Berlin (Reuters) - Die Binnenschifffahrt in Deutschland hat im vergangenen Jahr auch wegen der Beeinträchtigung durch das Niedrigwasser auf dem Rhein so wenig wie noch nie seit der Wiedervereinigung transportiert.

182 Millionen Tonnen an Gütern wurden auf den Wasserstraßen befördert und damit 6,4 Prozent weniger als 2021, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. "Das war das niedrigste Transportaufkommen seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990", hieß es dazu. "Mit ursächlich für diesen Tiefststand dürften Rückgänge in der Produktion wichtiger Transportgüter sowie das Niedrigwasser im August 2022 sein."

Ausbleibende Regenfälle sorgten am Rhein und anderen Flüssen in Deutschland im vergangenen Sommer wochenlang für Niedrigwasser, das zeitweise zu Pegelständen unter null führte. So lagen die Gütertransporte im August mehr als ein Viertel unter dem Wert des Vorjahresmonats: Mit 11,7 Millionen Tonnen wurden so wenig Güter auf den Binnenwasserstraßen befördert wie noch nie in einem Monat seit der deutschen Vereinigung. Auf dem Rhein werden etwa Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte wie Heizöl transportiert. Das Niedrigwasser beeinträchtigte auch die Leistung von zwei deutschen Kohlekraftwerken.

Die wichtigsten von Binnenschiffen beförderten Gütergruppen waren im vergangenen Jahr flüssige Mineralölerzeugnisse (27,0 Millionen Tonnen), Kohle (25,6 Millionen Tonnen), Steine und Erden (22,7 Millionen Tonnen) sowie Eisenerze (19,7 Millionen Tonnen). Diese Gütergruppen machten zusammen 52 Prozent des Transportaufkommens aus. Während es beim Großteil dieser Gütergruppen Rückgänge gab, nahmen die Kohletransporte um mehr als zwölf Prozent zu. "Wegen der Energiekrise und ausbleibender Gaslieferungen aus Russland setzte Deutschland mehr Kohle zur Stromerzeugung ein", so das Statistikamt. 84,1 Prozent der auf Binnenschiffen transportierten Kohle kam aus dem Ausland. Der größte Teil hiervon kam mit 92,2 Prozent aus den Niederlanden, weitere 7,6 Prozent kamen aus Belgien.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)