Es gebe Gespräche der Unternehmen darüber, wie die hohen Ressourcen für die nächste Generation autonomer Fahrzeuge aufzubringen seien, sagte eine Person mit Kenntnis des Vorgangs der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Zuvor hatte das "Manager Magazin" berichtet, ein Bündnis aller deutschen Autohersteller sowie der großen Zulieferer Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen sei dafür geplant.

Hintergrund sind die milliardenhohen Entwicklungskosten für die Technologie, die mit der sich abkühlenden Autokonjunktur immer schwerer zu stemmen sind. Außerdem hat die Google-Tochter Waymo durch den früheren Start mit der Technologie nach den Worten von VW-Chef Herbert Diess einen Vorspruch von ein bis zwei Jahren gegenüber den traditionellen Autobauern. Diess und BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich sollen an der Industrieallianz arbeiten, berichtete das Magazin. "Ein Hersteller allein kann das nicht stemmen", zitierte es einen hochrangigen VW-Manager. Die Initiative soll für die Zulieferer und andere Partner offen sein, um nicht mit dem Kartellrecht in Schwierigkeiten zu kommen.

Nach früheren Berichten von "Handelsblatt" und "Bloomberg" prüfen BMW und Daimler bereits gemeinsame Projekte, um Geld zu sparen - dazu gehört auch das autonome Fahren. Bei dem noch breiteren Bündnis geht es Insidern zufolge nicht um die für Anfang nächsten Jahrzehnts geplanten teilautonomen Fahrzeuge, an denen die beiden Premiumanbieter schon mit Partnerunternehmen arbeiten. Daimler tat sich dafür mit Bosch zusammen. BMW schmiedete eine Kooperation mit den Technologiefirmen Intel, Mobileye, dem Auftragshersteller Magna, Fiat Chrysler sowie den Zulieferern Continental und Delphi. Der aktuelle Plan ziele aber erst auf den sehr teuren Sprung einige Jahre später zum völlig fahrerlosen Auto.

Wie das Magazin weiter berichtete, verhandelten hochrangig besetzte Teams der beteiligten Unternehmen bereits konkret. Im März wollten die Vorstandschefs entscheiden, ob es zu einer großen Lösung komme. Das zogen Insider der Autokonzerne jedoch in Zweifel. Eine Allianz mit vielen Beteiligten sei schwer zu bewerkstelligen, erklärte einer von ihnen.

BMW UND VW FÜR OFFENE PLATTFORMEN

Ein BMW-Sprecher sagte, der Autobauer verfolge zusammen mit anderen Herstellern, Zulieferern und Technologieunternehmen eine "nicht-exklusive Plattform" für das autonome Fahren. Weitere Unternehmen hätten Interesse an einer Zusammenarbeit. Zu Medienspekulationen wolle sich BMW aber nicht äußern. Daimler, Bosch, Continental und ZF lehnten Stellungnahmen ab.

Volkswagen äußerte sich ähnlich wie BMW auf Anfrage nur allgemein dazu. Partnerschaften und ein umfangreiches Entwicklungsnetzwerk seien essenziell angesichts der hohen Investitionen, notwendigen Tests und Standardisierungen beim autonomen Fahren. "VW verfolgt hierbei den Ansatz einer offenen Plattform, um möglichst viele Partner einzubinden." Volkswagen ziehe dafür verschiedene wirtschaftliche Gemeinschaftsprojekte mit anderen Unternehmen in allen Regionen der Welt in Betracht.