FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Zinsentscheid der US-Notenbank hat zwar nicht überrascht, der Ausblick aber dafür um so mehr. Der Zinsgipfel scheint doch noch nicht erreicht. Im Handel mit Unternehmensanleihen kommen Sixt und Porsche gut an, aber auch Katjes und Mutares.

22. September 2023. Es herrscht schlechte Laune am Anleihe- wie am Aktienmarkt. "Die Aussicht auf hohe Zinsen für längere Zeit hat Anlegern die Stimmung vermiest", berichtet Tim Oechsner von der Steubing AG. Dabei hat die US-Notenbank die Leitzinsen am Mittwoch dieser Woche - wie erwartet - unverändert belassen.

Anleiherenditen kletterten vielerorts auf Mehrjahreshochs: So stieg die Rendite zehnjähriger US-Treasuries auf 4,50 Prozent, das war der höchste Stand seit 2007. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten in der Spitze mit 2,78 Prozent, am Freitagmorgen sind es immer noch 2,71 Prozent.

Höhere Zinsen dank "weicher Landung"

"Der Renditeanstieg ist auf die neuen, deutlich besseren Konjunkturaussichten der Fed und die aktualisierten Leitzinsprojektionen zurückzuführen," erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Die Notenbank halte eine Rezession offenbar für immer unwahrscheinlicher. "Eine ‚weiche Landung‘ der Wirtschaft rechtfertigt im Umkehrschluss dauerhaft höhere Zinsen, um die Inflation effektiv einzudämmen." Das sieht auch Oechsner so: "Höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum ­- das ist die schmerzhafte Zusammenfassung der Fed-Botschaft." Baldige Zinssenkungen seien erst einmal vom Tisch.

Die Bank of England, die Schweizer Nationalbank und die Bank of Japan sahen in dieser Woche ebenfalls von einer erneuten Zinserhöhung ab. Weiter Erhöhungen gab es dagegen in Schweden und Norwegen, wie bereits in der Eurozone in der Vorwoche. Laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sind die Leitzinsen hier nun auf einem Niveau, das die Inflation wieder in den Zielbereich der Währungshüter bringen könne. In Stein gemeißelt sei jedoch nichts, erklärte Lane.

Neue Rumänien-Anleihen gefragt

Angesichts der deutlich höheren Zinsen finden Staatsanleihen auch bei Privatanleger*innen wieder Zuspruch: Viel gekauft werden beispielsweise Rumänien-Anleihen, wie Rainer Petz von Oddo BHF feststellt, etwa die diese Woche emittierte mit Fälligkeit 2033 und Kupon von 6,375 Prozent (XS2689948078). Arthur Brunner von der ICF Bank sieht auch viel Kaufinteresse an Staatsanleihen Italiens (IT0005438004), Österreichs oder Deutschlands, durchaus auch Langläufer. Oechsner meldet gute Nachfrage für eine bis 2026 laufende Anleihe des Europäischer Stabilitätsmechanismus ESM (EU000A1U9944), die aktuell 3,25 Prozent abwirft.

Überschaubare Laufzeiten, überzeugende Namen

Im Handel mit Unternehmensanleihen sind weiter kurze und mittlere Laufzeit sowie bekannte Namen gesucht. Beispiele sind Papiere des Autovermieters Sixt (DE000A351WB9) oder der Porsche Automobil Holding (XS2643320018), wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Beide sind 2027 fällig. Oechsner registriert anhaltend gute Nachfrage nach Bonds der Porsche Automobil Holding mit Fälligkeit 2028 (XS2615940215). Alle rentieren um 4 Prozent.

Weiter gesucht ist Brunner zufolge die neue fünfjährige Unternehmensanleihe des Süßwarenherstellers Katjes (NO0012888769) mit 6,75 Prozent-Kupon. Ebenfalls gefragt: die im März emittierte Mutares-Anleihe (NO0012530965). "Mutares hat eine Beteiligung verkauft, das hat sich positiv ausgewirkt auf den Kurs."

Grüne Anleihen - Premiere für VW Leasing

Volkswagen Leasing hat diese Woche erstmals Green Bonds begeben, und zwar in drei Tranchen im Volumen von insgesamt 2 Milliarden Euro. Sie laufen bis 2026, 2029 und 2031 und bieten Kupons von 4,5 Prozent, 4,625 Prozent und 4,75 Prozent (XS2694872081, XS2694872594, XS2694874533). Mit einer Mindestanlagesumme von 1.000 Euro richten sie sich auch an Private. Das "Grüne" daran: Der Emissionserlös soll ausschließlich in Finanzierungsprodukte für rein batteriebetriebene Fahrzeuge fließen. Ebenfalls neue, privatanlegerfreundliche Anleihen kommen von der Deutschen Pfandbriefbank mit 3,625 Prozent bis 2027 (DE000A31RJZ2).

Grenke-Neuemission lässt Altanleihen schwächeln

Eine Neuemission kündigte zudem Grenke Finance an: Der Leasing-Spezialist für Bürokommunikation bietet 7,875 Prozent bis April 2027 (). Ältere Anleihen gerieten daraufhin unter Verkaufsdruck: Daniel registriert Verkäufe der im Mai emittierten mit Laufzeit bis 2026 und Kupon von 6,75 Prozent (XS2630524986). "Der Kupon der neuen Anleihe ist hoch." Auch Brunner verweist auf den "sehr hohen Kupon" des neues Bonds. Er sieht Abgaben in der noch bis 2025 laufende Anleihe mit 3,95 Prozent (XS2155486942).

Noch bis kommenden Montag, 12 Uhr, kann die neue Anleihe des Mannheimer Rohstoff- und Bergbauunternehmen Deutsche Rohstoff gezeichnet werden. Die Laufzeit geht bis 2028, der Kupon beträgt 7,5 Prozent (DE000A3510K1). Geplant ist ein Volumen von bis zu 100 Millionen Euro, die Mindestanlage beträgt hier 1.000 Euro.

Von: Anna-Maria Borse, 22. September 2023 © Deutsche Börse AG

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