Zürich (awp) - Der Warenprüfkonzern SGS gibt am Donnerstag, 28. Januar, die Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2020 bekannt. Zum AWP-Konsens haben insgesamt vierzehn Analysten beigetragen.

2020E
(in Mio Fr.)          AWP-Konsens     2019A   
 
Umsatz                   5'643        6'600   
EBIT adj.                  873        1'063   
Reingewinn n. M.           508          660   
Reingewinn adj.            549          666   

(in Fr.)
Dividende je Aktie       79,21        80,00 

FOKUS: Der Warenprüf- und Inspektionskonzern SGS dürfte im Coronajahr 2020 einiges an Umsatz verloren haben. Vor allem während den Lockdowns im Frühjahr und zum Jahresende hin ist Geschäft verloren gegangen. Dank rasch umgesetzter Sparmassenahmen rechnen Analysten jedoch nur mit einem leichten Rückgang der Marge. Die Dividende wird in etwa auf Vorjahresniveau erwartet.

Die Anleger und Analysten warten nicht nur gespannt auf die Geschäftszahlen 2020, sondern auch auf die angekündigten Hinweise zur Strategieplanung. Im Kern will SGS den Megatrends im Prüfgeschäft folgend die Organisation vereinfachen und die Zahl der Divisionen von acht auf fünf reduzieren.

ZIELE: Im November hat SGS Angaben zum Geschäftsverlauf veröffentlicht. Das Geschäft habe sich vom Rückschlag im Lockdown-Frühling erholt, hiess es. In den Monaten Juli bis Oktober ging der Umsatz organisch zwar noch um knapp 4 Prozent zurück, im ersten Halbjahr betrug das Minus jedoch deutlichere 10 Prozent.

Die um Sonderfaktoren bereinigte operative Marge konnten die Genfer im Vergleich mit dem von Corona stark belasteten ersten Halbjahr im dritten Quartal klar steigern. Und das operative Ergebnis sei im mittleren einstelligen Prozentbereich angestiegen, hiess es weiter. Das sei den Sparmassnahmen zu verdanken.

Ab November musste sich SGS aber mit der zweiten Coronawelle und weiteren Lockdowns in Europa herumschlagen. Im Gegensatz zu den Lockdowns im Frühling seien die Geschäftsaktivitäten von SGS grösser, sagte CEO Frankie Ng. Es sei aber sehr schwierig, die Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung abzuschätzen. Auf eine Umsatzprognose für 2020 wurde daher verzichtet.

Frankie Ng und sein Team haben im letzten Jahr an der strategischen Ausrichtung für die Jahre 2021 bis 2023 gearbeitet. Eigentlich hätte der neue Plan im Herbst vorgestellt werden sollen, doch wegen Corona wurde das Investorentreffen auf Mai verlegt. Erste Angaben dazu will SGS nun anlässlich der Ergebnispublikation machen.

PRO MEMORIA: SGS hat im vergangenen Jahr weitere, zumeist kleinere Firmen übernommen und neue Partnerschaften abgeschlossen. Ziel dieser Schritte ist der weltweite Ausbau des Firmen- und Labornetzwerks und dabei auch die Nutzung von Synergien.

Einen grösseren Zukauf kündigten die Genfer letzten November mit der Übernahme der Testdienstleistungen der Münchner Synlab-Gruppe an. Für Synlab Analytics & Services (A&S) bezahlt SGS etwa 550 Millionen Euro, wobei dieser Betrag aus den vorhandenen finanziellen Mitteln gestemmt werden kann.

A&S erbringt Dienstleistungen in den Bereichen Umwelt, Lebensmitteltests und der sogenannten Tribologie und ist vor allem in Europa tätig. Im Jahr 2019 erzielte A&S mit rund 2'000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 202 Millionen Euro.

Zugekauft hat SGS gegen Ende 2020 einen 80%-Anteil an der auf geotechnisches Engineering spezialisierten Firma Ryobi Geotechnique International (Umsatz umgerechnet 27,5 Mio Fr.; Mitarbeiter: 487) aus Singapur und die neuseeländische Beratungsgesellschaft Engineering Control Limited (knapp 5 Mio Fr.; 27 MA).

Hinzugekommen sind im Sommer die französischen Fahrzeuginspektoren Groupe Moreau (2,8 Mio EUR; 32 MA) und CTA Gallet (2,6 Mio EUR; 26 MA). Davor verkaufte SGS in den USA das Occasionwagen-Inspektionsgeschäft (22 Mio USD; rund 300 MA) und übernahm die im Bereich der Kosmetik und Körperpflege tätige Thomas J. Stephens & Associates (15 Mio USD; 100 MA).

Zuletzt Mitte Januar 2021 hat SGS die Laboreinrichtungen International Service Laboratory (ISL) von Novartis Irland mit 100 Mitarbeitenden gekauft. Und Anfang 2021 wurde das britische Lebensmitteltestlabor Analytical & Development Services (ADS) mit rund 90 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von rund 6 Millionen britischen Pfund übernommen.

Eine einschneidende Veränderung hatte es im vergangenen Jahr im Aktionariat der SGS gegeben. Die Familie von Finck hat sich als Aktionärin in zwei Schritten zurückgezogen und ihren 15%-Anteil am Aktienkapital verkauft.

AKTIENKURS: An der Börse ist SGS gut ins neue Jahr gestartet. Seit Jahresbeginn kletterte der Kurs um knapp 4 Prozent in die Höhe, dies nachdem im Jahr 2020 ein kleines Plus resultiert hatte.

jl/mk/tv