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FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Die überraschend lange und kostspielige Versteigerung der 5G-Mobilfunkfrequenzen in Deutschland ist zu Ende - und der Markt in Feierlaune. Am Donnerstag legten die Aktienkurse der beteiligten Telekomunternehmen teils deutlich zu.

Die Kosten der "epischen" Auktion lägen zwar gut 50 Prozent über den ursprünglichen Analystenerwartungen, erklärte ein Händler. Doch am Markt dominiere die Erleichterung über das Ende der Unsicherheit. Die Deutsche Telekom, Telefonica Deutschland, 1&1 Drillisch und der einzige ausländische Interessent Vodafone bezahlen für die 5G-Frequenzblöcke insgesamt rund 6,55 Milliarden Euro. Fachleute hatten nur mit 3 bis 5 Milliarden Euro gerechnet.

Am stärksten profitierte Drillisch vom Ende der Auktion: Die Aktien setzten sich mittags mit einem Kurssprung von über sechseinhalb Prozent an die MDax-Spitze, gefolgt von den Papieren des Mutterkonzerns United Internet, die um viereinhalb Prozent vorrückten. Marktbeobachter sprachen von einer folgerichtigen Entwicklung, da beide Aktien in den vergangenen Wochen besonders stark unter Druck gestanden hatten.

Die Anteilsscheine von Telefonica Deutschland belegten mit knapp drei Prozent Plus ebenfalls einen der vorderen Plätze im Index der mittelgroßen Werte. Dagegen reichte es beim Dax-Konzern Deutsche Telekom nur für einen Kursanstieg von gut einem halben Prozent. In London legten Vodafone-Titel um fast ein Prozent zu.

Experten sehen nun vor allem Drillisch im Fokus. Der Neueinsteiger, der bislang über kein eigenes Netz verfügt, habe noch nicht allzu viele Details über seine Pläne veröffentlicht, erklärte Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank. Vermutlich ein Grund, warum die Papiere ihr anfängliches Plus von bis zu 16,5 Prozent nicht halten konnten.

Für Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies ist es noch keinesfalls sicher, dass Drillisch selbst zum Netzbetreiber wird. Dies hänge von Verhandlungen mit den Geschäftspartnern ab, deren Antennen man bisher nutze. Er glaubt jedoch, dass das verlässliche Management, das bisher große Erfolge verweisen kann, das Beste herausholt. Genug finanziellen Spielraum gebe es auch nach Zahlung der rund 1,1 Milliarden Euro für die Frequenzblöcke.

Auch das ersteigerte Frequenzspektrum sollte wohl für ein eigenes Netz ausreichen, ergänzte ein Börsianer. Es drohten aber Unsicherheiten wegen der Finanzierung sowie der Beziehungen zum bisherigen Kooperationspartner Telefonica Deutschland. Eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit wäre für Drillisch besser als der Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes und eine "Win-Win"-Situation für beide Unternehmen, meint UBS-Experte Polo Tang.

An den von Fachleuten und Politikern erwarteten positiven Folgen der Auktion für die Verbraucher äußerte Analyst Akhil Dattani von JPMorgan Zweifel. Angesichts der hohen Schulden der an der Auktion beteiligten Unternehmen dürfte sich der Wettbewerb trotz eines möglichen weiteren Netzanbieters erst einmal in Grenzen halten./ag/mis/gl/jha/