Bereits jetzt stehe fest, dass die Kündigung von Verträgen durch die Erstversicherungs-Kunden nach deutlichen Preiserhöhungen im zweiten Halbjahr mindestens 264 Millionen Dollar (228 Millionen Euro) vor Steuern kosten werde, sagte Finanzvorstand Roland Vogel am Donnerstag. Er erwarte, dass diese Zahl auf 300 bis 400 Millionen Dollar, im Extremfall sogar bis zu 600 Millionen Dollar steigen werde. "Dies nehmen wir in Kauf, da wir dadurch höhere Verluste in den Folgejahren vermeiden", sagte Vorstandschef Ulrich Wallin. Für den weltweit drittgrößten Rückversicherer hatten sich die 2009 erworbenen Verträge als Verlustgeschäft entpuppt, weil die Sterblichkeit der Amerikaner höher war als gedacht.

Trotz der Sonderbelastung hält die Hannover Rück an ihrem Ziel fest, den Gewinn in diesem Jahr auf mehr als eine Milliarde Euro zu schrauben. "Im Moment gehen wir fest davon aus, dass wir die Milliarde schaffen werden", sagte Vogel. Der Rückversicherer profitiert davon, dass Naturkatastrophen und andere Großschäden in diesem Jahr bisher kaum eine Rolle spielten. Nur 93 Millionen Euro hat er bisher dafür ausgegeben, eingeplant sind für 2018 bis zu 825 Millionen Euro. Das Unglück beim Bau einer Talsperre in Kolumbien, das den Branchenführer Münchener Rück stark belastet, werde Hannover Rück allenfalls einen kleineren zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Vogel.

Nach sechs Monaten stand ein Nettogewinn von 555 Millionen Euro zu Buche, der um vier Prozent über Vorjahr und über den Analysten-Erwartungen lag. Die gebuchten Bruttoprämien stiegen um elf Prozent auf 10,0 Milliarden Euro, ohne Währungseffekte hätten sie sogar um 18 Prozent zugelegt. Bei der Erneuerung von Verträgen zum 1. Juli zeichnete Hannover Rück 16 Prozent mehr Geschäft, obwohl die Preise nur um knapp ein Prozent anzogen. "Das ist ein bisschen weniger, als wir uns erhofft haben", sagte Vogel.

Die Aktionäre der Hannover Rück sollen für 2018 mindestens eine stabile Dividende von fünf Euro je Aktie bekommen. Dabei schüttet die Talanx-Tochter künftig bis zu 45 Prozent des Nettogewinns als Basisdividende aus, bisher lag die Obergrenze bei 40 Prozent. Durch regelmäßige Sonderdividenden hatte die Ausschüttungsquote in den vergangenen Jahren jedoch zumeist darüber gelegen.