FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf des Vortages und dem schwächeren Start in den Tag notieren die europäischen Aktienmärkte am Donnerstagnachmittag kaum verändert. Der DAX gibt 0,1 auf 15.826 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 legt um 0,3 Prozent auf 4.275 Punkte zu. Fest im Markt liegen Technologie-Aktien, deren europäischer Stoxx-Technologie-Index nach einem sehr starken Zwischenbericht von Nvidia um 1,9 Prozent steigt. Nvidia gilt als Hauptgewinner des KI-Booms, denn die Grafikprozessoren des Chipkonzerns stellen die für KI-Anwendungen extrem hohen Rechenleistungen zur Verfügung. In Europa legen ASMI um 9,2 Prozent und ASML um 4,5 Prozent zu, BE Semiconductor steigen um 8,0 Prozent.

Am Gesamtmarkt steht die Stabilisierung allerdings auf tönernen Füßen: Der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA hält die Anleger weiter in Atem: "Der Konflikt geht in die heiße Phase", sagt Chefvolkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler. Sollten die USA zahlungsunfähig werden, wäre das eine "wirtschaftliche Katastrophe, weil dann US-Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten hinterlegt werden können", erläutert er die möglichen Folgen. Zwar ist die Rede von positiven Gesprächen, eine Einigung zeichnet sich aber noch immer nicht ab. Ohne eine solche könnten die USA bereits Anfang Juni die Schuldenobergrenze erreichen - die USA könnten dann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen.


   Ratingagentur Fitch nimmt USA "unter Beobachtung" 

Den Ernst der Lage unterstreicht nun die Ratingagentur Fitch: Sie hat die USA wegen des Schuldenstreits und eines möglicherweise drohenden Zahlungsausfalls nun unter Beobachtung gestellt. Damit könnten die USA die Spitzenbonität AAA für ihre Kreditwürdigkeit verlieren. Fitch teilte mit, die Agentur gehe zwar nach wie vor von einer Lösung im Schuldenstreit vor dem "Tag X" - dem Tag der Zahlungsunfähigkeit - aus. "Wir glauben aber, dass die Risiken gestiegen sind, dass das Schuldenlimit nicht vor dem Tag X angehoben oder ausgesetzt wird."

"Spätestens mit der Rating-Aktion von Fitch heute Nacht werden sich immer mehr Börsianer an 2011 erinnert fühlen", warnt Vermögensverwalter QC Partners. Damals habe der S&P-500 in den zweieinhalb Wochen vor der Last-Minute-Einigung 18 Prozent verloren. Starke Ausschläge, insbesondere nach unten, sollten in der aktuellen Phase also niemanden überraschen.


   Euro fällt mit technischer Rezession in Deutschland auf Zweimonatstief 

Mit dem Abrutschen der deutschen Wirtschaft in eine technische Rezession kam auch der Euro unter Druck und sank auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,0716 Dollar, nach 1,0741 Dollar vor der Veröffentlichung der Daten. Aktuell notiert der Euro bei 1,0718 Dollar. Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2023 entgegen den bisherigen Annahmen um 0,3 Prozent geschrumpft, wodurch sie sich angesichts des schon im vierten Quartal verzeichneten Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in einer sogenannten technischen Rezession befindet. Doch damit nicht genug. Der Privatkonsum und der Bau werden nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, auch im zweiten Quartal die Sorgenkinder der deutschen Wirtschaft bleiben.

Von Seiten der europäischen Unternehmen gab es im Tagesverlauf einige Nachrichten. Generali notieren nach Erstquartalszahlen kaum verändert. Jefferies spricht von robusten Ergebnissen. Angesichts einer um 6 Basispunkte gestiegenen Solvenz-II-Ratio auf 227 Prozent sowie einem um 22 Prozent gestiegenen operativen Gewinn habe sich der Versicherer gut geschlagen. Positiv heben die Analysten den Bereich Schaden- und Unfallversicherung hervor.

Für die Aktien der Lachsproduzenten Salmar (+11) und Mowi (+7%) geht es in Norwegen nach oben. Den Impuls liefert nach Aussage eines Marktteilnehmers, dass das norwegische Parlament sich auf einen Kompromiss geeinigt habe, wonach Lachszüchtern eine Ressourcensteuer von 25 Prozent auferlegt werden soll, zwischenzeitlich wurde über eine Steuer in Höhe von 40 Prozent nachgedacht.

Für die Aktie von Centrica geht es in London um 2 Prozent nach oben. Dabei profitiert der Versorger davon, dass der britische Regulierer Ofgem seine Position zur Überprüfung der EBIT-Marge im Einzelhandel bekannt gab. Demzufolge ist eine EBIT-Marge von 47 Pfund je Kunde vorgesehen. Die derzeit zulässige EBIT-Marge liegt bei 1,9 Prozent oder rund 37 Pfund je Kunde. Den Übergang zu einem absoluten Mindestbetrag je Kunde, der in gewissem Maße an die Entwicklung der Rohstoffpreise gekoppelt sei, werten die Analysten der Citi positiv. Sollte der Plan umgesetzt werden, sehen die Analysten der Citi bei Centrica den größten Ertragsbeitrag.

Cancom zeigen sich sehr fest, nachdem das Unternehmen eine höhere Prognose ageliefert hat. Der Kurs steigt um 4 Prozent. Cancom hatten zuletzt stark nachgegeben, das stütze nun die Aufwärtsdynamik, heißt es am Markt


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.274,67        +0,3%         10,93         +12,7% 
Stoxx-50                3.975,47        -0,2%         -6,19          +8,9% 
DAX                    15.826,19        -0,1%        -15,94         +13,7% 
MDAX                   26.931,83        +0,6%        153,50          +7,2% 
TecDAX                  3.193,08        +0,0%          0,36          +9,3% 
SDAX                   13.274,45        -0,1%         -6,67         +11,3% 
FTSE                    7.579,68        -0,6%        -47,42          +2,4% 
CAC                     7.241,81        -0,2%        -11,65         +11,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,48                      +0,02          -0,09 
US-Zehnjahresrendite        3,77                      +0,02          -0,11 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:13 Uhr  Mi, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0713        -0,3%        1,0736         1,0757   +0,1% 
EUR/JPY                   149,62        -0,1%        149,83         149,63   +6,6% 
EUR/CHF                   0,9711        -0,2%        0,9731         0,9736   -1,9% 
EUR/GBP                   0,8689        -0,0%        0,8693         0,8704   -1,8% 
USD/JPY                   139,66        +0,2%        139,61         139,09   +6,5% 
GBP/USD                   1,2328        -0,3%        1,2343         1,2359   +1,9% 
USD/CNH (Offshore)        7,0895        +0,4%        7,0847         7,0680   +2,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                26.348,76        -0,1%     26.231,38      26.264,58  +58,7% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  72,33        74,34         -2,7%          -2,01   -9,4% 
Brent/ICE                  76,38        78,23         -2,4%          -1,85   -8,8% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  26,19        27,79         -5,8%          -1,60  -64,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.946,74     1.957,14         -0,5%         -10,40   +6,7% 
Silber (Spot)              22,99        23,13         -0,6%          -0,13   -4,1% 
Platin (Spot)           1.022,58     1.028,58         -0,6%          -6,00   -4,3% 
Kupfer-Future               3,58         3,56         +0,6%          +0,02   -6,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 25, 2023 09:59 ET (13:59 GMT)