Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte präsentieren sich am Montagnachmittag weiterhin in einer etwas leichteren Verfassung. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 16.922 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt lediglich einen Punkt auf 4.635 nach. Er profitiert von der Stärke der Öl- und Gaswerte, deren Stoxx-Branchenindex 1,3 Prozent gewinnt. Der DAX wird auch vom kräftigen Kursminus von mehr als 5 Prozent der Bayer-Aktie gebremst.

Für Kaufzurückhaltung sorgt die Entwicklung im Nahen Osten, mit der die Ölpreise ihre jüngsten Aufschläge knapp halten. Am Wochenende kamen drei US-Soldaten in Jordanien bei einem Drohnenangriff ums Leben. Die USA machen dafür eine militante pro-iranische Gruppe verantwortlich. Der tödliche Angriff nährt die Furcht vor einer direkten Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Ölförderland Iran.

Daneben stehen am Mittwoch bzw. am Donnerstag die Ergebnisse der Beratungen der US-Notenbank bzw. der Bank of England auf dem Kalender. Bis dahin halten sich die Akteure an den Finanzmärkten oft zurück. Die Fed dürfte am Mittwoch versuchen, die Markterwartungen baldiger Zinssenkungen zu dämpfen. "Zwar sind diese in den letzten Wochen bereits etwas zurückgekommen, aber der Markt räumt einer ersten Zinssenkung bereits im März weiterhin eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent ein", so die Commerzbank. Aber im Mai dürfte die Fed tatsächlich die Zinswende einleiten, glauben die Analysten.

Derweil brachte EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau am Wochenende eine frühe Senkung der Leitzinsen durch die EZB ins Spiel mit der Aussage, die EZB könne die Zinsen bei jeder Sitzung senken. Am Anleihemarkt geht es darauf nach oben, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fällt um 6 Basispunkte auf 2,24 Prozent.


   Bayer von neuem Glyphosat-Urteil belastet - Conti fest 

Ein weiteres ungünstiges Glyphosat-Urteil belastet die Bayer-Aktie schwer. Ein Geschworenengericht sprach einem an Krebs erkrankten Kläger 2,25 Milliarden Dollar zu. Bayer kündigte Berufung an. Die Analysten der UBS sehen sich durch das Urteil in der Einschätzung bestätigt, dass die erheblichen juristischen Unwägbarkeiten rund um den Fortgang der Schadensersatzprozesse ein Problem mit Blick auf eine mögliche Aufspaltung des Pharma- und Agrarkonzerns darstellen. Man warte nun auf weitere Urteile in Berufungsverfahren und ob sich für Bayer aus unterschiedlichen Bewertungen der Gerichte womöglich eine neue Chance ergebe, noch einmal den Obersten Gerichtshof der USA anzurufen oder ob Bayer wahlweise seinen Vergleichsansatz noch einmal überdenke.

Continental gewinnen 1,8 Prozent auf 75,72 Euro. Im Handel heißt es, der Zulieferer habe eine Analystenrunde zur Geschäftsentwicklung veranstaltet im Hinblick auf die Vorlage der Quartalszahlen. Diese sei positiv verlaufen. In den vergangenen Tagen hatten bereits mehrere Calls dieser Art für Bewegung in verschiedenen Titeln gesorgt, unter anderem bei Adidas und Kion.


   Holcims Nordamerika-Pläne stützen Heidelberg Materials 

Holcim gewinnen 4,2 Prozent. Der Schweizer Baustoffkonzern will das Nordamerika-Geschäft ausgliedern. Die Pläne stützen auch andere Branchentitel, so Heidelberg Materials, die um 2,8 Prozent steigen. Heidelberg könnte einen ähnlichen Weg beschreiten wie Holcim, heißt es dazu. Wie Berenberg anmerkt, generiert Heidelberg Materials etwa ein Drittel seiner Gewinne in den USA, bei Buzzi (+2,5%) sollen es 55 Prozent sein.


   Hochtief und ACS brechen ein 

In der zweiten deutschen Reihe brechen Hochtief um 8,1 Prozent ein, ACS in Madrid um 7,8 Prozent. Ein spanisches Gericht hat Schadensersatzforderungen der gemeinsamen spanischen Tochter Abertis im Fall der Küstenautobahn AP-7 zum großen Teil zurückgewiesen. Erwartet worden seien 1,5 Milliarden Euro, zugesprochen worden seien lediglich 32,9 Millionen Euro plus Zinsen.

Bei den Schadensersatzforderungen ging es laut einem Marktteilnehmer um den Ausbau der mautpflichtigen spanischen AP-7 und das niedrige Verkehrsaufkommen während der Corona-Epidemie. Abertis habe auf 4 Milliarden Euro Schadensersatz geklagt.

Wacker Chemie drehen ins Plus und ziehen um 0,8 Prozent an. Der operative Gewinn ist zwar unterhalb der Markterwartung ausgefallen. Und eine Erholung der Nachfrage sei auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Sicht, sagte Vorstandschef Hartel. Er bestätigte aber die langfristigen Wachstumsziele.

Stabilus (-3,4%) hat auf der Ergebnisseite etwas schwächere Zahlen vorgelegt. Das bereinigte operative Ergebnis erreichte 32,6 Millionen Euro, die Analysten von Warburg rechneten beispielsweise mit 34,3 Millionen. Den Ausblick hat der Gasfederhersteller wie erwartet bestätigt.

Bilfinger gewinnen 3,4 Prozent, nachdem der freie Cashflow die Erwartungen übertroffen hat. Für Hensoldt geht es um 4,2 Prozent nach oben, Treiber ist eine Hochstufung auf "Buy" durch die Analysten der Citi.


   Philips-Ergebnis erneut von Beatmungsgeräten belastet 

In Amsterdam geht es für Philips um 6,8 Prozent abwärts. Das Ergebnis im vierten Quartal wurde negativ beeinträchtigt durch den Vergleich, den der Konzern mit der US-Gesundheitsbehörde FDA im Zusammenhang mit dem Rückruf von defekten Beatmungsgeräten eingegangen ist. Philips hat für das vierte Quartal eine Rückstellung in Höhe von 363 Millionen Euro gebildet.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.634,51        -0,0%       -0,96      +2,5% 
Stoxx-50                4.210,24        +0,4%       16,92      +2,9% 
DAX                    16.921,73        -0,2%      -39,66      +1,0% 
MDAX                   26.086,97        -0,3%      -87,60      -3,9% 
TecDAX                  3.344,31        -0,5%      -15,56      +0,2% 
SDAX                   13.763,22        -0,1%      -19,34      -1,4% 
FTSE                    7.638,68        +0,0%        3,59      -1,3% 
CAC                     7.634,53        +0,0%        0,39      +1,2% 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:27  Fr, 17:03   % YTD 
EUR/USD                   1,0805        -0,4%      1,0845     1,0859   -2,2% 
EUR/JPY                   159,90        -0,5%      160,35     160,83   +2,8% 
EUR/CHF                   0,9341        -0,4%      0,9357     0,9378   +0,7% 
EUR/GBP                   0,8526        -0,2%      0,8531     0,8538   -1,7% 
USD/JPY                   147,98        -0,1%      147,85     148,09   +5,0% 
GBP/USD                   1,2675        -0,2%      1,2712     1,2719   -0,4% 
USD/CNH (Offshore)        7,1929        +0,1%      7,1897     7,1885   +1,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                41.874,50        +0,1%   42.200,02  41.423,10   -3,8% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  76,85        78,01       -1,5%      -1,16   +6,5% 
Brent/ICE                  82,38        83,55       -1,4%      -1,17   +6,9% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  28,75        27,70       +3,8%      +1,05  -13,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.023,68     2.018,47       +0,3%      +5,22   -1,9% 
Silber (Spot)              22,81        22,80       +0,1%      +0,02   -4,0% 
Platin (Spot)             920,35       919,55       +0,1%      +0,80   -7,2% 
Kupfer-Future               3,85         3,85       -0,1%      -0,00   -1,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

January 29, 2024 09:51 ET (14:51 GMT)