MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bau-Boom hält den Spezialchemie-Konzern Wacker Chemie trotzt schwächerer Geschäfte mit der Solarindustrie auf Kurs zu den Jahreszielen. "Nach den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres sind wir auf einem guten Weg, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Konzernchef Rudolf Staudigl laut Mitteilung vom Donnerstag. Besonders bei Silikonen sei die Nachfrage sehr hoch. Im Geschäft mit Polysilizium für die Solarindustrie bremsten derweil weiterhin niedrigere Verkaufspreise.

Der Konzernumsatz soll 2018 im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen und der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um einen mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Im vergangenen Jahr hatten die Bayern hier Werte von 4,9 Milliarden Euro sowie rund 1 Milliarden Euro erzielt. Etwas mehr als die in Aussicht gestellten Zuwächse könnte es am Ende aber werden: Das Unternehmen betonte bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag in München erneut, dass die aktuelle Gewinnprognose übertroffen werden könnte.

Gerettet haben dürfte den Ausblick das weiterhin brummende Geschäft mit Silikonen etwa für die Bau-, Auto- und Chemieindustrie. Hier rechnet das Unternehmen nach einem starken Wachstum im zweiten Quartal dank der hohen Nachfrage mit einem deutlicheren Anstieg von Umsatz und Gewinn als noch im Frühjahr. Wacker komme ein knappes Silikon-Angebot zugute, was die Preise antreibe, erklärte Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan.

Für die Polysilizium-Sparte wurde Wacker Chemie hingegen vorsichtiger: Statt eines leichten Anstiegs des operativen Gewinns (Ebitda) wird 2018 nun mit einem Rückgang gerechnet. Hier hatten im zweiten Quartal niedrigere Verkaufspreise sowie die Anlaufkosten für Produktionsanlagen am US-Standort Charleston auf den Gewinn gedrückt. Die Anlage zur Herstellung von Reinstsilizium für die Solarindustrie war im vergangenen Jahr bei einem Unglück beschädigt worden.

Letztendlich stieg der Konzernumsatz im zweiten Quartal um mehr als 9 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro. Gegenwind kam von höheren Rohstoffkosten. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte auch deshalb mit einem Plus von knapp 3 Prozent auf 260,5 Millionen Euro nicht ganz so deutlich zu.

Unter dem Strich verdienten die Bayern mit 83,5 Millionen Euro 38 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das dicke Plus lag vor allem am guten Abschneiden der Beteiligung Siltronic, die Halbleiter-Wafer für die boomende Chipbranche herstellt. Während der Umsatz etwas über den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten lag, blieb Wacker gewinnseitig etwas dahinter zurück.

Allein das Silikon-Geschäft rettete die Resultate laut dem JPMorgan-Analysten Udeshi, während alle anderen Sparten die Erwartungen verfehlt hätten. Grundsätzlich könne aber von einer besser als befürchteten Entwicklung gesprochen werden.

Der Aktienkurs schnellte denn auch am Vormittag um 5,23 Prozent auf 122,80 Euro nach oben. Die jüngste Erholung setzte sich damit fort, nachdem die Papiere im Juni wegen der Furcht vor einem schwachen Solarmarkt infolge neuer Solarstrom-Obergrenzen in China bis auf 106 Euro gefallen waren. Trotz der Kursgewinne seither fehlen bis zum Mehrjahreshoch von 176,80 Euro aus dem Januar noch rund 44 Prozent./mis/mne/fba