FRANKFURT (awp international) - Der Franken hat am Montag angesichts hoher Verunsicherung und zum Teil panischen Reaktionen an den Finanzmärkten stark zugelegt. Wie neueste Daten zeigen, hat die SNB in der vergangenen Woche wieder deutlich am Devisenmarkt interveniert und dürfte das wohl auch am frühen Montagmorgen getan haben.

Das für die Schweizer Wirtschaft wichtigste Währungspaar EUR/CHF sank im asiatischen Handel bis auf 1,05435 und damit auf den tiefsten Stand seit rund 5 Jahren. Kurz nach 8 Uhr gab es dann allerdings wieder einen schnellen Anstieg auf den Stand von aktuell 1,0585. Noch stärker unter Druck als der Euro war zuletzt der US-Dollar. Dieser sank zum Franken bis auf 0,9183 Franken, erholte sich dann aber ebenfalls wieder auf zuletzt 0,9296.

Die SNB dürfte wohl am Markt interveniert und Franken verkauft haben, heisst es am Markt. Fast sicher war das auch letzte Woche der Fall. Der Durchschnitt der Franken-Sichtguthaben bei der SNB für die vergangene Woche (Mittwoch bis Mittwoch) stieg jedenfalls um weitere 2,7 Milliarden auf 598,5 Milliarden Franken, wie die Nationalbank am Montag mitteilte.

Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als guter Indikator für mögliche Interventionen der SNB zur Frankenschwächung. Sie kauft dann etwa Fremdwährungen und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. In den letzten sechs Wochen sind die Sichtguthaben damit um gut 11 Milliarden angestiegen.

Aufgrund der Dollar-Schwäche stieg der im frühen Handel bis auf 1,1495 US-Dollar, was der höchste Stand seit Februar 2019 war. Aktuell hat sich das Währungspaar aber wieder auf 1,1387 abgeschwächt.

Unter Druck neben dem Dollar sind auch Rohstoffwährungen wie der australische und der kanadische Dollar. Noch deutlicher fielen die norwegische Krone und der russische Rubel. So sank der Rubel zum Euro um acht Prozent. Er erreichte den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Auch der US-Dollar gab zu vielen Währungen nach. Händler verweisen auf den Zinssenkungsspielraum der US-Notenbank. Zudem wird in den USA viel Schieferöl produziert.

"Die Verunsicherung ist hoch und die Perspektiven für Konjunktur und Märkte schwer abzuschätzen, zumal jetzt noch die Ölpreise kräftig fallen, nachdem sich die Opec und Russland nicht auf eine Förderkürzung einigen konnten", erklärten Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Obwohl in China die Infektionszahl ein Plateau erreicht zu haben scheint, rollt die Corona-Welle weiter und noch ist nicht abzusehen, wann dies ein Ende hat."

Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann hält bei grösseren Verwerfungen an den Finanzmärkten auch einen noch deutlicheren Rückgang des Dollarkurses für möglich. "Das grosse, langfristige Problem des Dollar könnte auf's Trapez kommen, die Auslandsverschuldung der US-Volkswirtschaft", heisst es in einem Kommentar. Es sei in einem extremen Szenario nicht ausgeschlossen, dass der Eurokurs über 1,30 Dollar steigt, so Leuchtmannn. /jsl/jkr/jha/uh/kw