Kairo (Reuters) - Israelische Truppen dringen immer weiter in die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens ein.

Einwohner berichteten am Dienstag, die Soldaten seien mit Unterstützung von Panzern in den Bezirken Al-Dschneina, Al-Salam und Al-Brasil im Osten der Stadt an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Kämpfer der radikal-islamischen Hamas und Soldaten lieferten sich Gefechte, schrieb ein Einwohner der Nachrichtenagentur Reuter über einen Kurznachrichtendienst. Auch in anderen Teilen der Küstenregion wurde gekämpft. Einwohner im Norden und Süden sprachen von den heftigsten Gefechten seit Monaten.

Damit bleibt die israelische Regierung bei ihrer Linie, trotz wachsender internationaler Kritik die Angriffe auf Rafah fortzusetzen. Nach ihrer Darstellung haben sich dort die letzten vier Hamas-Bataillone verschanzt. In die Stadt haben sich über eine Million Palästinenser geflüchtet, die aus anderen Teilen des Gazastreifens vertrieben worden sind. Israel hat die Menschen in Rafah dazu aufgefordert, bestimmte Viertel zu räumen. Seit der vergangenen Woche sind nach Angaben des Palästinenserhilfswerks UNWRA eine halbe Million Menschen aus der Stadt geflohen.

UN WARNEN VOR KATASTROPHE

Die UN warnen seit Wochen vor einer humanitären Katastrophe. Die USA haben wegen der Vorstöße auf Rafah ihre Militärhilfe für Israel eingeschränkt. Katars Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani erklärte am Dienstag, die israelischen Einsätze würden die Bemühungen um eine Feuerpause und um die Freilassung israelischer Geiseln zunichtemachen.

In sozialen Medien wurde ein Video verbreitet, auf denen Panzer in Teilen Rafahs zu sehen sind. Reuters konnte es nicht verifizieren. Die Hamas berichtete, einen Truppentransporter im Stadtteil Al-Salam zerstört und dabei mehrere Soldaten getötet zu haben. Die israelische Armee nahm zu den Darstellungen zunächst nicht Stellung, sondern erklärte lediglich, "mehrere bewaffnete Terroristenzellen" ausgeschaltet zu haben.

An anderer Stelle im Gazastreifen, nahe Gaza-Stadt im Norden, zerstörten Bulldozer nach Berichten von Anwohnern Häuserzeilen, um eine Schneise für den Vorstoß von Panzern zu schaffen. In Dschabalia ebenfalls im Norden berichteten Bewohner, dass israelische Truppen mit Artillerie-Unterstützung von Panzern versuchten, bis zum örtlichen Markt vorzustoßen.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi und Clauda Tanios, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)