Börsen-Zeitung: Hoffnungswert, Kommentar zu Volkswagen von Stefan
Kroneck
   Frankfurt (ots) - Volkswagen steckt zwar noch mitten in der 
Aufarbeitung der Dieselabgas-Manipulationsaffäre, doch geht die 
VW-Vorzugsaktie seit einigen Wochen ab wie Schmidts Katze. Am Montag 
gewann das Papier zeitweise fast 5% auf über 145 Euro an Wert. Seit 
Anfang Dezember beträgt das Kursplus satte 20%.

   Getragen wird die Aktie von der Erwartung der Anleger, dass der 
Wolfsburger Autokonzern die größten bilanziellen Risiken von 
Dieselgate bald abgearbeitet hat. Nach den über 17 Mrd. Dollar teuren
Vergleichen mit den US-Umweltbehörden und der umgerechnet 1,5 Mrd. 
Euro umfassenden Entschädigung in Kanada steht VW angeblich kurz 
davor, sich mit dem US-Justizministerium zu einigen. Spekuliert wird 
über eine Strafzahlung von über 3 Mrd. Dollar.

   Trotz dieses weiteren dicken Brockens zählt an der Börse vor 
allem, dass VW den Deal noch vor dem Amtsantritt des künftigen 
US-Präsidenten Donald Trump unter Dach und Fach bringt. Packt der 
Konzern dies vor dem 20. Januar aber nicht, droht ihm unter dem neuen
Herrn im Weißen Haus ein langwieriges Verfahren, welches noch viel 
teurer ausfallen könnte. Insofern macht die sich abzeichnende Lösung 
Hoffnung, dass für VW in den USA bald das Gröbste überstanden ist. 
Zum Auftakt der Automesse in Detroit ist das für Volkswagen eine gute
Nachricht. Allerdings zeichnet sich immer mehr ab, dass der Konzern 
die bisher bezifferbaren Belastungen mit den für Dieselgate 
gebildeten Rückstellungen (18,2 Mrd. Euro) nicht abdecken kann. Die 
Wahrscheinlichkeit ist daher groß, dass VW im neuen Jahr nachlegen 
muss.

   Das würde die Profitabilität des Konzerns zusätzlich schmälern. 
Trotz guter Absatzzahlen steht die Marge wegen des Betrugsfalls 
weiter unter Druck. Zugleich muss das Unternehmen hohe Investitionen 
fürs Elektroauto und das autonome Fahren stemmen, um auf diesen 
Zukunftsfeldern mit den Wettbewerbern BMW und Daimler Schritt zu 
halten. Für Konzernchef Matthias Müller ist das ein Balanceakt, 
schließlich will er mit einer Umstrukturierung VW kosteneffizienter 
gestalten.

   Angesichts der vielen Baustellen ist es bemerkenswert, dass VW 
ausgerechnet jetzt Toyota von Platz 1 des weltgrößten Autoherstellers
verdrängt. Doch für die Anleger ist das nur eine Randnotiz. Für sie 
zählt, dass VW beim Thema Dieselgate rasch vorankommt. Gemessen am 
Kurs von 170 Euro im September 2015 - kurz bevor die Manipulation an 
die Öffentlichkeit kam - muss VW noch viel Überzeugungsarbeit 
leisten.

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