerns rückten um knapp zwei Prozent vor. Die Rivalen Aroundtown, TAG Immobilien und LEG Immobilien gewannen in ihrem Kielwasser zwischen gut zwei und knapp vier Prozent.

Enttäuschende Zahlen setzten in Zürich der Schweizer Bauchemiefirma Sika zu. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr zwar einen Rekordumsatz erzielt. Mit 11,24 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet rund 12,05 Milliarden Euro) verfehlte er allerdings sowohl die Analystenerwartungen als auch Sikas eigene Prognose.

An der Börse in Mailand flogen Campari aus den Depots. Die Aktien des Spirituosenkonzerns gaben fünf Prozent nach. Das Unternehmen hatte eine Privatplatzierung im Wert von 1,2 Milliarden Euro zur Finanzierung der Übernahme des französischen Cognac-Herstellers Courvoisier abgeschlossen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)