Börsen-Zeitung: Der Supertanker wendet, Kommentar zur Großbank HSBC
von Andreas Hippin
   Frankfurt (ots) - Die britische Großbank HSBC hat die Wende fast 
vollzogen. Wachstum in Asien, steigende Zinsen in den Vereinigten 
Staaten und Hongkong sowie ein größerer Risikoappetit der Kunden 
haben ihr den nötigen Schwung verliehen. Sorgen, dass die Dividende 
nicht mehr aus dem laufenden Geschäft gedeckt werden könnte, sind 
verpufft. Stattdessen erfreut das Management die Anleger mit 
Aktienrückkäufen. Die weit über die selbst gesetzte Zielspanne 
hinausgeschossene Kernkapitalquote macht es möglich.

   Anders als eine Dividendenerhöhung, die nur schwer wieder 
zurückgenommen werden kann, sind Aktienrückkäufe mit einer einmaligen
Sonderzahlung zu vergleichen, aus der keine weiteren Ansprüche 
entstehen. Greift man aber öfters zu diesem Mittel, können sich 
dennoch Entzugserscheinungen bemerkbar machen, wenn eine Zeit lang 
keine weiteren Rückkäufe folgen.

   Derzeit gibt es allerdings keinen Grund zu der Annahme, dass sich 
die gute Geschäftsentwicklung als nicht nachhaltig erweisen könnte. 
Zum einen hebt die Flut alle Boote. HSBC profitiert von der 
breitangelegten Erholung der Weltwirtschaft, die auch anderen 
Instituten zu besseren Ergebnissen verholfen hat - etwa in Form 
niedrigerer Wertberichtigungen für Problemkredite. Zum anderen ist 
das 1865 in Hongkong gegründete Institut zwar formal die größte Bank 
Europas und hat seinen Sitz seit einigen Jahren in London. Es handelt
sich aber um einen Supertanker, eines der letzten wirklich global 
tätigen Institute.

   Das Geschäft von HSBC findet in erster Linie in den 
Wachstumsregionen Asiens statt. Das Management verlagert zunehmend 
den Schwerpunkt in diese Richtung, der Verkauf des Brasiliengeschäfts
war ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Im chinesischen 
Perlflussdelta fasst das Institut zunehmend Fuß. Noch in diesem Jahr 
soll HSBC Qianhai Securities in Shenzhen an den Start gehen - das 
erste Wertpapierhaus der Volksrepublik, das sich mehrheitlich in 
ausländischem Besitz befinden wird.

   Für die Kosten im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens
hat HSBC 4 Mill. Dollar ins zweite Quartal gebucht. Alles in allem 
schätzt CEO Stuart Gulliver, dass der Umzug von Teilen des Geschäfts 
nach Paris mit bis zu 300 Mill. Dollar zu Buche schlagen wird. Das 
ist weniger als die Brandmauer kostet, die künftig das britische 
Retailgeschäft von riskanteren Geschäftsbereichen abschirmen soll. 
Man darf gespannt sein, welchen Umfang der nächste Rückkauf haben 
wird.

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