Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck in den USA hat in den vergangenen Monaten stetig zugenommen. Niemand war daher wirklich überrascht, als Fed-Chairman Jerome Powell nach der jüngsten FOMC-Sitzung in schöner Zentralbankumständlichkeit feststellte, dass die Zuversicht der Fed hinsichtlich des Rückgangs der Inflation auf 2 Prozent wohl langsamer zunehme als bisher angenommen. In der Tat: Die monatlichen Inflationsraten, auf die in den USA besonders geachtet wird, sind seit Oktober 2023 stetig von 0,1 Prozent auf zuletzt 0,4 Prozent gestiegen und die Jahresteuerung lag im März bei 3,5 Prozent.

Am Mittwoch (14.30 Uhr) veröffentlicht das Arbeitsministerium nun die Verbraucherpreisdaten für April. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 3,4 (März: 3,5) Prozent gestiegen sind. An den Erwartungen hinsichtlich der Geldpolitik der Fed würde ein solches Ergebnis wohl wenig ändern, nachdem Powell gerade erst bestätigt hat, dass Zinssenkungen vorerst nicht auf der Agenda stehen. Von Interesse ist natürlich auch die Kernteuerung. Für sie wird laut Factset ein Rückgang auf 3,6 (3,8) Prozent erwartet.

Weitere wichtige US-Konjunkturdaten sind die zu den Erzeugerpreisen (Dienstag, 14.30 Uhr), den Einzelhandelsumsätzen (Mittwoch, 14.30 Uhr) und zur Industrieproduktion (Donnerstag, 15.15 Uhr) sowie die Konjunkturumfragen von New York Fed (Mittwoch, 14.30 Uhr) und Philadelphia Fed (Donnerstag, 14.30 Uhr). Wichtigste Daten aus dem Euroraum sind die zweite Veröffentlichung des Euroraum-BIP und des deutschen ZEW-Index.


   Eurostat bestätigt Anstieg des Euroraum-BIP um 0,3 Prozent 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums ist im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen. Das war mehr als erwartet, weil alle großen Länder positiv überraschten, sogar Deutschland. Bisher gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass dieser Wert nach unten revidiert werden müsste, zumal er mit 0,33 Prozent "auf der sicheren Seite" liegt. Die jüngsten in Deutschland veröffentlichten Daten lassen am hiesigen BIP-Plus von 0,2 Prozent ebenfalls keine Zweifel aufkommen.


   ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im Mai weiter 

Die Konjunkturerwartungen von Investoren für Deutschland dürften im Mai weiter gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Erwartungsindex auf plus 45,9 (April: plus 42,9) Punkte gestiegen ist. Die Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das erste Quartal hatte ein leichtes Wirtschaftswachstum gezeigt, das oberhalb der Erwartungen lag. Zudem sind bereits veröffentlichten Sentix-Konjunkturerwartungen ebenfalls gestiegen. Spannender wird sein, wie sich die Lagebeurteilung entwickelt hat, die im April weiter gesunken war.

Am Montag tagt die Eurogruppe der Finanzminister und am Mittwoch veröffentlicht der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) seine Frühjahrsprognose für die deutsche Wirtschaft. Die People's Bank of China entscheidet am frühen Mittwochmorgen über die Liquiditätszuteilung an Banken und den Zinssatz der mittelfristigen Kreditfazilität (MLF).

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May 10, 2024 09:00 ET (13:00 GMT)