Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Milch bis Autos - verlangten durchschnittlich 6,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zuletzt waren die Preise im November 2020 gefallen. "Einen höheren Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat gab es zuletzt in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2009." Fachleute gehen davon aus, dass damit auch die Verbraucherpreise künftig weiter fallen. "Der Trend abnehmender Inflation in Deutschland setzt sich fort", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Ökonomen hatten mit einem Rückgang der Erzeugerpreise um 5,1 Prozent gerechnet, nach einem Mini-Anstieg von 0,1 Prozent im Juni. Von Juni auf Juli fielen die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent und damit stärker als erwartet. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese ebben zwar seit einiger Zeit tendenziell ab. Dennoch liegt die Jahresteuerung in Deutschland derzeit mit 6,2 Prozent immer noch vergleichsweise hoch. "In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate vor allem wegen eines zunehmend dämpfenden Beitrags der Energiepreise aus heutiger Sicht wohl weiter nachgeben", teilte die Bundesbank in ihrem Monatsbericht mit.

BILLIGERE ENERGIE BREMST PREISSCHUB BEI VERBRAUCHERPREISEN

Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im Juli 19,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Sie hatte sich kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 massiv verteuert. Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent. Mineralölerzeugnisse waren um 16,6 Prozent billiger. Leichtes Heizöl kostete 37,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und Tanken verbilligte sich um 11,3 Prozent. Klammert man Energie aus, waren die Erzeugerpreise 2,0 Prozent höher als vor einem Jahr und sanken zum Juni um 0,4 Prozent.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+87,5 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln und Schweinefleisch kosteten je knapp ein Drittel mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 18,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. "Nur wenige Produkte waren im Juli 2023 billiger als im Vorjahresmonat", erklärte das Amt. So kostete Butter 30,4 Prozent weniger, die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle sanken um 38,8 Prozent.

Die Preise für Vorleistungsgüter, die Firmen im Produktionsprozess verarbeiten, sanken um 3,4 Prozent. Dies lag vor allem an der Preisentwicklung für Metalle. Diese waren 10,5 Prozent billiger als im Juli 2022. Roheisen, Stahl und sogenannte Ferrolegierungen kosteten 17,7 Prozent weniger. Besonders stark verbilligten sich auch Düngemittel und Stickstoffverbindungen mit 36 Prozent sowie Holz mit 29 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)