FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben am Donnerstagnachmittag im Anschluss an die geldpolitische Entscheidung der EZB unter Abgabedruck. Die EZB hat wie erwartet die Zinsen um 25 Basispunkte erhöht und weitere Schritte in Aussicht gestellt. Zugleich wurde die Inflationsprognose nach oben genommen. Der EZB-Rat bekräftigte zudem seine Absicht, die Wiederanlage von Tilgungsbeträgen fällig gewordener, unter dem APP-Programm erworbener Anleihen im Juli zu beenden.

"Die EZB tritt auf die Euphorie-Bremse", kommentiert der Vermögensverwalter QC Partners die Zinsentscheidung. Die Notenbank verweise vor allem auf die noch immer zu hohe Inflationsrate. An den Märkten reagiert vor allem der Euro mit Aufschlägen auf die Entscheidung, der Rentenmarkt zeigt sich volatil. Die Einheitswährung steigt auf 1,0890 Dollar nach Ständen von zuvor unter 1,0820. Der DAX kommt zurück vom Allzeithoch und gibt 0,4 Prozent auf 16.250 Punkte ab, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,5 Prozent auf 4.353 Punkte.

Die US-Notenbank hat derweil am Vorabend wie erwartet eine Zinspause eingelegt. "Die falkenhafte Überraschung lag allerdings in den aktualisierten Wirtschaftsprognosen", betont Christian Scherrmann, US-Volkswirt vom Vermögensverwalter DWS. Per Saldo dürften noch zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr erfolgen, der Markt hatte nur eine erwartet. Die Beschlüsse dazu sollen aber datenabhängig erfolgen, so dass Konjunkturdaten künftig noch wichtiger werden.


   In China stehen die Zeichen auf geldpolitische Lockerung 

Stramm auf Gegenkurs bewegt sich hingegen China: Die dortige Notenbank senkt immer mehr Zinssätze aus der zweiten Reihe. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Leitzinsen bald folgen werden. Aktuell wurde die mittelfristige Kreditfazilität (MLF) auf 2,65 Prozent von 2,75 Prozent gesenkt. Anfang der Woche war schon ein anderer Satz gesenkt worden. Am Markt geht man davon aus, dass die Notenbank am Dienstag auch die Loan Prime Rate (LPR) senken wird.

Europas zinssensible Technologieaktien verlieren mit den falkenhaften Notenbanken 1,3 Prozent. Auch die Aktien im Immobiliensektor wie Vonovia (-2,9%) rutschen nach unten. Für Rohstoffwerte geht es mit gestiegenen Wachstumssorgen 1,2 Prozent nach unten. Im DAX fallen BASF 1,1 Prozent und Brenntag um 3,3 Prozent. Stark steigende Gaspreise sind nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben.

Im Software-Sektor geht die Welle von Übernahmen und Beteiligungen weiter. Den Startschuss habe der Verkauf der Software AG in Deutschland gegeben, heißt es dazu im Handel. Nun hat in der Schweiz SoftwareOne ein unaufgefordertes Angebot von Bain Capital für 18,50 Franken je Aktie erhalten. Hier zeichnet sich nach Händlerangaben eine Bieterschlacht ab. Der Verwaltungsrat reagierte bereits und sieht das Unternehmen durch das Angebot "wesentlich unterbewertet". Die Aktie springt um 18,2 Prozent auf 17,93 Franken.


   General Atlantic steigt bei Atoss ein 

Bei Atoss Software in Deutschland steigt derweil General Atlantic als weiterer Ankeraktionär ein. Der US-Finanzinvestor erhält rund 20 Prozent mit Optionen auf knapp 5 Prozent mehr. Die Aktien fallen aber um 7,1 Prozent, da Händler auch hier auf eine komplette Übernahme gehofft hatten.

Hugo Boss notieren 1,1 Prozent leichter trotz eines optimistischen Mittelfristausblicks. Zwar hat der Modekonzern die 2021 bekanntgegebenen Ziele für 2025 erhöht, doch sei dies weitgehend erwartet worden, so die Citigroup. Beim schwedischen Mode-Einzelhändler H&M geht es dagegen um 3,1 Prozent nach oben. Hier haben die Umsatzzahlen zwar die Erwartungen leicht verfehlt, aufgefangen wird dies aber durch einen positiven Blick auf die Juni-Entwicklung.

Mit Kursgewinnen von 3,2 Prozent reagieren Vossloh auf die höheren Ziele für das Gesamtjahr. Der Eisenbahntechniker rechnet nun mit Umsätzen zwischen 1,125 und 1,2 Milliarden Euro statt zuvor 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro. Beim EBIT schätzt der Konzern nun einen Wert zwischen 87 und 94 Millionen Euro statt bisher 79 bis 88 Millionen. Quirin rechnet mit Erlösen von 1,14 Milliarden Euro sowie einem EBIT von rund 84 Millionen Euro. Es dürfte also Anpassungsbedarf bei den Marktschätzungen geben. Helma Eigenheimbau zeigt sich für das Gesamtjahr nun pessimistischer, der Kurs bricht um 14,8 Prozent ein.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.353,12        -0,5%      -22,86     +14,8% 
Stoxx-50                3.999,64        -0,1%       -2,64      +9,5% 
DAX                    16.249,84        -0,4%      -60,95     +16,7% 
MDAX                   27.231,77        -1,2%     -325,42      +8,4% 
TecDAX                  3.236,35        -0,5%      -15,64     +10,8% 
SDAX                   13.603,62        -0,9%     -119,51     +14,1% 
FTSE                    7.614,64        +0,2%       11,90      +2,0% 
CAC                     7.275,75        -0,7%      -52,78     +12,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,46                    +0,01      -0,11 
US-Zehnjahresrendite        3,73                    -0,06      -0,15 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:20  Mi, 17:29   % YTD 
EUR/USD                   1,0905        +0,7%      1,0817     1,0850   +1,9% 
EUR/JPY                   153,13        +0,9%      152,76     151,18   +9,1% 
EUR/CHF                   0,9767        +0,1%      0,9775     0,9739   -1,3% 
EUR/GBP                   0,8566        +0,1%      0,8552     0,8547   -3,2% 
USD/JPY                   140,39        +0,2%      141,21     139,34   +7,1% 
GBP/USD                   1,2731        +0,5%      1,2650     1,2694   +5,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,1353        -0,5%      7,1649     7,1525   +3,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                24.988,90        -0,5%   24.975,00  25.970,06  +50,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  69,30        68,27       +1,5%      +1,03  -13,2% 
Brent/ICE                  74,26        73,20       +1,4%      +1,06  -11,3% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  42,62        38,31      +11,2%      +4,31  -52,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.954,19     1.943,45       +0,6%     +10,74   +7,2% 
Silber (Spot)              23,84        23,98       -0,5%      -0,13   -0,5% 
Platin (Spot)             988,53       980,00       +0,9%      +8,53   -7,4% 
Kupfer-Future               3,89         3,87       +0,5%      +0,02   +1,9% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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June 15, 2023 10:07 ET (14:07 GMT)