Berlin (Reuters) - Die Inflation in Deutschland ist wieder auf dem Rückmarsch. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Juni nur noch um 2,2 Prozent, nach 2,4 Prozent im Mai.

Dies teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Der Rückgang war damit trotz der Fußball-EM im eigenen Land stärker als von Experten erwartet, die auf 2,3 Prozent getippt hatten. Im Mai war die Teuerungsrate erstmals in diesem Jahr nach oben gegangen, nachdem sie im März und April mit je 2,2 Prozent das niedrigste Niveau seit rund drei Jahren erreicht hatte.

"Es bleibt ein Auf und Ab - immerhin insgesamt mit Trend in die richtige Richtung: Trotz des Fußballfests in Deutschland verlor die Inflation im Juni nach dem Anstieg im Vormonat wieder an Tempo", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die Einflussfaktoren blieben dabei derzeit dieselben. Arbeitsintensive Dienstleistungen verhinderten mit überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen ein schnelles und nachhaltiges Erreichen des Inflationsziels, das die Europäische Zentralbank für den Euroraum bei zwei Prozent verortet: "Hingegen können sich Verbraucher darüber freuen, dass sie für Industriewaren auch dank der Auflösung von Lieferengpässen nur wenig mehr zahlen müssen als vor Jahresfrist", fügte die Expertin hinzu.

BILLIGERE ENERGIE

Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, verbilligte sich Energie im Juni zum Vorjahr um 2,1 Prozent, nachdem sie im Mai 1,1 Prozent günstiger zu haben war. Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen um 1,1 Prozent und damit stärker als im Mai mit damals plus 0,6 Prozent. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die sogenannte Kerninflation, betrug im Juni 2,9 Prozent, nachdem sie im Mai noch bei 3,0 Prozent gelegen hatte. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent. Hier hatten Experten einen Zuwachs von 0,2 Prozent erwartet.

Insgesamt bleibt der Inflationstrend laut dem Ökonomen Robert Greil von der Privatbank Merck Finck hierzulande wie auch im Euroraum abwärtsgerichtet, was der EZB aus Sicht des Experten im Jahresverlauf weiteren Spielraum für Leitzinssenkungen geben sollte. "Die deutsche Inflationsvorgabe hält die EZB in der Zinssenkungsspur", meint Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Für eine punktgenaue Zwei-Prozent-Preiszielerfüllung werde es in den nächsten Monaten zwar eher nicht reichen: "Gut ist aber, dass sich die Anzeichen für eine Phase mit Quasi-Preisstabilität verdichten."

Das Ifo-Institut geht allerdings davon aus, dass die Zwei-Prozent-Marke in Deutschland bereits im Sommer unterschritten wird: Im August dürfte sie erstmals seit März 2021 unterboten werden, wie Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser prognostiziert. In der Industrie und in konsumnahen Bereichen haben laut dem Münchner Forschungsinstitut im Juni bereits etwas weniger Unternehmen als im Vormonat Preiserhöhungen geplant.

(Bericht von Reinhard Becker und Klaus Lauer, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Reinhard Becker und Klaus Lauer