Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Brückentag statt Zinsentscheid: Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hält sich in diesem Jahr den von Feiertagen gesättigten Mai frei, weshalb die nächste Zinsentscheidung schon vier Wochen nach der vorherigen stattfindet, nämlich am 11. April. Nun meinen viele zu wissen, dass die Zinsen da sowieso nicht gesenkt werden - hat man sich im Rat nicht schon längst intern auf Juni geeinigt? Das mag so sein. Aber auch dann wird das Gremium die Zinsen nur senken, wenn die Daten zu ihrer Prognose passen, dass die Inflation Mitte 2025 wieder bei 2 Prozent liegt. Insofern sind die jetzt anstehenden Inflationsdaten von Interesse.


   Euroraum-Teuerung stagniert im März 

Der Trend sinkender Inflationsraten dürfte im März vorerst gestoppt worden sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 1,0 Prozent gestiegen sind, wodurch die Jahresteuerung bei 2,6 Prozent verharren würde. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Kerninflationsrate, die zuletzt auf 3,1 (3,3) Prozent zurückgegangen war und auf der Inflationsrate der Dienstleistungspreise, die auf 3,9 (4,0) Prozent gesunken war. Analysten rechnen überwiegend damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen frühestens im Juni senken wird. Ein unerwartet deutlicher Inflationsrückgang im März könnte aber Rufe nach einer Senkung bereits im April laut werden lassen. Eurostat veröffentlicht die Daten am Mittwoch (11.00 Uhr).

Beeinflusst werden die Erwartungen für die Euroraum-Teuerung aber noch von diversen nationalen Daten: So veröffentlichen die Statistikbehörden von Frankreich und Italien ihre Verbraucherpreisdaten am morgigen Freitag. Für Frankreich wird erwartet, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von nur noch 2,6 (Februar: 3,0) Prozent gestiegen ist. Für Italien wird eine HVPI-Teuerung von 1,4 (0,8) Prozent erwartet und für Deutschland (Veröffentlichung Dienstag, 14.00 Uhr) eine von 2,3 (2,7) Prozent. Spaniens HVPI-Teuerung ist auf 3,2 (2,9) Prozent gestiegen.

Ansonsten stehen in der vom Ostermontag verkürzten Arbeitswoche einige Konjunkturdaten an, unter denen neben den chinesischen Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch um 3.45 Uhr) der deutsche Auftragseingang herausragt.


   Deutscher Auftragseingang steigt im Februar 

Dieser ist derzeit starken Schwankungen unterworfen, die vom Auftragsgeschehen im "sonstigen Fahrzeugbau" herrühren. Nachdem die Bestellungen im Dezember gegenüber dem Vormonat um 12,0 Prozent gestiegen waren und im Januar um 11,3 Prozent gefallen, wird nun für Februar ein Zuwachs von 0,5 Prozent erwartet. Für die Produktion und damit die Wirtschaftsaktivität insgesamt hat das nicht viel zu bedeuten - da orientieren sich die Analysten lieber an den zeitgleich anstehenden Daten zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe, der zuletzt um 2,0 Prozent gesunken war. Beide Daten werden am Freitag (8.00 Uhr) veröffentlicht.

Am gleichen Tag (14.30 Uhr) kommt der König der Konjunkturberichte, der US-Arbeitsmarktbericht. Mit der Umstellung auf Sommerzeit in Europa ist der alte Abstand zur Westküstenzeit von sechs Stunden wieder hergestellt.


   US-Beschäftigung wächst im März deutlich langsamer 

Die Zahl der Beschäftigten in den USA dürfte im März (außerhalb der Landwirtschaft) deutlich schwächer als zuvor gewachsen sein. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass sie gegenüber dem Vormonat um 180.000 gestiegen ist, nachdem sie im Februar um 275.000 zugenommen hatte. Die Arbeitslosenquote sehen die Analysten bei 3,8 (Februar: 3,9) Prozent und für die Stundenlöhne werden ein monatlicher Anstieg von 0,3 Prozent und eine Jahreswachstumsrate von 4,1 (4,3) Prozent prognostiziert. Nachdem bereits im Februar Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen stärker ausgefallen waren, dürfte die US-Notenbank, die bisher weiterhin drei Zinssenkungen für 2024 prognostiziert, besonders genau auf den März-Job-Bericht achten.

Am Dienstag (16.00 Uhr) werden zudem die Ergebnisse des Job Openings and Labor Turnover Survey (Jolts) veröffentlicht - allerdings erst die für Februar. Gleichwohl sind diese Daten interessant, weil sie Rückschlüsse auf die Ursachen des unerwartet starken Beschäftigungszuwachses zulassen dürften.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/sha/kla

(END) Dow Jones Newswires

March 28, 2024 09:54 ET (13:54 GMT)