FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Sie waren (einziger) Höhepunkt der Woche: die US-Inflationszahlen. Viel Neues haben sie aber nicht gebracht. Im Handel mit Unternehmensanleihen ziehen weiter kurze Laufzeiten und gute Namen.

11. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gehen die Leitzinserhöhungen weiter oder nicht? Die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Juli-Inflationszahlen für die USA haben darüber kaum Aufschluss gegeben. "Die US-Inflation sorgte für Bewegung, letztlich hat sich an der Sichtweise aber kaum etwas geändert, dass die Fed den Zinsgipfel womöglich schon erreicht hat", stellt Ralf Umlauf von der Helaba fest. Festlegen wolle sich die Fed allerdings nicht, sondern weitere Datenveröffentlichungen abwarten. "Daher gibt es Unsicherheit, und das Marktumfeld bleibt herausfordernd."

Die US-Inflationszahlen waren mit Spannung erwartet worden. Sie zeigten, dass die Inflation in den USA im Juli zwar wieder etwas gestiegen ist, und zwar um 3,2 Prozent nach 3 Prozent im Juni. Erwartet worden waren aber 3,3 Prozent. Die Kerninflation ging erwartungsgemäß von 4,8 auf 4,7 Prozent zurück.

Der Rentenmarkt reagierte zuerst mit einem Renditerückgang, dann ging es aber wieder nach oben. Im Wochenvergleich ergibt sich kaum Veränderung. Am Freitagmorgen rentieren zehnjährige Bundesanleihen mit 2,57 Prozent, zehnjährige US-Treasuries mit 4,10 Prozent.

"Fed wird Daten genauestens beobachten"

"Nachdem die Inflation in der ersten Jahreshälfte hartnäckig blieb, scheint die US-Wirtschaft in der zweiten Hälfte auf eine deutliche Disinflation zuzusteuern, also eine Verringerung des Preisanstiegs", bemerkt Tiffany Wilding, US-Ökonomin beim Vermögensverwalter Pimco. Sie geht weiterhin davon aus, dass die US-Kerninflation das Jahr bei etwa 3,3 Prozent im Jahresvergleich beenden wird. "Dennoch glauben wir, dass die Fed-Vertreter die Daten auch weiterhin genaustens beobachten und weitere Anzeichen für eine Verlangsamung der Wirtschaft abwarten werden, bevor sie die Inflation als besiegt ansehen."

Kurzläufer guter Bonität gefragt

Im Handel mit Unternehmensanleihen geht es ruhig zu, auch bedingt durch die Urlaubssaison. Tim Oechsner von der Steubing AG meldet gute Nachfrage nach Papieren von Mercedes-Benz (DE000A3LH6T7), der Deutschen Bank (DE000DB7XJJ2) und Toyota in US-Dollar (US892331AP43), fällig 2025 und 2026. Die aktuellen Renditen liegen bei 3,5 Prozent, 3,81 Prozent und 4,9 Prozent.

Viel um in beide Richtungen geht Oechsner zufolge in der 2024 fälligen Anleihe des schwächelnden Hafeninfrastrukturbetreibers und Rohstofflogistikdienstleisters R-Logitech (DE000A3LJCA6), die aktuell um 31,50 Prozent gehandelt wird. Für den Bereich Mittelstandsanleihen meldet der Händler Käufe und Verkäufe für die 2025 fällige Anleihe des Mannheimer Automatisierungsunternehmens Paul Tech mit aktueller Rendite von 17 Prozent (DE000A3H2TU8)

Immo-Anleihen: Kein Beton-Gold

Der Immobiliensektor sich weiter angeschlagen. Beispiele sind ERWE Immobilien (DE000A255D05), DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate (DE000A2YPAK1) und Preos Global Office Real Estate & Technology (DE000A254NA6). Schon länger ist bekannt, dass der Luxusimmobilienentwickler Euroboden (DE000A2YNXQ5, DE000A289EM6) massive Probleme hat und zwei Anleihen umstrukturieren will. "Heute hat Euroboden den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank.

Deutlich erholen konnte sich laut Brunner die Anleihe der Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DE000A254N04), die letzte Woche im Zuge der Brancheschwäche stark verloren hatte. Aktuell wird sie wieder zu 72 Prozent gehandelt nach 51 Prozent im Tief vergangene Woche.

von: Anna-Maria Borse, 11. August 2023 © Deutsche Börse AG

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