Von Rochelle Toplensky

NEW YORK (Dow Jones)--Kurioserweise erhalten fossile Brennstoffe weiterhin umfangreiche Subventionen. Und Öl- sowie Gasinvestoren sollten gerade deswegen aufhören, sich über die Subventionen für grüne Energie aufzuregen, und anfangen, sich um den Erhalt der gewaltigen Subventionen zu sorgen, die ihre eigene Branche erhält. Laut einem aktuellen Bericht gaben die 20 größten Volkswirtschaften der Welt von 2015 bis 2019 ganze 3,3 Billionen US-Dollar an direkter Unterstützung für fossile Brennstoffe aus. Das ist genug, um ein Solarstromsystem zu bauen, das 3 1/2 Mal so groß ist wie das aktuelle US-Netz. Das meiste davon ging an Öl und Gas. Zusätzlich zu diesen laufenden Beträgen verpflichten sich die zehn größten Länder in ihren Covid-19-Konjunkturprogrammen, etwa 1,2 Billionen Dollar in kohlenstoffintensive Industrien zu investieren, mehr als das Dreifache der Unterstützung für grüne Industrien.


   Detaillierte Daten sind schwer erhältlich 

Detaillierte Daten sind schwer zu bekommen, aber ein kürzlich veröffentlichtes Papier des Stockholmer Umweltinstituts ist aufschlussreich. Die Skandinavier schätzen, dass zwei wichtige Steuervergünstigungen für fossile Brennstoffe in den USA den erwarteten Wert neuer Öl- und Gasprojekte in den Hochpreisjahren 2008 und 2010 bis 2014 um durchschnittlich 4 Dollar pro Barrel Öl erhöht haben. Bei den beiden Steuervergünstigungen dreht es sich um die Anrechnung immaterieller Bohrkosten und prozentuale Abschöpfungsregelungen.

Puristen mögen nur die Unterstützung des Endkundenpreises als "echte" Subvention zählen und Steueranreize, Budgettransfers, Unterstützung der öffentlichen Hand sowie Investitionen staatlicher Unternehmen, die in diesen G-20-Zahlen enthalten sind, ignorieren. Es ist jedoch eine Unterscheidung, die wahrscheinlich keinem anhaltenden Druck standhalten wird, vor allem nicht, wenn der Fokus darauf liegt eine bessere und grünere Zukunft zu bauen.


   Unterstützung fossiler Brennstoffe kommt zunehmend auf den Prüfstand 

Es scheint unwahrscheinlich, dass sich einige Länder wie Russland und Saudi-Arabien dazu verpflichten, ihre Netto-Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren. Aber China, Brasilien, die USA und die EU haben sich alle dazu verpflichtet, genau das bis etwa Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Andere wägen ihre Optionen ab. Die Unterstützung fossiler Brennstoffe wird wahrscheinlich immer mehr auf den Prüfstand kommen, da der Druck steigt, langfristige Klimaversprechen in konkrete, kurzfristige Pläne umzusetzen. Dies ist ein Schwerpunkt der Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow. Die hohen Gewinne aus den kürzlich gestiegenen Öl- und Gaspreisen machen es schwieriger, die Subventionen der Industrie zu verteidigen.


   Staatsunternehmen mit großzügigen Subventionen 

Politiker könnten befürchten, dass eine Kürzung der Subventionen Proteste wie in Frankreichs Gelbwesten-Bewegung auslösen könnte, aber 2019 gingen etwa 60 Prozent der Subventionen direkt an Produzenten und Versorger. Zwar würden sich Änderungen dort wahrscheinlich irgendwann auf die Endkundenpreise auswirken, aber der Abstand und die Verzögerung machen sie einfacher. Staatliche Unternehmen erhalten sehr großzügige Subventionen, aber auch börsennotierte Unternehmen bekommen Anreize und können durch gemeinsame Projekte punkten. Von den großen Subventionszahlern sind Investoren am ehesten in Brasilien, den USA und Europa gefährdet. Dort haben die Regierungen versprochen, die Nettoemissionen auf null zu senken und viele internationale Öl- sowie Gasunternehmen verfügen dort über Niederlassungen oder Zentralen. Indien, Indonesien und Mexiko könnten zu einem Problem werden, wenn sie sich entschließen, ebenfalls Netto-Null-Verpflichtungen einzugehen.


   Saudis und Russen dürften Dekarbonisierungsdruck noch widerstehen 

Die Subventionen in Russland und Saudi-Arabien scheinen relativ immun gegen den globalen Dekarbonisierungsdruck zu sein. Und internationale Investoren werden wahrscheinlich nicht direkt von Änderungen bei Chinas großzügigen Subventionen für seine staatlichen Unternehmen betroffen sein. Sicherlich ist es auch möglich, dass Budgetdefizite in einigen von fossilen Brennstoffen abhängigen Förderländern die heimischen Politiker dazu veranlassen könnten, den Druck zu ökologischem Handeln abzulehnen. Stattdessen könnten sie die Subventionen erhöhen, damit sie besser um die schwindenden Investitionen der Ölgesellschaften konkurrieren. Aber die Kontrolle und der Druck werden zunehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Subventionen für fossile Brennstoffe beim Treffen der G-20-Umweltminister in dieser Woche großartig gestrichen werden. Vielmehr dürfte der wachsende Druck, die Dekarbonisierungsgespräche zu führen, bedeuten, dass die Unterstützung der Branche viel weniger sicher ist, als sie es einmal war.

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July 21, 2021 03:51 ET (07:51 GMT)