FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem deutlichen Rücksetzer am Vormittag können sich die europäischen Aktienmärkte am Nachmittag vom Tief deutlich lösen. Hier hilft die Wall Street, so ist der breite S&P-500-Index im Plus gestartet. Stützend wirkt ein Artikel im Wall Street Journal, wonach die Fed von dem erwartet steilen Zinspfad Abstand nehmen könnte. Nachdem bisher mit zwei weitern Zinsanhebungen um jeweils 75 Basispunkte gerechnet wurde, könnte der zweite Zinsschritt mit 50 Basispunkten kleiner ausfallen - heißt es in dem Artikel. Damit wird ein wenig Druck von der Zinsfront genommen, auch der Euro kann leicht zum Dollar zulegen. Der DAX notiert knapp behauptet bei 12.749 Punkten nach einem Tagestief bei 12.548, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,4 Prozent auf 3.478 Punkte nach.

Die Rendite der zweijährigen Bundesanleihe kommt im Tagesverlauf vom Mehrjahreshoch bei 2,22 Prozent zurück auf 2,06 Prozent. Die Rendite zehnjähriger deutscher Anleihen entfernt sich mit 2,44 Prozent vom jüngsten 11-Jahres-Hochs ebenfalls etwas nach unten. In den Fokus tritt auch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank in der kommenden Woche. Die Zinsstrategen der Commerzbank gehen, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer, davon aus, dass der EZB-Rat dann die Leitzinsen um weitere 75 Basispunkte anhebt sowie die TLTRO-Konditionen so ändern wird, dass die Geschäftsbanken keine sicheren Gewinne aus den TLTROs erzielen. Mit einer deutlichen Zinsanhebung würde die EZB ihren Willen unterstreichen, eine aus Notenbanksicht sehr gefährliche Entankerung der Inflationserwartungen zu bekämpfen.


   Adidas nach Gewinnwarnung sehr schwach 

Nach Drittquartalszahlen und einer neuerlichen Gewinnwarnung fallen Adidas um knapp 8 Prozent. Während sich die Umsätze im Quartal in etwa im Rahmen der Erwartungen bewegt haben, liegt der operative Gewinn auf EBIT-Basis 6 Prozent unter den Schätzungen von RBC und das Nettoergebnis sogar rund 60 Prozent aufgrund von Einmaleffekten. Die Investmentthese bei Adidas ist in den vergangenen Monaten zunehmend komplexer geworden und bietet den Anlegern wenig kurzfristige Prognosesicherheit, wie die Analysten der UBS feststellen. Die andauernde Underperformance gegenüber der Konkurrenz und der Gegenwind in der Branche gipfelten in mehreren Gewinnwarnungen und dem Abgang des Vorstandsvorsitzenden. Das mögliche Ende der Yeezy-Partnerschaft verstärke die Unsicherheit nun weiter. Die UBS-Analysten erwarten fortgesetzt branchenweiten Gegenwind für den Sportbekleidungssektor. Das gelte selbst gegenüber den immer noch gut laufenden Marken wie Puma (-7%). Es könne davon ausgegangen werden, dass die negative Stimmung bis zum ersten Quartal 2023 andauern wird, wenn das Abwärtsrisiko für die Schätzungen für 2023 deutlich wird.

Munich Re reagieren mit Aufschlägen von knapp 5 Prozent auf Eckdaten für das dritte Quartal und die bestätigte Prognose. Der Rückversicherer rechnet mit einem Gewinn von rund 500 Millionen Euro - der Konsens lag hier mit einem erwarteten Verlust von 167 Millionen deutlich darunter. An der Prognose eines Jahresgewinns von rund 3,3 Milliarden Euro hält Munich Re bisher fest, auch hier liegt die Markterwartung mit 2,6 Milliarden Euro deutlicher darunter. Im Fahrwasser geht es für die Aktie der Hannover Rück um 3,5 Prozent nach oben.


   Konsumzurückhaltung belastet britische Einzelhändler 

Mit Blick auf die zu erwartenden hohen Rechnungen für Strom und Gas halten sich die Konsumenten europaweit zurück. In Großbritannien ist zudem der Wirtschaftsabschwung angekommen. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes ist bereits seit zwei Quartalen negativ, das dritte dürfte folgen. Für zusätzliche Verunsicherung sorgte in den vergangenen Tagen zudem die Politik. Daher überrascht nicht, dass die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien im September um 1,4 Prozent gesunken sind. Dies deutet darauf hin, dass die Verbraucher als Reaktion auf die hohe Inflation ihre Ausgaben einschränken. JD Sports Fashion ist in Folge mit einem Minus von 5 Prozent der größte Verlierer, während Frasers Group 3,7 Prozent verlieren. Der Sektor der Einzelhändler stellt zum Wochenschluss mit Minus 2,6 Prozent den größten Verlierer unter den STOXX-Indizes.

Kering fallen um 2,4 Prozent, das Sorgenkind bleibt Gucci. Insgesamt hat der Luxuskonzern zwar gute Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Die Umsätze sind laut der Citigroup 3 Prozent über den Schätzungen ausgefallen. Allerdings war das Wachstum auf Nicht-Gucci-Marken zurückzuführen. Gucci habe sich unter den Erwartungen entwickelt. Die Citigroup geht davon aus, dass die Marktschätzungen für das laufende Jahr leicht nach unten revidiert werden.

Auch die Zahlen von L'Oreal können nicht wirklich überzeugen. Zwar sind die bereinigten Umsätze über den Erwartungen ausgefallen, getrieben vor allem vom Bereich Consumer Products. Allerdings entspreche die Entwicklung ohne einen Sondereffekt von 95 Millionen Euro nur den Erwartungen. Hinzu komme, dass sich der Bereich Luxe klar schwächer als erwartet entwickelt habe. Der Kurs fällt um 3 Prozent.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.478,26        -0,4%        -14,59         -19,1% 
Stoxx-50                3.414,81        -0,3%         -9,49         -10,6% 
DAX                    12.749,08        -0,1%        -18,33         -19,7% 
MDAX                   23.039,93        -1,0%       -233,10         -34,4% 
TecDAX                  2.748,95        -0,2%         -6,28         -29,9% 
SDAX                   10.858,48        -0,1%         -8,77         -33,9% 
FTSE                    6.962,98        +0,3%         19,07          -6,0% 
CAC                     6.042,19        -0,7%        -44,71         -15,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,42                      +0,02          +2,60 
US-Zehnjahresrendite        4,23                          0          +2,72 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:04 Uhr  Do, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   0,9800        +0,1%        0,9774         0,9825  -13,8% 
EUR/JPY                   148,25        +0,9%        146,98         147,12  +13,3% 
EUR/CHF                   0,9856        +0,4%        0,9833         0,9990   -5,0% 
EUR/GBP                   0,8758        +0,6%        0,8739         0,8698   +4,2% 
USD/JPY                   151,29        +0,8%        150,37         149,74  +31,4% 
GBP/USD                   1,1190        -0,4%        1,1186         1,1295  -17,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,2415        -0,2%        7,2663         7,2273  +14,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.081,21        +0,1%     19.043,57      19.280,29  -58,7% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  84,84        84,51         +0,4%          +0,33  +21,5% 
Brent/ICE                  93,34        92,38         +1,0%          +0,96  +26,9% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 112,00       127,15        -11,9%         -15,15  +97,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.640,09     1.628,13         +0,7%         +11,97  -10,4% 
Silber (Spot)              18,82        18,73         +0,5%          +0,10  -19,3% 
Platin (Spot)             912,65       918,18         -0,6%          -5,53   -6,0% 
Kupfer-Future               3,46         3,43         +1,0%          +0,03  -21,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

October 21, 2022 10:20 ET (14:20 GMT)