Nach dem Rücktritt von Martin Zielke lähmt die Suche nach einem neuen Vorstandschef die Commerzbank.

"Wir haben große Fortschritte bei der Überarbeitung der Strategie gemacht", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Pläne wolle man aber erst vorstellen, wenn ein neuer Chef feststeht. Orlopp wird selbst als Kandidatin für den Posten gehandelt. Unklar blieb, wann Zielkes Nachfolger oder Nachfolgerin ernannt werden soll. "Der neue Aufsichtsratschef wurde gerade erst genannt", sagte die 50-Jährige. "Ich bin nicht bereit, mich zum Zeitplan zu äußern." Der Aufsichtsrat hatte den früheren LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter am Montag gegen den erbitterten Widerstand des Großaktionärs Cerberus zum neuen Aufsichtsratschef benannt.

Bei dem im vergangenen Herbst beschlossenen Umbau erwartet Orlopp in diesem Jahr keine großen Fortschritte. "Wir werden dieses Jahr keine hohen Restrukturierungskosten verbuchen." Voraussichtlich könne die Bank mit den Arbeitnehmervertretern nur über Freiwilligenprogramme verhandeln. Zudem brauche man wegen drohender Kreditausfälle in der Corona-Krise Flexibilität beim Kapital. Für den im letzten Jahr beschlossenen Umbauplan werde man rund 200 Millionen Euro an Kosten verbuchen - abhängig von den Gesprächen mit den Arbeitnehmern.

Die Commerzbank hatte im vergangenen Herbst den Abbau von 4300 Stellen angekündigt, um die Kosten zu drücken. Doch die Pläne fielen bei Investoren durch. Der Finanzinvestor Cerberus sprach mit seiner Kritik an den wenig ambitionierten Plänen für den Konzernumbau vielen Anlegern und wohl auch dem Bund aus dem Herzen. Die Kampagne führte vor einem Monat zu den überraschenden Rücktritten von Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann und Vorstandschef Zielke. Finanzkreisen zufolge plant die Commerzbank nun den Abbau von insgesamt 10.000 Stellen und die Schließung der Hälfte der 1000 Filialen, um die Rendite mittelfristig auf sieben Prozent zu heben. "Die Straffung des Auslandsgeschäft ist selbstverständlich Teil der Diskussionen", sagte Orlopp, die sich ansonsten zur neuen Strategie bedeckt hielt.