London (Reuters) - Nach Zinserhöhungen in Serie pausiert die Bank of England (BoE) erneut und kündigt zugleich eine anhaltend straffe Linie an. Sie beschloss am Donnerstag, den geldpolitischen Schlüsselsatz von 5,25 Prozent beizubehalten - das höchste Niveau seit 15 Jahren.

Die Londoner Währungshüter hatten ihre Serie von 14 Zinsschritten im September gestoppt, mit denen sie sich gegen die hohe Inflation stemmten. Der Beschluss, nun erneut zu pausieren, war intern jedoch umstritten: Die Entscheidung fiel mit sechs zu drei Stimmen. Die BoE signalisierte, dass die Geldpolitik trotz trüber Konjunkturaussichten für geraume Zeit restriktiv bleibt - also die Wirtschaft bremst.

Die Zentralbank erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt im Sommer stagnierte und im laufenden vierten Quartal nur um magere 0,1 Prozent zulegen wird. Für 2024 wird eine Stagnation und für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,25 Prozent prognostiziert.

Trotz dieser wenig rosigen Aussichten ist eine Zinserhöhung nicht vom Tisch: "Eine weitere Straffung der Geldpolitik wäre erforderlich, wenn es Anzeichen für einen hartnäckigeren Inflationsdruck gäbe", teilte die BoE weiter mit. Laut BoE-Chef Andrew Bailey liegt noch eine beträchtliche Wegstrecke vor der Notenbank, um die Inflation zu brechen. Es gebe absolut keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. Die Inflation sei immer noch zu hoch. "Wir werden die Zinsen genügend lange hoch genug halten, um sicherzustellen, dass die Inflation wieder das Ziel von zwei Prozent erreicht", so das Credo Baileys.

Die britischen Verbraucherpreise waren im September um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Damit ist die Inflationsrate nach wie vor die höchste unter den großen Industriestaaten. Die meisten Ökonomen erwarten jedoch, dass die Teuerung im Oktober zurückgegangen ist.

Nach den Worten Baileys wird die Zentralbank genau beobachten, ob weitere Zinserhöhungen erforderlich sind: "Es ist viel zu früh, um über Zinssenkungen nachzudenken." Die Bank of England wandelt mit ihrer erneuten Zinspause auf den Spuren der US-Notenbank Federal Reserve. Diese hatte am Mittwoch den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen. Fed-Chef Jerome Powell machte ebenfalls deutlich, dass Zinserhöhungen noch nicht vom Tisch und Senkungen zurzeit kein Thema für die US-Währungshüter seien.

ENDE DER FAHNENSTANGE ERREICHT?

Nach Ansicht von LBBW-Experte Elmar Völker gibt es mit Blick auf die BoE wachsende Anzeichen, dass das Ende der Fahnenstange bei den Zinsanhebungen erreicht sein könnte: "Die Neigung zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik bleibt zwar bestehen, scheint jedoch schwächer ausgeprägt als noch auf der vorangegangenen Sitzung." Hierauf deute die Tatsache hin, dass die Minderheit der Befürworter einer Zinsanhebung kleiner geworden sei. Im September war die Entscheidung, eine erste Pause einzulegen, mit fünf zu vier Stimmen denkbar knapp ausgefallen.

(Bericht von William Schomberg, Andy Bruce, geschrieben von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)