Frankfurt (Reuters) - Der Lkw-Hersteller Daimler Truck will die steigenden Rohstoff- und Energiekosten mit Preiserhöhungen auffangen.

Im Gesamtjahr sei mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag an Zusatzkosten zu rechnen, erklärte Finanzchef Jochen Goetz am Dienstag. Das solle über zweistellige Preiserhöhungen in den USA und Europa ausgeglichen werden. Der Weltmarktführer für Schwerlaster könne sie durchsetzen, weil aufgrund der Lieferprobleme durch den globalen Chip-Mangel die hohe Nachfrage nicht bedient werden könne. Diese werde auch 2023 noch anhalten, denn die Transportbranche könne die höheren Ausgaben für neue Laster wiederum an ihre Kunden weitergeben. "Am Ende muss der Verbraucher die höheren Input-Kosten bezahlen", sagte Goetz. "Wir sind zurück in einer Welt der Inflation, die wir nicht mehr gewöhnt waren."

Trotz der Lieferprobleme durch die Chip-Krise steigerte der Dax-Konzern im ersten Quartal Absatz, Umsatz und bereinigten Betriebsgewinn. Bereinigt um einen positiven Sonderfaktor legte das operative Ergebnis um elf Prozent auf 651 Millionen Euro zu. Der Umsatz wuchs, auch dank Preiserhöhungen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch stärker um 17 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Daimler Truck lieferte mit 109.000 Fahrzeugen acht Prozent mehr aus als vor Jahresfrist. Die Zahlen schoben die Aktien des Dax-Konzerns an. Mit Kursen um 28 Euro erreichten sie nach Sinkflug in den vergangenen Monaten wieder das Niveau der Erstnotierung im Dezember.

CHIP-KNAPPHEIT LÄSST NACH

Daimler hat in der Produktion mit dem Mangel an Halbleitern zu kämpfen, ist aber nicht wie Konkurrent Traton vom Engpass bei Teilen aus der Ukraine betroffen. "Der Auftragsbestand steigt weiter an und erreicht ein neues Rekordhoch", erklärte das Unternehmen mit Blick auf die hohe Nachfrage. Der mit der Corona-Pandemie ausgebrochene Mangel an Halbleitern soll sich im zweiten Halbjahr bessern, erklärte Goetz. Die Chip-Hersteller könnten mittlerweile wieder verbindlichere Zusagen zu Lieferungen machen. Es seien jetzt außerdem einfachere Chips betroffen, die von den derzeit schwächeren asiatischen Märkten auf die stärkeren in Europa und USA umgeleitet werden könnten.

Der Konzern bestätigte den Jahresausblick auf deutlich mehr Absatz, Umsatz und bereinigten Gewinn. Die Prognosespanne für den Jahresumsatz hoben die Schwaben um zweieinhalb Milliarden Euro an auf 48 bis 50 Milliarden Euro. Die bereinigte Rendite soll zwischen sieben und neun Prozent liegen nach 6,1 Prozent 2021. Im ersten Quartal betrugt die Marge 5,9 Prozent.

Das Einstellen des Russland-Geschäfts im Joint-Venture mit Kamaz kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges führe zu einer Wertminderung von insgesamt 200 Millionen Euro. Davon seien im ersten Quartal 170 Millionen Euro verbucht worden. Den verlorenen Absatz konnte der Nutzfahrzeughersteller an anderen Märkten sofort ausgleichen. Weiter unklar ist, wie es mit dem Gemeinschaftsunternehmen weitergeht. "Wir prüfen alle Optionen", sagte Goetz. Angesichts möglicher wirtschaftlicher Folgen des Krieges seien striktes Kostenmanagement und Liquiditätssicherung wichtiger denn je, erklärte der Finanzchef. "Wir lassen hier kein bisschen nach."