Genf (Reuters) - Der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen sieht Hinweise für mehrfache Verletzungen des Kriegsrechts durch die israelische Armee.

Nach einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht seines Büros haben die Soldaten im Gazastreifen möglicherweise wiederholt nicht zwischen Hamas-Kämpfern und Zivilisten unterschieden. "Das Gebot, Mittel und Methoden der Kriegsführung zu wählen, die zivilen Schaden vermeiden oder zumindest so gering wie möglich halten, scheint bei der israelischen Bombenkampagne konsequent verletzt worden zu sein", sagte der UN-Hochkommissar Volker Türk.

Die israelischen Streitkräfte hätten "möglicherweise systematisch gegen die Grundsätze der Unterscheidung, der Verhältnismäßigkeit und der Vorsichtsmaßnahmen bei Angriffen verstoßen", heißt es in dem UN-Bericht. Israel wies die Vorwürfe zurück. Dem Hochkommissar würden Fakten fehlen, ihm liege ein unvollständiges Bild vor. Jeder Versuch, rechtliche Schlussfolgerungen zu ziehen, müsse fehlerhaft sein, erklärte die israelische Vertretung am UN-Sitz in Genf.

Der UN-Bericht fußt auf sechs Kampfhandlungen zwischen dem 7. Oktober und dem 2. Dezember. Das UN-Menschenrechtsbüro war nach eigenen Angaben in der Lage, die dabei eingesetzten Waffen, Mittel und die Methoden zu bewerten. Das Büro warf Israel vor, keine glaubwürdigen und transparenten Untersuchungen der Vorfälle eingeleitet zu haben. Deswegen habe man sich zur Veröffentlichung des UN-Berichts entschlossen.

"Wir fordern vor allem die israelischen Behörden auf, Schritte zu unternehmen, um sicherzustellen, dass ordnungsgemäße und transparente Untersuchungen durchgeführt werden", sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani. Sollten keine transparenten Untersuchungen möglich sein, seien auch internationale Maßnahmen nötig.

Durch Israels Luft- und Bodenoffensive sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mehr als 37.400 Palästinenser getötet worden. Israel begann seine Offensive, nachdem Hamas-Kämpfer am 7. Oktober im Süden Israels nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und über 250 Geiseln genommen hatten.

(Bericht von Gabrielle Tétrault-Farber, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)