NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem langen Feiertagswochenende kommt es an den US-Börsen am Dienstag zu Gewinnmitnahmen. Der technologielastige Nasdaq-Composite hat unmittelbar nach der Startglocke ein neues Allzeithoch erreicht. In der vergangenen Woche hatten die Indizes Rekordstände markiert und am Freitag ihre Gewinne trotz der schwachen August-Arbeitsmarktdaten behauptet oder gar ausgebaut. Nun scheinen Anleger diese Entscheidungen zu überdenken: "Investoren sehen, dass sich die Wirtschaft verlangsamt und sich die Aussichten etwas undurchsichtiger gestalten. Deshalb ist es verständlich, dass sie nicht sofort einsteigen und Geld anlegen wollen. Es gibt berechtigte Sorgen über die Delta-Variante, über das chinesische und globale Wachstum und die Inflation (...)", sagt Investmentstratege Willem Sels von HSBC Private Bank.

Gegen Mittag US-Ostküstenzeit sinkt der Dow-Jones-Index um 0,7 Prozent auf 35.108 Punkte, der S&P-500 fällt um 0,4 Prozent. Der Nasdaq-Composite legt um 0,1 Prozent zu. Die zum Wochenschluss gelassene Reaktion des Aktienmarkts auf den geringen Beschäftigungsaufbau im vergangenen Monat erklären Analysten damit, dass die Löhne gestiegen seien. Der Umstand, dass im Freizeitsektor und im Gastgewerbe keine neuen Arbeitsplätze entstanden seien, lege nahe, dass dies der sich rasch ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus geschuldet sei, während sich am Arbeitskräftebedarf der Industrie nichts geändert habe, heißt es bei BCA Research. In der Folge dürfte die US-Notenbank allmählich mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik beginnen. Doch genau diese Überlegung hören Aktienanleger nicht gern.

Derweil haben die Strategen von Barclays ihr Jahresendziel für den S&P-500 auf 4.600 von 4.400 Punkten erhöht. Der Index schloss am Freitag bei 4.535 Zählern. "Wir glauben nicht daran, dass der Beginn des Tapering zu einem Ausverkauf am Aktienmarkt führt", begründen sie ihre neue Annahme.


   Boeing im Sinkflug 

Die Titel von Boeing zählen mit einem Abschlag von 2,5 Prozent zu den schwächsten im Dow. Ryanair, der wichtigste Kunde des Flugzeugbauers außerhalb der Staaten, plant keine neuen Bestellungen mehr für das Modell 737 MAX. Beide Seiten konnten sich über die Preisvorstellungen nicht verständigen. Zudem werden die Auslieferungen des 787 Dreamliners wahrscheinlich bis mindestens Ende Oktober gestoppt bleiben, weil der Flugzeughersteller die Flugsicherheitsbehörden nicht davon überzeugen kann, den Vorschlag zur Inspektion des Flugzeugs zu genehmigen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten.

Unter den Nebenwerten springen Match Group um 6,6 Prozent. Die Aktien der Partnervermittlung werden am 20. September in den S&P-500 aufgenommen - ebenso wie jene von Brown & Brown (-1,8%) und Ceridian HCM Holding (-0,8%). BioMarin Pharmaceutical stürzen um 7,6 Prozent ab. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat eine klinische Studie der Biopharmagesellschaft gestoppt.

Ein positiver Analystenkommentar verhilft Spotify zu einem Plus von 3,4 Prozent. Keybanc hat die Titel zum Kauf empfohlen und das Kursziel erhöht. T-Mobile US steigen um 0,5 Prozent. Die Deutsche Telekom hat ihre Beteiligung an der US-Tochter aufgestockt.

PPG Industries verlieren 2,8 Prozent. Das Unternehmen hat wegen Lieferkettenproblemen seine Ziele für das dritte Quartal kassiert. Aktien von US-Aluminiumherstellern reagieren wegen des Feiertags verspätet auf den Militärputsch in Guinea. Das Land ist ein wichtiger Lieferant von Bauxit, das bei der Herstellung von Aluminium zum Einsatz kommt. Century Aluminum, Kaiser Aluminum und Arconic rücken um 1,2 bzw. 0,8 und 3,6 Prozent vor. Alcoa drehen allerdings um 0,7 Prozent ins Minus.

Der Kurs der Kryptowährungsbörse Coinbase fällt im Gefolge von Bitcoin um 4 Prozent. Die Kryptowährung hatte am Montag davon profitiert, dass El Salvador als erstes Land Bitcoin als Zahlungsmittel zulässt. Nun kommt der Kurs aber wieder zurück.

Der Dollar erfreut sich unterdessen einer regen Nachfrage. Der Dollarindex steigt um 0,5 Prozent. Anleger preisten baldige geldpolitische Straffungen ein. Der zuletzt schwache Beschäftigungsaufbau werde anziehen, weil soziale Sonderleistungen des Staates ausliefen, heißt es im Handel. Dieser Gedanke treibt auch die US-Renditen am Rentenmarkt. Besonders am langen Ende der Zinskurve ziehen die Renditen deutlicher an, was Marktteilnehmer auch mit Inflationsängsten erklären. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen klettert um 5,1 Basispunkte auf 1,37 Prozent.

Bei Gold werden nach dem Anstieg vom Freitag Gewinne mitgenommen. Beobachter verweisen zudem auf die gestiegenen Anleiherenditen, die das Interesse an dem zinslos gehaltenen Edelmetall dämpften. Auch der feste Dollar belastet. Dieser und die Befürchtung eines Überangebots lasten derweil auf den Ölpreisen. Denn Saudi-Arabien hat die Preise für Lieferungen nach Asien ab Oktober gesenkt. Händler sprechen von offenkundigen Absatzproblemen.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
DJIA                35.107,91      -0,7%     -261,18         +14,7% 
S&P-500              4.519,27      -0,4%      -16,16         +20,3% 
Nasdaq-Comp.        15.372,51      +0,1%        9,00         +19,3% 
Nasdaq-100          15.669,09      +0,1%       16,23         +21,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,22       1,6        0,20       10,3 
5 Jahre         0,82       3,4        0,79       45,8 
7 Jahre         1,14       3,9        1,10       48,9 
10 Jahre        1,37       5,1        1,32       45,8 
30 Jahre        1,98       3,7        1,94       33,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %     Di,8:28  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1848      -0,2%      1,1868         1,1861   -3,0% 
EUR/JPY                130,54      +0,1%      130,42         130,29   +3,5% 
EUR/CHF                1,0878      +0,1%      1,0857         1,0867   +0,6% 
EUR/GBP                0,8591      +0,2%      0,8585         0,8581   -3,8% 
USD/JPY                110,19      +0,3%      109,89         109,84   +6,7% 
GBP/USD                1,3791      -0,3%      1,3824         1,3823   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,4599      +0,2%      6,4542         6,4512   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             46.896,26     -10,0%   52.574,76      51.641,26  +61,4% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               68,26      68,89       -1,5%          -1,03  +42,2% 
Brent/ICE               71,72      72,22       -0,7%          -0,50  +40,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.798,35   1.823,28       -1,4%         -24,93   -5,2% 
Silber (Spot)           24,35      27,53      -11,5%          -3,17   -7,7% 
Platin (Spot)        1.005,20   1.023,48       -1,8%         -18,28   -6,1% 
Kupfer-Future            4,28       4,33       -1,0%          -0,05  +21,4% 
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(END) Dow Jones Newswires

September 07, 2021 12:14 ET (16:14 GMT)