Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine weiter rückläufige Inflation haben Europas Anleger am Dienstag bei Aktien zugegriffen.

Der Dax gewann bis zum Nachmittag 0,9 Prozent auf 15.807 Punkte, der EuroStoxx50 zog um ein Prozent auf 4297 Zähler an. Auch an der Wall Street lagen die US-Futures im Plus. In der abgelaufenen Woche hatten die europäischen Indizes stark verloren, da Anleger sich um die weltweite Konjunkturerholung gesorgt hatten. Nun klammerten sie sich an die Hoffnung, dass die Inflationsdaten aus den USA am Mittwoch Grund zum Aufatmen liefern werden, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Broker CMC Markets. "Werden die Erwartungen allerdings enttäuscht, droht eine nächste Verkaufswelle an der Börse."

Positiv nahmen Börsianer die ausgedehnte Unterstützung des strauchelnden Immobiliensektors in der Volksrepublik auf, die sie auf weitere Hilfen spekulieren ließ. "China will seinen leidenden Immobiliensektor weiter unterstützen", konstatierte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Das kommt am Markt gut an."

Am Devisenmarkt ging es für den Dollar zeitweise auf ein Zweimonatstief, nachdem mehrere Vertreter der US-Notenbank Fed ein näher rückendes Ende des Zinsstraffungszyklus angedeutet hatten. Auch am Markt rechnen Börsianer momentan zwar mit einer erneuten Zinsanhebung der Fed in rund zwei Wochen, sehen danach aber keine weiteren Schritte mehr nach oben. Vielmehr werde eine erste Senkung für März 2024 vorweggenommen, sagte Stanzl. "Damit wissen die Anleger über den weiteren geldpolitischen Kurs scheinbar mehr als die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve - eine kuriose Situation, die auch anfällig ist für Überraschungen." Der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen misst, fiel zunächst auf 101,66 Punkte, erholte sich dann aber auf 101,94 Zähler. Der Euro stand 0,2 Prozent tiefer bei 1,0978 Dollar.

BANKEN VOR US-BILANZSTART FESTER - DAIMLER TRUCK FÄHRT VOR

Vor Eröffnung der Bilanzsaison bei den US-Banken am Freitag legten die Aktien des Branchenprimus JPMorgan vorbörslich um rund ein Prozent zu. Die Großbank habe einen stabilen Gewinnausblick, auch wenn der Sektor mit vielen Unsicherheiten konfrontiert sei, argumentierten die Analysten von Jefferies mit Blick auf das zweite Quartal. Mit Blick auf die weiter gestiegenen Zinsen könnten die Anleger bei einigen Bankenbilanzen positiv überrascht werden, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Auch europäische Finanzwerte waren gefragt. Aktien von Commerzbank gewannen rund drei Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt lag Daimler Truck nach einer Anhebung der Prognose sowie der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms 2,5 Prozent im Plus. Der Lkw-Bauer sieht sich auf gutem Weg, das für 2025 gesetzte Ziel von mehr als zehn Prozent bereinigter Umsatzrendite im Industriegeschäft zu erreichen.

Die aufgehellten Aussichten in China kurbelten unterdessen die Nachfrage nach Luxuskonzernen wie LVMH, Hermes und Richemont an, deren Titel mehr als ein Prozent zulegten. Auch Industriewerte profitierten: der entsprechende europäische Branchenindex zog um 0,4 Prozent an. Der Branchenindex für den Bausektor legte um mehr als ein Prozent zu.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)