BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeskriminalamt (BKA) geht laut einem Bericht des Spiegel von staatlicher Sabotage an den leckgeschlagenen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 aus und warnt vor weiteren Sabotageaktionen gegen kritische Infrastruktur. Das Magazin zitierte aus einem Schreiben des Staatsschutzes an Vertreter der Wirtschaft. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann wollte den Spiegel-Bericht nicht kommentieren und sagte lediglich, nach Informationen, die der Bundesregierung vorlägen, handele es wohl um einen "vorsätzlichen Sabotageakt".

Die Aufnahme von Gaslieferungen über den unbeschädigten Strang B von Nord Stream 2, wie es der russische Energiekonzern Gazprom vorgeschlagen hatte, lehnte Hoffman ab. Der Grund für die schon länger ausbleibenden russischen Gaslieferungen an Deutschland seien nicht defekte Gaspipelines, sondern dass Russland nicht mehr liefern wolle und dafür Vorwände gefunden habe. "Insofern gehen wir davon aus, dass Russland kein zuverlässiger Lieferant ist, egal durch welche Röhren", sagte Hoffmann.

In dem BKA-Schreiben an die Wirtschaft heißt es laut Spiegel, dass es zwar bisher noch keine Erkenntnisse "zur Urheberschaft der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines" gebe. Doch erscheine "insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Komplexität der Tatausführung sowie einer entsprechenden Vorbereitung das Agieren staatlicher Akteure wahrscheinlich".

Das BKA warnte zudem in dem Schreiben, dass es zu weiteren Sabotageaktionen gegen kritische Infrastruktur kommen könnte - "in quantitativ und gegebenenfalls auch qualitativ gesteigerter Form". Attacken könnten sich demnach gegen Gas- und Stromleitungen sowie Internetkabel in der Tiefsee richten.

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October 05, 2022 08:15 ET (12:15 GMT)